Streiflichter von dem Seniorennachmittag des DFDH
Ausgabe Nr. 2805
Das Seniorentreffen des Demokratischen Forums Hermannstadt fand in angenehmer Atmosphäre am Dienstag, dem 14. Februar, im Spiegelsaal statt. Mit Molière, Gespräche über einen am Stadtrand herumirrenden Braunbären und einem Erdstoß, dazu die deutsche Abteilung des Hermannstädter Radu Stanca-Nationaltheaters war es wohl ein Nachmittag, der in Erinnerung bleiben wird.
Zum Verständnis, welche Bedeutung die Aufzählung hat: Molière, der französische Dramatiker, der die Tragödie mit der Komödie verband (,,Der eingebildete Kranke“), hat 33 Stücke geschrieben und die deutsche Abteilung des Radu Stanca-Nationaltheaters mit Johanna Adam, Gyan Ros Zimmermann und Daniel Plier inszenierte daraus ein Bühnenstück mit Relikten aus all seinen Stücken. Regie führt Daniel Plier.
Das von den drei Schauspielern den Seniorinnen und Senioren Vorgestellte unterstrich deutlich die Absicht Molières, das Drama als Komödie darzustellen. Die Schauspieler schafften es spielerisch, abseits der Theaterbühne, mit ihrer Freude am Spiel und am Stück auf der „Spartanischen Bühne“ des Spiegelsaals den Anwesenden ein Schmunzeln auf die Gesichter zu zaubern.
Nun war die Atmosphäre im Spiegelsaal auch schon prädestiniert zum Schmunzeln, machte doch auch die Geschichte vom Braunbären, der in der Nacht von Montag auf Dienstag in Hermannstadt in der Nähe des Rangierbahnhofs gesichtet wurde, die Runde.
Während der Vorstellung, etwa um 15.16 Uhr, begann der Spiegelsaal heftig zu vibrieren. Nun, es war nicht die Intensität der Schauspieler, die das Vibrieren ausgelöst hatte, es war ein doch starker Erdstoß im etwa 100 Kilometer entfernten Târgu Jiu. Der Erdstoß, der auf Grund seiner geringen Tiefe die Wellen noch in Hermannstadt spürbar werden ließ, hatte eine Stärke von 5,7 auf der Richter-Skala und in unserer Stadt immer noch 4,2 auf der Richter-Skala.
Die Seniorinnen und Senioren nahmen das mit der Ruhe ihres Alters gelassen auf und erfreuten sich an der Darbietung der Schauspieler. Der verdiente Applaus, die freudigen Gesichter der Seniorinnen und Senioren und der anwesenden Gäste für den dargebotenen ,,Vorgeschmack“ auf das Stück „Molières sämtliche Werke“ war herzerwärmend und verdient. Bleibt die Hoffnung, dass zum nächsten Treffen der Frühling in Hermannstadt Einzug gehalten hat und es nicht mehr diese beschwerlichen winterlichen Straßenverhältnisse gibt. Beim nächsten Treffen, das für den 14. März geplant ist, wird es um ,,55 Jahre Hermannstädter Zeitung“ gehen.
Die Premiere der Inszenierung ist für den 21. März geplant. Regisseur Daniel Plier hat uns verraten, was im Spiegelsaal zu sehen war: Begonnen hatten sie mit einer Szene aus ,,Arzt wider Willen“, es folgten weitere u. a. aus ,,Scapin“, ,,Der Menschenfeind“, ,,Monsieur de Pourceaugnac“, ,,Der eingebildete Kranke“, ,,Lächerliche Prätiosen“ und ,,Tartuffe“.
Noch etwas: Wer ,,Shakespeares gesammelte Werke. Leicht gekürzt“ an der deutschen Abteilung des Radu Stanca-Nationaltheaters gesehen und genossen hat, sollte sich ,,Moliéres sämtliche Werke“ nicht entgehen lassen.
Ganz zum Schluss darf ich aus dem sprichwörtlichen ,,Nähkästchen“ plaudern: Molière ist bei uns in Hessen, wo ich und meine Frau herkommen, der Renner an sich, wenn man so sagen darf. Moliéres Stücke werden traditionell in der hessischen Mundart aufgeführt, Star ist dabei Heinz Schenk, der als ,,eingebildeter Kranker“ immer wieder am Frankfurter Volkstheater begeistert hat. Übrigens ist Molière, der Autor dieses Stückes, der auch selbst in seinen Stücken mitspielte, 1673 kurz nach der Aufführung von ,,Der eingebildete Kranke“ tatsächlich gestorben, nachdem er auf der Bühne einen Schwächeanfall erlitten hatte, den das Publikum zunächst als Teil der Inszenierung deutete.
Lothar SCHELENZ