Nichts kann uns trennen

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Streiflichter von den Christlichen Begegnungstagen im Herzen Europas

Ausgabe Nr. 2870

Die Teilnehmerinnen am Podiumsgespräch (v. l. n. r.): Helena Smolová, Tschechoslowakische Hussitische Kirche, Klára Tarr Cselovszky, Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn, Mária Hroboňová, Evangelische Kirche A. B. in der Slowakei, Lenka Janotková, Evangelisch-Lutherische Kirche in der Slowakei, Ulriche Trautwein, Evangelische Kirche Berlin, Dr. Elfriede Dörr, Evangelische Kirche A. B. in Rumänien, Marta Zachraj-Mikołajczyk, Evangelisch-Lutherische Kirche in Polen.                 Foto: Privat

Zusammengenommen sind die Christlichen Begegnungstage ein internationaler Kirchentag im Herzen Europas. Das ist ein Fest des Glaubens, zu dem Menschen aus verschiedenen Ländern angereist sind: zunächst aus Deutschland und Polen, dann Tschechien, Slowakei, Österreich, Ungarn, der Ukraine, und auch aus Rumänien. Diese grenzüberschreitende Verbundenheit wurde zeichenhaft in den benachbarten Grenzstädten Frankfurt Oder (Deutschland) und Słubice (Polen) gefeiert. Insgesamt standen unter dem Motto „Nichts kann uns trennen“ rund 150 Veranstaltungen auf dem Programm. Die Christlichen Begegnungstage fanden vom 7.-9. Juni statt. Lesen Sie im Folgenden den Bericht von Dr. Elfriede Dörr, die als Vertreterin der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien daran teilgenommen hat.

Eindrücklich war der Abend der Begegnung, der auf beiden Seiten der Oder mit dem Abendsegen endete, einem Lichtermeer und Bläsermusik von beiden Ufern. Viele Besucher kamen auch am Stand der EKR vorbei, das fand ich toll.

Einer der Höhepunkte der Begegnungstage war für mich das gemeinsame Abendessen unter dem Motto „Speisung der 4.000“ an einer langen Tafel, sie reichte von der Marienkirche bis zur Oder. Die papierene Tischdecke war in mehreren Sprachen bedruckt, mit dem schönen Logo, Liedtext mit Noten zur Andacht am Tisch, Fragen zum Gespräch wie „In welcher Situation hat dir der Glaube Flügel verliehen, oder „Was heißt ‚gutes Leben‘ für Dich? Gebet und Segen. Gerne haben wir diese Anregungen aufgenommen dort, wo wir saßen, Siebenbürger Sachsen aus Österreich, Deutschland und Rumänien.

Ich wurde eingeladen, an einem Podiumsgespräch teilzunehmen, zusammen mit Kolleginnen aus Polen, Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Deutschland. Wir sollten über die Anfänge, den Weg des jeweiligen Landes bis zur Ordination von Frauen und über die gegenwärtigen Herausfoderungen berichten und miteinander ins Gespräch kommen. Ich kam also mit der Erwartung, in kürzester Zeit umfassend und kompetent informiert zu werden, wie es in den Nachbarländern in den evangelischen Kirche aussieht, und hatte selbst vor, umfassend und kompetent zu informieren. Dazu habe ich eine Präsentation vorbereitet und viele Geschichten gesammelt.

Wir feiern ja dieses Jahr 30 Jahre seit dem Beschluss unserer Kirche, Frauen zur Ordination zuzulassen. So passte es, Frauen zu fragen, wie sie die Entwicklung in unserer Kirche erlebt haben. Was mich überrascht hat und was ich absolut nicht erwartet habe, ist, dass sie erzählten, welche Verletzungen sie erleben mussten, und das wegen ihrem Frausein. Sie wurden herabgewürdigt oder zurück gesetzt, subtil oft, manchmal offen und ungehemmt. Mich berührt das. Manchmal denke ich, dieses Jubiläum fühlt sich ein wenig wie eine Katharsis an. Und das betrifft nicht nur die Frauen, die Verletzungen erfahren haben, sondern auch die christliche Gemeinde, die in den Verletzungen, die Frauen erfahren haben, selbst verletzt wird und der Heilung bedarf. „Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; sagt Paulus, als er von der Gemeinde als Leib Christi spricht. „Nichts kann uns trennen besagt, dass wir verbunden sind, in den Verletzungen und in den Heilungsprozessen. Auch dann, wenn wir uns mit dem biblischen Wort auf eine andere Verbundenheit besinnen, aus der Heilung geschehen kann, da „weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.