,,Mit Rat, Tat und Gebet“

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Laudatio zur Verleihung der Goldenen Ehrennadel des DFDR an Mag. Udo Puschnig

Ausgabe Nr. 2788

Der DFDR-Landesvorsitzende Dr. Paul-Jürgen Porr (links) überreichte Mag. Udo Puschnig die Goldene Ehrennadel des DFDR.                                                                             Foto: Beatrice UNGAR

„Es ist mir eine große Ehre, in den Kreis von namhaften Persönlichkeiten aufgenommen zu werden, die besondere Verdienste um die deutsche Minderheit in Rumänien erworben haben. Mit Freude haben sich aber auch zahlreiche persönliche Freundschaften gebildet und ein Aufenthalt bei der deutschen Minderheit ist für mich wie ein Heimkommen.“ Mit diesen Worten bedankte sich Mag. Udo Puschnig, Unterabteilungsleiter im Bereich Volksgruppen, Menschenrechte und regionale Kooperation in der Landesamtsdirektion des Amtes der Kärntner Landesregierung für die Goldene Ehrennadel des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, die er zum Auftakt des 32. Sachsentreffens am Freitag, den 16. September in der wunderschönen evangelischen Kirche in der schmucken Kirchenburg in Meschen entgegennehmen durfte. Lesen Sie im Folgenden die Laudatio des DFDR-Geschäftsführers Benjamin Józsa.

Menschen treten auf vielerlei Art in unser Leben. Einige kommen durch Zufall und bleiben ein Leben lang. Andere treten still und leise an einen heran und bleiben so selbstverständlich, als wäre es nie anders gewesen. Und andere kennt man erst seit kurzer Zeit und hat doch den Eindruck, sie seien seit undenkbarer Zeit da. Mein Zusammentreffen mit Udo Puschnig hatte von allen etwas.

Zum ersten Mal traf ich Udo Puschnig im Jahr 2009, vor dem Sachsentreffen in Birthälm, in Zeiten der Not, kann man sagen. Es war September, als damaliger Geschäftsführer des Siebenbürgenforums stand ich gerade in der heißen Phase des Organisierens des Sachsentreffens. Eines Morgens erreichte mich die Nachricht des Landesforums, dass es Probleme mit der Finanzierung des Sachsentreffens aus rumänischen Staatshaushaltsgelder gäbe, kurz – es sei kein Geld da. Zwei Wochen vor einer so großen Veranstaltung – d. h. Einladungen verschickt, alle Verträge unterschrieben, Lieferanten unterwegs -, diese Nachricht ist nicht das, was man als Veranstalter hören möchte. Da trat Udo Puschnig auf den Plan, der schon eine Partnerschaft mit der evangelischen Kirchengemeinde A. B. Hermannstadt aus der Taufe gehoben hatte und sagte auf seine ruhige, unaufgeregte Art, die ich nachher noch einige Male zu schätzen gelernt habe, „dös moch’n wir“. Und tatsächlich, wir erhielten in der gebührenden Schnelle eine Notfinanzierung seitens des Bundeslandes Kärnten, mit der wir unser traditionelles Fest in dem geplanten Umfang abhalten konnten.

Der DFDR-Geschäftsführer Benjamin Józsa beim Verlesen seiner Laudatio für Mag. Udo Puschnig. Foto: Beatrice UNGAR

Dieses war der Beginn einer langen Reihe von gelungenen Projekten, die wir gemeinsam durchführen konnten und beileibe nicht nur in Siebenbürgen. Um nur einige zu nennen:

– Förderung der Partnerschaft der evangelischen Kirchengemeinden in Klagenfurt und Hermannstadt;

– Förderung des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“;

– Förderung der deutschsprachigen Studiengänge an der Lucian Blaga-Universität Hermannstadt;

– Förderung der Behindertenwerkstatt des Vereins Diakoniewerks International in Hermannstadt;

– Förderung von Publikationsprojekten und Katalogisierung der Schulbuchsammlung des „Friedrich Teutsch“-Kultur- und Begegnungszentrums in Hermannstadt;

– Förderung der Evangelischen Akademie Siebenbürgen in Neppendorf;

– Förderung des Europäischen Jugendzentrums Holzmengen e. V. und nicht zuletzt eines der neuesten Projekte,

– die Förderung der schönen Brukenthalstatue am Großen Ring in Hermannstadt.

