Mit dem Evangelischen Gesangbuch durchs Jahr 2024
Ausgabe Nr. 2871
„Verleih uns Frieden gnädiglich” lautet der erste Vers eines Kirchenliedes, das ins Mittelalter zurückgeht. Der lateinische Originaltext, „Da pacem, Domine in diebus nostris” wird auf das 9. Jahrhundert datiert.
Das Kirchenlied wurde bald ein fester Bestandteil der Stundengebetsbücher als Antiphon (Kehrvers).
Es gibt verschiedene Varianten dieses Verses, sogar von dem Reformator Martin Luther selbst.
Unser Ausgangspunkt ist die Fassung unter Nr. 139 in unserem Gesangbuch. Dies ist die Textvariante, die auch am häufigsten zu finden ist in den verschiedenen Kirchengesangbüchern.
Luther bearbeitete die mittelalterliche Melodie und passte sie an die Betonung und Phrasierung der deutschen Sprache an. Es gibt auch deutliche Ähnlichkeiten mit zwei anderen Hymnen aus dem Mittelalter: „Nun komm der Heiden Heiland“ und „Erhalt uns Herr bei deinem Wort“. Beide finden sich in unserem Gesangbuch.
Dieses Friedensgebet ist heute genauso aktuell wie zu seiner Entstehungszeit. Leider – könnte man sagen – denn Krieg hat es schon immer gegeben. Als am 24. Februar 2022 der Krieg in der Ukraine ausbrach, haben wir diesen Friedensvers als liturgischen Teil des Mittagsgebets, das in der Hermannstädter evangelischen Stadtpfarrkirche dienstags, mittwochs und donnerstags um 12 Uhr stattfindet, aufgenommen.
Zur schreibenden Stunde haben wir dieses Friedensgebet-Lied 377 Mal gesungen, ohne dass Frieden in Sicht ist.
In der Zwischenzeit ist mindestens ein weiterer großer Krieg ausgebrochen, und wir wissen nicht, wie alles enden wird. Ein sinnvolles Ende für mein Schreiben zu finden, merke ich, fällt mir auch schwer.
Ich denke: Es bleibt uns nichts anders übrig, als mit Großbuchstaben laut und in drei Sprachen – deutsch, rumänisch (Übersetzt von Ursula Philippi) und englisch zu singen: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten./Es ist doch ja kein andrer nicht,/der für uns könnte streiten,/denn du, unser Gott, alleine.”
Brita FALCH LEUTERT