Hohes spielerisches Niveau

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Kammerorchester der Universität Bamberg zu Gast

Ausgabe Nr. 2879

Wilhelm Schmidts (mit Mikrofon) führte auch durch das Programm und bedankte sich bei dem Publikum.                             Foto: Elisabeth DECKERS

Wie vertreiben sich Studenten die Zeit während der Ferien? Sie legen die Beine hoch oder reisen durch die Welt. Oder sie folgen ihrem Dirigenten zu einer Konzerttournee nach Rumänien. So machten es vergangene Woche jedenfalls die Studenten des Kammerorchesters der Universität Bamberg. Es waren 17 junge Musiker zu hören in Reps, in Heldsdorf und schließlich in der evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt. Das spielerische Niveau der jungen Leute war hoch, was erst recht zu bewundern ist, wenn man weiß, dass die meisten von ihnen das Geige-, Bratsche- oder Cellospielen als Hobby betreiben. Ihre Hauptbeschäftigung ist das Studium der Informatik, der Psychologie, der Rechtswissenschaft oder anderer Fächer, die mit dem Musikmachen nichts zu tun haben.

Es ist eine schöne Tradition der Universitäten in Deutschland, dass sie beinahe alle für ihre Mitglieder und Ehemaligen die Möglichkeit anbieten, im Chor zu singen oder in einem Orchester zu spielen. Dieses Programm wird verantwortet von einem Musikdirektor, der zwar mit vielen Wechseln in den Ensembles leben muß, aber ansonsten frei ist an Aufführungen zu planen, was die Qualität der Musikzierenden hergibt.

Dass diese Qualität außergewöhnlich sein kann, hat nun das Kammerorchester der Universität Bamberg bewiesen. Das Konzertprogramm war klug zusammengestellt, enthielt gängiges aber auch selten gehörtes aus Barock und Klassik und präsentierte dazu noch einen Trompeter als Solisten, der dann allerdings ein professioneller Musiker war (Sebastian Hensiek aus Bamberg) und makellos schön eine Sonate des barocken Italieners Giuseppe Torelli präsentierte, begleitet nicht nur vom Orchester, sondern auch vom Dirigenten an der kleinen Orgel der Stadtpfarrkirche, der Orgel aus Stolzenburg. Die Orgel kam ein zweites Mal zum Einsatz bei einer Toccata, einem Spiel zwischen den beiden gleichberechtigten Instrumenten Trompete und Orgel von Padre Martini, dem berühmten Komponisten der Frühklassik, der wie Torelli in Bologna beheimatet gewesen war und als Komponist und Lehrer hohes internationales Ansehen genoss – selbst der junge Mozart nahm bei ihm Unterricht.

An dieser Stelle muss über den Dirigenten des Kammerorchesters Wilhelm Schmidts, gesprochen werden. Schmidts ist in Bamberg der Universitätsmusikdirektor. Er stammt aus Reps, hat Orgel bei Ursula Philippi zunächst in Hermannstadt, dann in Klausenburg studiert und anschließend noch Kirchenmusik und Dirigieren in Würzburg. Man nimmt sofort wahr, dass er ein begabter Orchesterleiter ist, der die jungen Musiker begeistern und zu Höchstleistungen anspornen kann. Mit dem kleinen Format des Universitätsorchesters, dem Kammerorchester, mit dem er nun in Siebenbürgen aufgetreten ist, hat er bereits beim Bayerischen Orchesterwettbewerb den ersten Platz erspielt. Er ist auch immer noch aktiv als Organist unterwegs – erst im Juli hat er einen Orgelabend in der Reihe der Orgelkonzerte in Großau gegeben. Somit ist es nur natürlich, dass er auch im weiteren Programm das Continuo-Cembalo spielte, wenn es nötig war. Zudem verfügt er über eine klangvolle Baritonstimme, was bei der „Nachtwächter-Serenade“ von Ignaz Franz Biber zum Tragen kam. Dieser interessante Komponist aus der Barockzeit stammt aus Böhmen, machte dann aber Karriere in Salzburg. In der besagten Serenade, die als Französische Suite aufgebaut ist, gibt es eine Chaconne, in der der „Nachtwächter“ sein Lied singt (Wer’s kennt: „Liebe Leut und lasst Euch sagen…“). Die einzelnen Sätze sind sehr farbig abwechslungsreich gestaltet – ein Fest für die Ausdrucksmöglichkeiten der jungen Musiker. Und noch eines langjährigen Komponisten aus Salzburg wurde gedacht: Michael Haydn, Bruder des berühmteren Joseph, der übrigens in jungen Jahren bevor er nach Salzburg ging, als Kapellmeister beim Erzbischof in Großwardein/Oradea tätig gewesen war.

Was die jungen Musiker technisch und musikalisch beherrschen, zeigte sich aber vor allem in Bachs grandiosem Brandenburgischen Konzert Nr. 3, das die seltene und damals experimentelle Besetzung mit drei Violinen, drei Bratschen und drei Celli, unter der Beteiligung des Cembalos aufweist. Dieses so konzertante Werk mit neun selbstständigen Stimmen, die sich manchmal vereinen, als Paar spielen oder kontrapunktisch tätig sind, hatte Schwung und Durchsichtigkeit: Jede Stimme war klar zu hören. Dass dies keine Selbstverständlichkeit bedeutete angesichts des Nachhalls in der großen Stadtpfarrkirche, war das Ergebnis einer intensiven Probe einige Stunden zuvor gewesen.

Es gab am Schluss begeisterten Beifall der Zuhörer in der gut gefüllten Kirche, für den sich die Musiker mit einem Satz aus der Trompetensonate von Torelli bedankten.

Elisabeth DECKERS

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.