Mitgliedertreffen des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen (DWS)
Ausgabe Nr. 2794
Bei dem DWS-Mitgliedertreffen am 12. Oktober war als Gast dabei Adrian Rada von der Vertretung der kleinen- und mittleren Unternehmen (KMU) im Kreis Hermannstadt (Patronatul Județean al IMM-urilor). Rada berichtet u. a. über die Ausbildungsmöglichkeiten von Arbeitskräften, die Finanzierungsmöglichkeiten in Sachen Energie und machte aufmerksam auf die geringe Absorption von EU-Mitteln im Kreis Hermannstadt. Er präsentierte auch die von ihm neu gegründete Sibiu Business Agency, die sich um das Heranziehen von Investitionen und Unterstützung des Exportes Hermannstädter Firmen kümmern soll.
Den KMUs falle es schwer, so Rada, unter der aktuellen gesetzlichen Konjunktur ihren Standpunkt zu vertreten und im Dialog zwischen Gewerkschaften und Regierung sich ebenfalls hörbar zu machen. Rada kann dabei auf eine 20 Jahre lange Erfahrung in der Unternehmerschaft zurückblicken, wobei in der SWOT-Analyse bei den Bedrohungen immer die gesetzlichen Veränderungen an erster Stelle auftauchten. So wurde 2019 beschlossen, die Vertretung der KMUs auf Kreisebene zu gründen. Eine wichtige Tätigkeit sei nun die Untermauerung von Gesetzen.
Vereinigt sind alle Vertretungen auf nationalem Niveau mit 60.000 Firmen und insgesamt etwa 400.000 Angestellten im Landesrat der kleinen und mittleren privaten Unternehmen (CNIPMMR). Es gibt aber auch einen regionalen Verband, über den die Gesichtspunkte der Region vertreten werden. „Es gibt viel Arbeit“, meinte Rada. „Wir erreichen aber nicht immer das, was vorteilhaft ist für uns. Was wir aber haben, sind Entschlossenheit und Ausdauer.“
Rada sprach das Problem der fehlenden qualifizierten Arbeitskräfte an. Im Falle der jungen Leute gibt es die bereits gut bekannte duale Berufsausbildung. Was die Ausbildung der Erwachsenen betrifft, soll es mehrere Möglichkeiten geben. Er erwähnte die Programme zur Unterstützung der Lehrlingsausbildung. Ein Problem sei, dass Mikrounternehmen und kleine Unternehmen keine Kapazitäten hätten, viele Lehrlinge auszubilden, so könnten 2-3 Unternehmen gemeinsam Lehrlinge ausbilden. Weiterhin gebe es legale Verpflichtungen, die Angestellten beruflich fortzubilden. Und das betreffende Programm muss genehmigt werden. Er wies darauf hin, dass es ebenfalls im Rahmen dieses Gesetzes einen Abschnitt gibt, der besage, dass man intern Leute qualifizieren kann, zwar müsse die Ausbildung bestimmte Eigenschaften aufweisen, müsse aber nicht genehmigt werden. Er ging auch auf die dritte Qualifikationsform ein: die Qualifikation am Arbeitsplatz, auch Erfassung der beruflichen Kompetenzen (evaluare de competențe profesionale) genannt.
Ein weiteres Thema, auf das Rada einging, betraf die Energie. Durch die Finanzierungsprogramme werde viel Geld vergeben vor allem was die Produktion von Energie betrifft, in erster Reihe für den eigenen Bedarf. Gegenwärtig gebe es zwei Programme, wobei im Rahmen des einen von dem Ministerium für Europäische Fonds, zwischen 50.000 und 500.000 Euro nicht rückzahlbare finanzielle Hilfe zu bestimmten Konditionen im Allgemeinen für den eigenen Bedarf von Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Eingereicht werden können die Anträge bis zum 15. November d. J. und implementiert werden müssen die Projekte bis Ende 2023. Das andere Programm werde vom Energieministerium durch den Modernisierungsfond angeboten. Hier werden bis zu 2 Millionen Euro vergeben, wobei es hier sowohl um den eigenen Bedarf geht, als auch um die Energieproduktion.
Rada machte darauf aufmerksam, dass Hermannstadt nicht sehr gut dastehe, was das Abrufen von Europäischen Fonds betrifft. „Ich kann Sie nur auffordern, nehmen Sie das Geld, bis es geht“, sagte Rada. Das nichtausgegebene Geld aus der Haushaltszeitspanne 2014-2020 belaufe sich auf etwa 50 Prozent. Diese müsste bis 2023 ausgegeben werden. Hifreich wäre es, wenn das Geld den Bereichen zugewiesen würde, wo die Absorption groß ist.
In einer Anfangsphase befindet sich die von ihm gegründete Sibiu Business Agency. Die Agentur soll zukünftig im Rahmen des Kreisrates funktionieren. ,,Was wir uns vornehmen, ist Opportunitäten für potenzielle Investoren zu finden und anzubieten“, sagte Rada. Erst werde die Situation hier im Kreis identifiziert, dann die potenziellen Partner und dann die Opportunitäten für Investoren aus verschiedenen Ländern.
Dabei war auch Florin Iuonaș von der Vertretung der jungen Unternehmer aus Hermannstadt PTIR-Sibiu, deren Hauptziel ist, eine Gemeinschaft der jungen Unternehmer zu schaffen. Die Zielgruppe sind Unternehmer unter 30 Jahren.
Aus Anlass des 30. Jubiläums von Sobis Turism sprach deren Gründer Radu Lazăr über den Werdegang der Firma und spendierte eine Weinverkostung mit Weinen von Villa Vinea.
Die Firma gründete Lazăr aus Lust auf Reisen 1992 unter dem Namen „Transilvania Holliday Travel“ zusammen mit einem Freund, der kurz danach ausstieg. Anfangs war es schwierig. Jahrelang musste er die Firma selbst finanzieren und arbeitete auch als Übersetzer. Sehr schnell merkte er: Die Personen, die reisen, sind die Kunden, an die er Reiseprodukte verkauft, und nicht er. Es fing erst spät an, zu funktionieren. Die erste Mitarbeiterin kam erst 1999 dazu. 2005 lernte Lazăr Martin Müller kennen, der in die Gesellschaft miteinstieg. Das Büro übersiedelte aus der Heltauergasse in die Junger-Waldstraße und lief ab nun unter dem Namen Sobis Turism. 2007 wurde die Firma IATA-Mitglied – sie darf Flugkarten ausstellen – und inzwischen auch ANAT-Mitglied, der Verein der Reisegesellschaften in Rumänien. Um 2005, als die Vogelgrippe grassierte, wurden von heute auf morgen alle Gruppenbuchungen gestrichen. Deshalb legte man das Augenmerk mehr auch auf Unternehmensreisen.
Parallel dazu wird seit 2005 versucht, für Albota Reisegruppen zu finden, Firmen für Teambuildings, Trainings zu finden. 2007 wurde die Richtung ganz geändert, als man sich entschloss, den Schwerpunkt auf Unternehmen zu legen und weniger auf Urlaubsreisen. Nicht ohne Erwähnung blieb das schlimme Covid-Jahr 2020, wo es trotz allem gelang, die Dinge zu managen. „Bei uns sind die netten Sachen mit katastrophalen Sachen verbunden“, meinte Lazăr. „Wir arbeiten sehr viel unter Stress“.
Werner FINK