Wie eine „Reifeprüfung”

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Nachlese zur 18. Auflage des Ars Hungarica-Festivals der ungarischen Kultur

Ausgabe Nr. 2844

Jürg Leutert (an der E-Ogel) und Melinda Samson bei dem Ligeti-Konzert in der reformierten Kirche in Hermannstadt. Im Hintergrund Pfarrer Sándor Várro.

Insgesamt 29 Veranstaltungen beinhaltete die diesjährige Auflage des Ars Hungarica Festivals, das zwischen dem 10. und 19. November in Hermannstadt und Umgebung stattfand. Angeboten wurden sechs Vernissagen, zehn Konzerte, drei Filmvorführungen mit anschließenden Diskussionsrunden, drei Buchvorstellungen, drei Theater- oder Tanztheatervorstellungen, Stadtführungen und Verkostungen. An den zehn Festivaltagen sollen rund 3.000 Teilnehmer dabei gewesen sein.

In diesem Jahr sind es 200 Jahre seit der Geburt des Dichters und ungarischen Volkshelden Sándor Petőfi, des Schriftstellers Imre Madách und 100 Jahre seit der Geburt des Komponisten György Ligeti 100, was sich in den verschiedenen Veranstaltungen wiederspiegelte.

„Wir betrachten die 18. Auflage des ungarischen Kulturfestivals als eine Reifeprüfung, sagte Levente Serfőző, Hauptveranstalter und Vorsitzender des Vereins der Hermannstädter Ungarn HID und EMKE-Vizepräsident im Rahmen der offiziellen Eröffnung. „Als die Idee der Ars Hungarica 2006 geboren wurde, haben wir, die damals die Botschaft und den Sinn, die Ausdehnung und Größe, uns ausgedacht haben, es gar nicht gewagt, daran zu denken, dass sich hier in Hermannstadt ein derartig langlebiges ungarisches Festival bewährt und sich zu einer international anerkannten Veranstaltung entwickelt.“

Bei der Eröffnung im Thaliasaal brachte das Ensemble Attacca World Music und dessen Gast, der Zymbalspieler Kálmán Balogh, von Béla Bartók gesammelte Volkslieder aus der Bihor-Gegend zu Gehör.
Fotos: Werner FINK

Simon Istvan Előd, Konsul am Generalkonsulat der Republik Ungarn in Klausenburg erinnerte daran, dass in diesem Jahr 200 Jahre her sind seit Ferenc Kölcsey das Gedicht „Hymnus (nach heutiger Schreibweise „Himnusz), das zur ungarischen Nationalhymne wurde, vollendete und 200 Jahre seit der Geburt von Sándor Petőfi. Pressesprecher Thomas Roth vom Hermannstädter Kreisrat wies darauf hin, dass Béla Bartók und George Enescu 1924 gemeinsam ein Konzert in Bukarest gegeben haben.

In ihrem Grußwort betonte Stadträtin Bianke Grecu, als Vertreterin der Stadtverwaltung, dass die ethnische und kulturelle Diversität ein Teil des Brands von Hermannstadt sei. Das Grußwort von Závogyán Magdolna, die für Kultur zuständige Staatsekretärin seitens des Ministeriums für Kultur und Innovation in Ungarn, wurde auf die Leinwand projiziert. Anschließend folgte die Vorstellung „Bihar” von dem Ensemble Attacca World Music und dessen Gast Zymbalspieler Kálmán Balogh, den das Publikum bereits 2007 hier erleben konnte. Vorgestellt wurden Volkslieder, darunter auch rumänische, die von Bartók in der Gegend von Bihor gesammelt wurden, natürlich in Eigenbearbeitung mit Weltmusik-Klängen. Moderiert wurde der Abend von Krisztina Roman.

Das Tanztheater Bekecs präsentierte das Stück „A helység kalapácsa”.

