Zum neuesten Buch von Balthasar Waitz
Ausgabe Nr. 2823

Balthasar Waitz (Bildmitte) mit Horst Samson (links) und Erwin Josef Țigla (rechts) bei den Deutschen Literaturtagen in Reschitza. Foto: B. UNGAR
Unter dem Motto ,,Es waren schlechte Zeiten, doch die Menschen waren gut. Ich möchte nichts davon vergessen. Weder die Zeiten, noch die Menschen.“ steht das neueste Buch des Banater Autors Balthasar Waitz, ,,Als wir im Dunkeln saßen“, das er bei den 33. Deutschen Literaturtagen in Reschitza vorgestellt hat.
Auf den 172 Seiten des spannend und ergreifend erfassten Buches führt Waitz die Leser in seine schwäbische Heimat, wo er seine Kindheit und Jugendzeit verbrachte.
Dem 1950 in Nitzkydorf/Kreis Temesch geborenen Autor ist es gelungen, den Leser in seinen Bann zu ziehen, um Neuigkeiten aus dem damaligen Dorfleben zu erfahren. Auch wir Siebenbürger können mit ihm mitfühlen, weil wir ja doch dasselbe Schicksal hatten. Ja, nach dem Zweiten Weltkrieg herrschten nicht nur im Banat, sondern in ganz Rumänien schlechte Zeiten. Es gab Deportation, Enteignung und Hungersnot. Es war ein täglicher Überlebenskampf.
Der Autor begleitet uns in diese vergangene Zeit, die mit vielen Einschnitten und Entbehrungen verbunden war. An der Macht war die Kommunistische Partei durch ihre Vertreter der Arbeiterklasse. So auch im Heimatort des Ich-Erzählers. Das waren Leute ohne schulische Bildung, aber eben Parteibonzen. Oft gab es im Dorf stundenlang keinen elektrischen Strom, Kerzen und Petroleum für die Lampen waren knapp. Im Konsum (Dorfladen) waren die Regale leer. Für alle wichtigen Haushaltsartikel und Lebensmittel war der Sparhans angesagt.

Balthasar Waitz: Als wir im Dunkeln saßen. Die anderen Geschichten von damals. Verlag ,,Banatul Montan“ Reschitza 2022, 172 S., ISBN 978-606-9656-24-2.
Auch im Viergenerationenhaus des Ich-Erzählers gab es diese alltäglichen Sorgen und Nöte. Faszinierend und ergreifend sind die Erinnerungen des Autors an seine Urgroßeltern, die Großeltern sowie an seine Mutter und Vater. Obwohl es entbehrungsreiche Zeiten waren, hatte er eine wunderschöne Kindheit mit erlebnisreichen Erinnerungen. Nicht sehr gerne spricht er über seine Pionier-Tätigkeit mit der roten Krawatte, seine patriotischen Einsätze bei Erntearbeiten oder das Sammeln von Colorado-Käfern. Auch das Singen im Schulchor oder Kirchenchor ist erwähnenswert. Nostalgisch denkt der an die vielen Filmabende im ,,Cămin“ (Kulturheim). Auch schildert er Sitten und Bräuche aus seinem Heimatdorf, wie Hochzeit oder Beerdigung. Im Dorf lebten neben den banat-schwäbischen Familien auch Rumänen, Ungarn und sogenannte ,,Refudschats“, Vertriebene aus Bessarabien. Im Dorfleben hatten besonders der katholische Pfarrer, aber auch die staatlichen Lehrer oder der Tierarzt eine wichtige Rolle. Aber auch der ,,Poschtasch“ (Postbote) und die in jedem großen Gebäude montierten Lautsprecher gehörten zum täglichen Dasein. Die Pendler, die in der nahe gelegenen Stadt arbeiteten, fuhren täglich mit dem ,,Motor“ (Zug) zur Arbeit und nach der Schicht wieder zurück. Viele verdienten ihren Lohn bei der LPG oder beim ,,Gostat“ (Staatsfarm). Am Abend saß man zusammen und es wurde viel diskutiert. In der Nacht schalteten viele Dorfbewohner verbotene ausländische Radiosender ein, um politische Neuigkeiten zu erfahren.
Angenehme Erinnerungen hat der Autor an seine Sommerferienerlebnisse, vor allem an das Baden in den Lehmteichen am Dorfrand, sowie an die ersten Erfahrungen im Umgang mit den Mädchen.
Fazit: ein Buch, das, wenn man es zu lesen begonnen hat, nicht schnell zur Seite gelegt wird. Man liest es liebend gerne zu Ende. Einfach eine gute Lektüre für alle interessierten Leser.
Helmut LEONBACHER