Das ,,Trio Barroco del Plata“ gastierte in Siebenbürgen
Ausgabe Nr. 2827

Sie gestalteten die Samstagmusik am 29. Juli (v. l. n. r.): Jürg Leutert, Nubia Bado, Gastón Gerónimo und Sylvia Leidemann. Foto: Beatrice UNGAR
,,Fast wie bei uns! Es war (ist es immer noch?) offensichtlich nicht nur in Siebenbürgen üblich, lokal Musik für den Gottesdienst zu schaffen und aufzuführen“, erklärte Musikwart Jürg Leutert begeistert nach dem Konzert des ,,Trio Barroco del Plata“ aus Südamerika im Rahmen der Samstagmusik am 29. Juli in der evangelischen Stadtpfarrkirche.
Inzwischen hat Leutert die Noten auch noch bekommen und sagt: ,,Wir werden immer wieder bolivianische Barockmusik spielen“. Barockmusik aus Bolivien? Die bisher für die Samstagmusik am weitesten angereisten drei Musiker haben nämlich in Archiven in Südamerika recherchiert und arbeiten auch weiterhin daran, lokal komponierte Barockmusik aufzuspüren und danach auch aufzuführen.
Das Konzert am Samstag eröffnete Nubia Bado, die auf der Blockflöte die ,,Variattio Daphne“ aus ,,Der Fluyten-Lusthof“ von Jacob van Eyck (1590-1657) spielte. Die ersten Töne erklangen aus dem Mittelschiff, von wo aus Bado langsam und bedächtig schreitend nach vorne Richtung Chorraum ging und sich zu ihrer Kollegin Sylvia Leidemann und ihrem Kollegen Gastón Gerónimo gesellte.
Gerónimo spielte sodann von der Kanzel aus die Fantasia 1 für Violine von Georg Philipp Telemann (1681-1787). Sodann brachten die Drei – Sylvia Leidemann (Argentinien) an der Hausorgel oder am Cembalo, Nubia Badio (Argentinien) auf der Blockflöte und Gastón Gerónimo (Uruguay) auf der Violine – mit Unterstützung von Jürg Leutert am Kontrabass weitere Werke von Komponisten der Barockzeit aus Europa zu Gehör: Johann Rosenmüller (1619-1684), Charles de Mars (1702-1774), H. I. F. Biber (1644-1704) und Benedetto Marcello (1686-1739). Nach der Triosonate in A-Dur von Telemann erklangen als krönender Abschluss Partitas und Versos aus dem Archivo musical de Chiquitos aus Bolivien.
Das Musikarchiv wurde angelegt, nachdem in Santa Ana, einem 300-Seelen-Dorf in der ostbolivianischen Region Chiquitania 2011 in einer Holzkiste neben der Orgel Musik-Partituren entdeckt worden waren.
Die Drei hatten im Vorfeld des Auftritts in Hermannstadt beim ,,KlausenMusik“-Festival in der Piaristenkirche in Klausenburg konzertiert und fuhren aus Hermannstadt per Zug zu einem Auftritt in Budapest, dem Geburtsort von Sylvia Leidemann. B. U.