Noch im Vorfeld der offiziellen Eröffnung gab es in der Galerie für zeitgenössische Kunst des Brukenthalmuseums die Vernissage der Ausstellung „Ungarische Künstler aus der Sammlung des Brukenthalmuseums”. Im weiteren Verlauf des Festivals wurde im Forumshaus, dem Sitz des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt, die Ausstellung „Puppen von Szegedi Alice Torella eröffnet, einer Künstlerin aus Hermannstadt, die in Budapest lebt. In der Galerie der Reformierten Kirche präsentierte die Bukarester Künstlerin Mónika Pădureț ihre Ausstellung mit dem Titel „Csend(es) – Élet – Szerenád (Stille – Leben – Serenade). Im Ratturm wurde die Fotografieausstellung „Der Spiegel der Seele des mehrfach ausgezeichneten Künstlers Nagy Botond aus Neumarkt eröffnet.

Auch wurde im Foyer im Rathaus am Großen Ring die 23. Auflage des Internationalen Ungarischen Fotosalons eröffnet – eine Ausstellung im Jahr 2023 preisgekrönter Bilder von der Weltvereinigung der ungarischen Fotografen.

Zu sehen waren auch Filme, so der von Maksay Ágnes mit dem Titel „Hallgass zúgó szél, hadd beszéljek én…“ zum Aufenthalt von Sándor Petőfi in Siebenbürgen. Im Anschluss gab es eine Diskussionsrunde mit der Regisseurin, dem Literaturhistoriker Szabó Levente und Csilla Kató, die moderierte. Der Film „A maga természete szerint és szabadon” (Nach seiner eigenen Natur und frei) bot einen Einblick in die Zeit, in der Carola Szilvássy lebte, in das kulturelle und soziale Leben in Siebenbürgen am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eine Zeit voller Umwälzungen. Gäste der anschließenden Diskussionsrunde waren die Regisseurin Szebeni Zsuzsa und die Produzentin Molnár-Bánffy Kata, es moderierte Csilla Kató.

Autogrammstunde mit dem Grafiker Stefan Orth (links).

Das musikalische Angebot im Rahmen des Festivals war abwechslungsreich. Es traten das Szeder-Trio und die Band Góbé aus Budapest auf, die Gruppe Tekergők, das Duo Tasi Nóra & Sárosi Péter. Dann gab es ein Klavierkonzert von Béres Levente, dem reformierten Pfarrer in Salzburg. Weiterhin gab es ein Konzert mit der Sopranistin Melinda Samson und dem Organisten Jürg Leutert zum 100. Geburtstag des Komponisten György Ligeti, der 1923 im siebenbürgischen Sankt Martin/Târnăveni geboren wurde und 2006 in Wien verstorben ist.

Die Opernsängerin Katalin Benedekffy, die sich auf einer Tournee durch Südsiebenbürgen befand, präsentierte ihr Buch „Egy csipetnyi Erdély (Ein Hauch von Siebenbürgen). Im Vorfeld gab eine Gruppe Jugendlicher ein kleines Zitherkonzert unter der Leitung von Júlia Bucz.

Vorgestellt wurden die ungarische und die deutsche Ausgabe des Buches „Az ember tragédiája(Die Tragödie des Menschen) von Madách Imre mit Illustrationen von Stefan Orth, beide Bücher wurden in der Honterus-Druckerei gedruckt. Ein weiteres Ziel ist, die rumänische Fassung fertigzustellen.

Das Theater kam auch nicht zu kurz: In der Produktion des Kultur- und Kunstzentrums aus Gyergyószárhegy/Lăzarea präsentierte das Puppentheater HalVirág das Stück „Csihán Királyúrfi (Prinz Csihán) von Tamás Gyopár. Das Burgtheater aus Gyula zeigte die Produktion „De mi lett a nővel (Was ist mit der Frau passiert?), und das Tanztheater Bekecs führte das Stück „A helység kalapácsa (Der Hammer des Ortes) von Sándor Petőfi auf.

Einige der Programmpunkte fanden auch in Salzburg statt. Alles in allem war die diesjährige Auflage des Ars Hungarica Festivals abermals gut gelungen und die Teilnehmenden zeigten Interesse und haben an diesen Tagen eine angenehme Zeit verbracht.

Werner FINK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.