Richtfest auf dem evangelischen Pfarrhof in Martinsdorf
Ausgabe Nr. 2841
Der Verein Handwerkerschule Martinsdorf/Siebenbürgen e. V. aus Deutschland hat vom 26. Oktober bis zum 8. November d. J. den letzten für das Jahr 2023 vorgesehenen Abschnitt des „Erasmus+“-Projektes durchgeführt. Auf dem evangelischen Pfarrhof in Martinsdorf/Metiș stand diesmal das Dach der seit Herbst 2021 im Bau befindlichen Scheune und die Restaurierung des Treppenhauses im Pfarrhaus im Fokus.
Das gesteckte Ziel war recht sportlich. Die Projektteilnehmenden hatten nach ihrer Ankunft in Martinsdorf am 26. Oktober lediglich knappe zwei Tage Zeit, den Dachstuhl fertigzustellen. Das Richtfest war nämlich bereits für den 28. Oktober geplant.
Folglich konnte man am 27. Oktober noch bis in die Abenddämmerung hinein vom Pfarrhof Hammerschläge und das Heulen einer Kreissäge hören. Immer wieder wehten auch Bruchstücke von laut zugerufenen Arbeitsanweisungen und fröhliches Lachen durch den Ort. Auf dem Dach der Scheune arbeiteten hochmotiviert acht Azubis aus vier Gewerken (Malerinnen, Zimmerer, Elektriker, Stuckateurin) sowie eine Modellschneiderin. Betreut wurde dieses interdisziplinäre Team hier von Jeremias Bäumler, seines Zeichens Bauingenieur, Zimmerer und Ausbilder der Bauinnung München.
Trotz des anspruchsvollen Zeitplans war die Stimmung auf der Baustelle prima. Dazu äußerte sich Jeremias Bäumler anerkennend: „Das gewerkeübergreifende Arbeiten funktioniert super. Und Dank der kleineren Gruppe ist es sehr familiär.” Die gute Stimmung auf dem Dach war auch dem sympathischen Ausbilder geschuldet, denn er ermutigte alle, sich tatkräftig einzubringen. Immer wieder unterstützte er das Team mit dem ein und anderen fachmännischen Kniff und Tipp. Alle waren konzentriert und engagiert bei der Sache. So schaffte es das ambitionierte Team, die erforderlichen Arbeiten – nämlich das Aufstellen, Anpassen und Befestigen der Dachsparren – rechtzeitig bis zum Samstag zu erledigen.
Für diesen Tag hatte sich auch Dr. Liviu Gligor, Architektur-Professor am Studiengang der Bukarester „Ion-Mincu”-Universität in Hermannstadt mit 46 Studierenden sowie einer Kollegin und einem Kollegen zu einem Besuch des Projekts vor Ort in Martinsdorf angekündigt. Nach einer ausgiebigen Begehung der unterschiedlichen Gebäude auf dem Pfarrhof und auch der evangelischen Kirche, konnten sich die Gäste bei einer zünftigen Brotzeit stärken und bei dem anstehenden Richtfest dabei sein.
Planmäßig um 12 Uhr standen die 6 jungen Handwerkerinnen und die 3 jungen Handwerker aus Deutschland zusammen mit ihrem Zimmerer-Ausbilder hoch oben auf dem Dachstuhl und beeindruckten mit ihrem traditionellen Richtspruch und dem obligatorischen Zerschmettern ihrer Trinkgläser so manchen Gast aus Hermannstadt.
Der Architektur-Student Nico äußerte sich überaus begeistert: „Ich bin erstaunt über das alles hier. Ich war noch nie bei einem Richtfest und freue mich, dass ich heute bei einem dabei sein durfte. Danke für eure Gastfreundschaft, das Essen und Trinken. Ich möchte gerne wiederkommen und hier mitarbeiten.”
Dieser Wunsch spricht dem Projektleiter Michael Doll voll und ganz aus dem Herzen. Schließlich hatte er zuvor gegenüber den Studierenden sein Anliegen wie folgt formuliert: „In Zukunft möchten wir am liebsten rumänische Schülerinnen und Schüler in unser Projekt mit dazunehmen.”
Als die Gäste zu ihren Bussen gingen, um nach Hermannstadt zurückzukehren, nahmen auch die Projektteilnehmenden wieder ihre Arbeiten auf. Einige machten sich daran, den Putz in dem Treppenhaus im Pfarrhaus abzuschlagen. Die anderen widmeten sich wieder den Dacharbeiten an der Scheune, um diese bis zur Abfahrt mit einer Holzschalung, Folien-Unterdeckung und schließlich der Dacheindeckung winterfest machen zu können.
Wo auch immer sich diese jungen Menschen in den zwei Wochen in diesem Projekt eingebracht haben, sie waren immer mit viel Interesse an den anderen Gewerken und mit Begeisterung für die Sache dabei. Der nächste Projektabschnitt ist für Mai 2024 geplant. Dann werden sich wieder junge Auszubildende aus Deutschland auf den Weg nach Martinsdorf machen, um dort gemeinsam nicht nur gewerkeübergreifend zu lernen, sondern auch Siebenbürgen und seine Menschen kennenzulernen.
Moni SCHNEIDER-MILD