Ein romantisches Trio

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Schönberg und Poulenc im Spiegelsaal des DFDH

Ausgabe Nr. 2807

Monica Florescu (Klavier), Wonji Kim-Ozim (Violine) und Makcim Fernandez Samodaiev (Cello) ernteten begeisterten Applaus.          Foto: Beatrice UNGAR

 

Das erste Konzert des Jahres im Rahmen der Odae cum harmoniis-Konzerte des DFDH und der Kammermusik-Reihe Florescu-Fernandez & Friends hat am vergangenen Sonntagabend, dem 26. Februar, im Spiegelsaal des DFDH stattgefunden. Neben dem bekannten Stück ,,Verklärte Nacht“ von Arnold Schönberg wurde die 3. Sonate für Violine und Klavier von Francis Poulenc gespielt.

Der Sonntag stand für Wonji Kim-Ozim, Makcim Fernandez Samodaiev und Monica Florescu unter einem guten Stern. Rund 60 Personen begrüßten um 17 Uhr die Musizierenden im Spiegelsaal für ein Kammerkonzert. Dieser Begriff leitet sich von Musik für die damalige fürstliche Kammer ab, obwohl heutzutage eher eine kleine Besetzung, die instrumentale Werke spielt, gemeint ist.

Nach einigen Grußworten von Samodaiev legte die aus Salzburg angereiste Violinistin Kim-Ozim im Beisein von Pianistin Florescu los, um das erste Werk des Abends zu spielen. Die Sonate für Violine und Klavier stammt von dem französischen Komponisten Francis Poulenc (1899-1963) und ist in drei Sätze gegliedert. Gewidmet ist die Sonate dem Gedenken an den spanischen Dichter Federico García Lorca (1898-1936). Kim-Ozim führte hierbei ihre Geige mühelos. Schwierige und zügige Passagen bespielte sie bereits im ersten Teil der Sonate gekonnt und anmutig. Florescu hielt sich eher im Hintergrund, spielte ihre Passagen jedoch mit Leidenschaft und souverän.

Der Höhepunkt der Sonate, das Presto tragico, überstrahlte das Allegro con fuoco und Intermezzo deutlich. Das liegt am grandiosen Anfangsauftritt Kim-Ozims, bei dem sie bereits zu Beginn kräftig Schwung zum Spielen benötigt sowie kräftig einatmet, was den Fokus automatisch auf sie und den dritten Teil der Sonate lenkte.

Zum anderen hält das Werk mehrmaliges zeitverzögertes Nachsetzen von Geigen- und Klaviertönen bereit. Jedes Mal, wenn man glaubte, am Ende des Stücks angelangt worden zu sein, setzten Kim-Ozim und Florescu noch einen weiteren Ton an die ausklingende Melodie und konnten so den gewollten Spannungsbogen aufrecht erhalten.

Nach üppigem Applaus kam Makcim Fernandez Samodaiev mit seinem Violoncello für das Hauptstück des Abends dazu: ,,Verklärte Nacht“ von Arnold Schönberg (1874-1951). Schönberg, Mitbegründer der Zweiten Wiener Schule, hat dieses Stück ursprünglich für ein Streicher-Sextett geschrieben.

Die Inspiration für sein Stück, welches dem Opus Nummer Vier zugeordnet wird, stammt von dem gleichnamigen Gedicht von Richard Dehmel (1863-1920), welches ebenfalls im Programmheft abgedruckt war. In diesem Gedicht geht es um ein Paar, welches durch eine verklärte Nacht läuft. Bei diesem Spaziergang beichtet die Frau, dass sie ein Kind von einem Fremden erwartet. Der Mann beruhigt die Frau, dass das Kind bei ihnen aufwächst, somit also sein Kind ist. Dieses Gedicht vertonte Schönberg als instrumentales Stück innerhalb von nur drei Wochen.

Samodaiev betonte in einer kurzen Rede ebenfalls das Zusammenspiel von Gedicht und Musik, ehe er sich mit Kim-Ozim zum Spielen setzte. Trotz der Besetzung als Trio – die Trio-Fassung stammt von Eduard Steuermann – bemerkte das Publikum die Abwesenheit von drei weiteren Instrumenten kaum. Geige, Piano und Violoncello wurden von allen drei Musikern ergreifend gespielt, sodass man sich entweder gespannt das rege Treiben auf der Bühne ansah oder in eigenen Gedanken versank. Die Musizierenden wurden der Spielart der Verklärten Nacht mehr als gerecht, denn diese ist mitnichten eine, wie von Schönberg später gewohnte, Zwölftontechnik, sondern klingt eher spätromantisch. Das mag zum einen an der Einsätzigkeit des Werkes liegen, zum anderen an den pausenlos ineinandergreifenden fünf Teilen des Stücks, die es wie ein großes Ganzes wirken lassen. Auch die drei Spielenden erschaffen diesen Eindruck, sodass man am Ende des 30-minütigen Stücks doch überrascht ist, dass es schon vorbei ist.

Ein großes Lob an alle Beteiligten, der abschließende minutenlange Applaus war mehr als verdient!

Maja HENNEMANN

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.