Aus dem Herzen Rumäniens

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20 Jahre Partnerschaft Brandenburg – Region Mitte

Ausgabe Nr. 2816

Prof. Daniel Breaz, Rektor der Universität ,,1 Decembrie 1918″ Karlsburg/Alba Iulia, Michael Fernbach, rumänische Botschaft Berlin, Gesandter, Dr. Simion Crețu, Generaldirektor ADR Centru, Ion Dumitrel, Kreisratsvorsitzender Alba, Adriana Stănescu, Botschafterin Rumäniens in Berlin, Dr. Birgit Schliewenz, Partnerschaftsbeauftragte (v. l. n. r.).   Foto: ADR Centru

Bei der positiven wirtschaftlichen Entwicklung von Siebenbürgen hat das Land Brandenburg geholfen. Seit 20 Jahren gibt es partnerschaftliche Beziehungen von Brandenburg zur rumänischen Region Mitte. Das wird als Erfolgsgeschichte beschrieben und soll vertieft werden.

Weltweit wird Rumänien mit dem blutrünstigen Grafen Dracula verbunden. 1897 veröffentlichte Bram Stoker seinen Vampir-Roman, der in Siebenbürgen spielt. Mit der mittelrumänischen Region Centru, zu der Siebenbürgen gehört, verbindet Brandenburg seit nunmehr 20 Jahren eine Partnerschaft. Das wurde dieser Tage in der Potsdamer Staatskanzlei gefeiert. Das Ministerium der Finanzen und für Europa hatte eingeladen.

Botschafterin Adriana Stănescu ist Schirmherrin der Konferenz. Sie lobte die Vielseitigkeit und Tiefe der Kontakte, die Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Bildung umfassen. Diese Kooperation ist eine Erfolgsgeschichte.

,,Wir wollten einen Partner, der uns versteht“, sagte Simion Crețu, Generaldirektor der Fördergesellschaft ADR Centru, zu den Beweggründen für die Partnerschaft. ,,Wir waren überzeugt davon, das wir von Brandenburg mehr lernen könnten als das wichtige Einwerben von EU-Mitteln.“

Nicht zuletzt durch die Unterstützung aus Brandenburg habe sich die Region Centru zur dynamischsten im ganzen Land entwickelt, versicherten die Rumänen. »Sie hätten sehen sollen, wie Rumänien vor 25 Jahren aussah«, sagte Crețu. Heute sei die Wirtschaftskraft fünfmal höher als damals. Der durchschnittliche Monatslohn sei von 100 Euro auf 750 Euro gestiegen. Obwohl die Region 15 Prozent ihrer Einwohner verloren habe, seien rund 700 000 Menschen in Beschäftigung – zwölf Prozent mehr als vor 20 Jahren. ,,Wir haben gelernt zu kooperieren“, merkte Crețu an. ,,Ohne Zusammenarbeit gibt es keine Entwicklung.“

Unter dem einstigen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) wurde die fruchtbare Beziehung eingeleitet. Sie hat die Rumänen ,,vor Fehlern und Irrwegen bewahrt“, äußerte Platzeck in einer Videobotschaft. Fehler, wie sie in Brandenburg mit überdimensionierten Klärwerken begangen wurden, wie er im Rückblick selbstkritisch einräumte. Man habe geraten, das in Rumänien nicht zu wiederholen. Weil der persönliche Auftritt in Brüssel über sehr vieles entscheidet, habe man seinerzeit den Vertretern der rumänischen Region Centru Räume in der dortigen Brandenburg-Vertretung zur Verfügung gestellt.

Es gibt zwei Brandenburger, ,,die gekommen waren, dieser Kooperation ein menschliches Gesicht zu geben“, wie der Kreisvorsitzende Ion Dumitrel in seinem ,,Gruß aus dem Herzen Rumäniens“ beteuerte. Alle Redner lobten den unermüdlichen, geradezu ,,enthusiastischen“ Einsatz von Birgit Schliewenz und Klaus-Peter Krüger, ohne die der durchschlagende Erfolg der Kooperation schwer vorstellbar gewesen sei. Beide hatten in der DDR studiert, und für sie war Rumänien schon vor 1990 keine ,,Terra incognita“. Inzwischen ist eine erste Partnerschaft auf Kreis-w
ebene entstanden – zwischen dem Landkreis Prignitz und dem Kreis Alba. Das würdigte der deutsche Botschafter in Rumänien, Dr. Peer Gebauer, der ebenfalls eingespielt wurde. Gebauer feierte Brandenburg als Vorreiter auf dem Weg zu der wichtigen Erkenntnis, dass ,,die Stärke der EU in der Stärke ihrer Regionen liegt“.

Was die Zukunft betrifft, skizzierte der Kreisratsvorsitzende Dumitrel eine neue Qualität in der Zusammenarbeit. Bislang habe es Kontakte von Betrieb zu Betrieb gegeben, von Verwaltung zu Verwaltung, von Schule zu Schule. Nun könne man dazu übergehen, diese Eins-zu-eins-Beziehungen mit mehreren Partnern zu gestalten, sie also komplexer anzulegen. Die Beziehungen zwischen brandenburgischen Hochschulen und denen der rumänischen Region Mitte scheine ihm ausbaufähig.

Zumindest in einer Hinsicht habe der Ukraine-Krieg positive Auswirkungen, sagte Reiner Kneifel-Haverkamp, Abteilungsleiter in der brandenburgischen Landesregierung: Die Aufmerksamkeit Westeuropas für den Osten des Kontinents habe merklich zugenommen.

Matthias KRAUß

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Politik.