Wien-Premiere des musikalisch-literarischen Salons
Ausgabe Nr. 2844

Die Pianistin Irisa Filip und die Poetin Dagmar Dusil mit S. E. Botschafter Emil Hurezeanu (v. l. n. r.). Foto: Heinz WEISS
Wahrscheinlich kennen auch Sie den Schlager „Man müsste Klavierspielen können…”, den der legendäre Johannes Heesters mit seinem speziellen Timbre in der Stimme zum Ohrwurm von Generationen machte. Unzählige Vertreterinnen der holden Weiblichkeit schmolzen bei diesem Lied dahin und lagen im übertragenen Sinn dem Künstler zu Füßen.
Die schlanken Finger der jugendlichen Pianistin Irisa Filip schnellten über die Tasten des Klaviers, machten sich die versteckten Saiten untertan und ließen dem Instrument keine Sekunde eine Chance auf Widerstand. Erst der einsetzende Applaus der Zuhörer beschied dem Klavier eine kurze Verschnaufpause. Grandios – ich war so fasziniert, dass ich für einige Sekunden vergaß zu applaudieren. Aber alles der Reihe nach!
Mitte November fand im „Haus der Heimat“ in Wien-Landstraße im großen Saal die Wien-Premiere des musikalisch-literarischen Salons „Carl Filtsch – der Lieblingsschüler Chopins – im Kontext seiner Zeit“ statt. Organisatorin, Moderatorin und Verfasserin der literarischen Beiträge war die bekannte Hermannstädter Schriftstellerin Dagmar Dusil, den anspruchsvollen musikalischen Part des Salons bestritt die bereits genannte erst 16-jährige rumänische Pianistin und als Gastgeber fungierte Dr. Thomas Ziegler, Obmann des Vereins der Siebenbürger Sachsen in Wien. Besonders geadelt wurde dieser Salon durch die Anwesenheit des Botschafters von Rumänien in der Republik Österreich, S. E. Emil Hurezeanu.
Das Leben und Wirken von Carl Filtsch, geboren 1830 im siebenbürgischen Mühlbach wurde den Anwesenden eindrucksvoll von der Poetin Dusil näher gebracht. Seine Karriere als musikalisches Wunderkind ließ manchem Zuhörer den Mund offen stehen. Seine Reisen quer durch Europa wurden zu einem Triumphzug pianistischen Könnens. Er durfte als kleiner Junge bereits das Originalklavier des verstorbenen Mozarts bespielen, Chopin war voller Bewunderung für das Kind und Franz Liszt ließ sich 1843 bereits zu folgendem Statement hinreißen: „Wenn dieser Kleine reisen wird, kann ich meine Bude zusperren.” Leider war die Reisetätigkeit der Gesundheit des jugendlichen Carl Filtsch nicht zuträglich – er verstarb mit 15 Jahren in Venedig, wo er auch begraben wurde.
Für mich persönlich war der musikalisch-literarische Abend eine wunderbare Zeit: obwohl ich selbst bereits als 8-Jährige mit dem Klavierspiel begann bin ich bis dato noch nie mit den Kompositionen von Carl Filtsch musikalisch in Berührung gekommen. Außerdem hatte ich bis zu diesem Event noch nie Kenntnis davon, dass jenes aus Siebenbürgen stammende und begnadete musikalische Wunderkind die europäischen Komponisten seiner Zeit „aufmischte“. Danke Dagmar Dusil für den großartigen literarischen Input, danke der jungen Irisa für die perfekte Performance am Klavier und schlussendlich danke Thomas Ziegler für die liebe Einladung sowie für die gelungene Veranstaltung!
Ingrid WEISS