„Eine sehr aufregende Zeit”

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Diakoniewerk Rumänien hat die ersten betreuten Wohnungen des Kreises eröffnet

Ausgabe Nr. 2821

Daniela (im Rollstuhl) erzählt, dass sie im Basketball-Team „Zburătorii” spielt. Ganz links im Bild ist Dr. Daniela Palk.                      Foto: die Verfasserin

Der Hermannstädter Verein Diakoniewerk hat die erste maximal betreute Wohnung für Menschen mit Behinderung im Kreis Hermannstadt eröffnet. In den zwei Wohnungen in Hermannstadts Altstadt sind acht Personen untergebracht, die sich bei der feierlichen Eröffnung am 14. Juni vorgestellt haben.

Sieben Angestellte – davon zwei mit halber Norm – kümmern sich um das Wohl der acht Bewohner und betreuen sie rund um die Uhr. „Das ist auch einer der Unterschiede zwischen der maximal und der minimal geschützten Wohnung”, erklärte für die HZ die Direktorin des Diakoniewerks, Cristina Costea. „In der minimal geschützten Wohnung gibt es keine Nachtschicht. Dazu dürfen die Bewohner maximal fünf Jahre dort bleiben. Unsere Bewohner dürfen sich unbefristet über ihren ersten eigenen Wohnraum freuen, einige nach fünf Jahrzehnten, die sie in verschiedenen staatlichen Einrichtungen verbracht haben.”

Die Bewohner müssen besonders am Anfang rund um die Uhr betreut werden, denn sie durften – obwohl sie erwachsen sind – in den staatlichen Einrichtungen z. B. kein Messer benützen: „Mit unseren Mitarbeitern lernen sie auch kochen, denn sie können sich am Anfang nicht einmal ein Omelett zubereiten”, so Costea. Darüber hinaus gestalten sie zusammen ihr Programm, denn ein weiteres Novum für die Bewohner ist ihr erster „Arbeitsplatz”: Eine Bedingung, hier einziehen zu dürfen, war die Teilnahme an die Programme des Tageszentrums des Diakoniewerks. Eine der Bewohnerinnen hat einen regulären Arbeitsplatz in Talmesch/Tălmaciu und die Mitarbeiter des Diakoniewerks sind sehr stolz darauf, dass die Frau gelernt hat, selbstständig in die Arbeit und zurück zu fahren. Dafür hat sie auch eine entsprechende Belohnung: Ein eigenes Gehalt, das sie für sich ausgeben kann, was allerdings auch gelernt werden muss. „Leider haben nicht alle unsere Bewohner ein eigenes Einkommen, denn einige haben nicht einmal eine Familie, die ihnen ein bisschen Taschengeld zur Verfügung stellt”, so Cristina Costea.

Ausgewählt für diese Wohnungen wurden die Bewohner von der Sozialdirektion des Kreises Hermannstadt und keiner von ihnen war bereits einer der Nutznießer des Tageszentrums des Diakoniewerks.

Bei der Eröffnung dabei war auch Dr. Daniela Palk aus Österreich, Vorstandsvorsitzende von Diakoniewerk Rumänien, die alle willkommen hieß. „Wir feiern heute, dass acht Menschen in ihre eigene Wohnung eingezogen sind”, erklärte sie „und erinnern uns, wie es für uns war, als wir das erste Mal ausgezogen sind, dass es immer eine aufregende Zeit war. Wir hatten bestimmte Vorstellungen und bestimmte Regeln. Also wohnen bedeutet auch, sich anzupassen. Deshalb freue ich mich, dass die Bewohner mit den Mitarbeitern diesen mutigen Schritt gehen, mit all unserer Unterstützung, und sich auf einem neuen Lebensweg, auf eine neue Lebenssituation schrittweise einstellen.”

Das Diakoniewerk Rumänien hat eine öffentliche Versteigerung für diese Wohnungen gewonnen. Rund 80 Prozent der Kosten werden durch den rumänischen Staat gedeckt, der Rest aus dem eigenen Budget. Die Mitarbeiter hoffen, in Kürze diese Wohnung um weitere  zwei Plätze zu erweitern, doch sie schmieden bereits einen weiteren Plan: Auch in Elisabethstadt/Dumbrăveni betreute Wohnungen einzurichten.

Ruxandra STĂNESCU

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Soziales.