Dieser Liste der Förderungen, die beileibe nicht vollständig ist, schließen sich noch eine ganze Reihe anderer Projekte an, die unsere deutsche Gemeinschaft dort unterstützen, wo es am nötigsten ist: an der Basis. Ich möchte es an dieser Stelle nicht verhehlen: Ohne die Person Udo Puschnigs wären diese Projekte in dem genannten Umfang nicht möglich gewesen.

Obwohl der Mensch nicht ausschließlich die Summe seines Werdegangs ist, möchte ich diesen trotzdem ein wenig beleuchten: Udo Peter Puschnig wurde am 8. Dezember des Jahres 1964 geboren. Nach Besuch der Volksschule und des neusprachlichen Gymnasiums mit Schwerpunkt Latein studierte er Betriebswirtschaft in Wien, ein Studium, das er mit dem Magister der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften beendete.

Zu seinem beruflichen Werdegang zählten u. a. die Stellen als Fachgruppengeschäftsführer in der Wirtschaftskammer Kärnten, Geschäftsführer des Vereins „Kärntner für Europa“, Unterabteilungsleiter für Entwicklungsstrategien in der Landesamtsdirektion des Amtes der Kärntner Landesregierung sowie Unterabteilungsleiter im Bereich Präsidialangelegenheiten ebenda. Gegenwärtig nimmt Udo Puschnig die Stelle als Unterabteilungsleiter im Bereich Volksgruppen, Menschenrechte und regionale Kooperation in der Landesamtsdirektion des Amtes der Kärntner Landesregierung ein.

Zu seinem Arbeitsbereich gehört unter vielem anderen die Veranstaltung des Europäischen Volksgruppenkongresses und dem daraus resultierenden Tagungsband ,,Kärnten Dokumen-tation“, deren Bände 35 bis 37 wir gerade vorstellen durften. Beide, Kongress und Tagungsband widmen sich seit mehreren Jahrzehnten den grundlegenden Fragen der Minderheitenarbeit, beide sind zum etablierten Fixpunkt in der europäischen Minderheitenpflege geworden.

Fleißigste Teilnehmerin: Die fleißigste Teilnehmerin war die Leiterin des ,,Friedrich Teutsch“-Kultur- und Begegnungszentrums aus Hermannstadt, Dr. Gerhild Rudolf (unser Bild), die an beiden Tagen des 32. Sachsentreffens an das zum Rednerpult auserkorene Taufbecken in der evangelischen Kirche in Meschen trat. Am Freitag präsentierte sie im Rahmen der Buchvorstellung eine gekürzte Fassung ihres Beitrags ,,Kirche -Sprache – Heimat. Soziolinguistische Aspekte der Kommunikationsgemeinschaft der Siebenbürger Sachsen, eines Kollektivs in sprachlicher und konfessioneller Minderheitssituation“, der im Band 37 der ,,Kärnten Dokumentation“ im Kapitel ,,Sonderthemen“ veröffentlicht worden ist. Im Vorfeld hatte Mag. Udo Puschnig die letzten drei Bände – 35, 36 und 37 – vorgestellt und vor allem auf die aus Rumänien von namhaften Persönlichkeiten der deutschen Minderheit verfassten Beiträge hingewiesen. Besonders hervorgehoben hat Mag. Puschnig die ebenfalls im Band 37 veröffentlichte Beerdigungspredigt für Wolfgang Hermann Rehner, die der Hermannstädter Stadtpfarrer Kilian Dörr unter dem Titel ,,Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang“ am 5. Januar 2021 in der evangelischen Stadtpfarrkirche gehalten hat, da der verstorbene ehemalige Hermannstädter Stadtpfarrer, so Puschnig ,,ein Mann der ersten Stunde in den Beziehungen zwischen Klagenfurt und dem Land Kärnten und Hermannstadt“ gewesen sei. Weitere Beiträge stammen von dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen im Banater Berglang, Erwin Josef Țigla, dem Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli, der früheren Unterstaatssekretärin Christiane Cosmatu u. a.

Doch die ,,Kärnten Dokumentation“ ist beileibe nicht die einzige Publikation, zu der Udo Puschnig beigetragen hat. Er ist Herausgeber und Mitherausgeber von zahlreichen Bänden, wie „Reformation und Toleranz“ (zusammen mit Pfarrer Dietrich Galter, dem Dechanten des Hermannstädter Kirchenbezirks, und Roger Pârvu, Programmleiter der Evangelischen Akademie Siebenbürgen) oder „Some Aspects of the Regional Cooperation Carinthia – Chernivtsi“ (Aspekte der regionalen Kooperation Kärnten – Czernowitz; zusammen mit Werner Platzer) um nur zwei Beispiele aus einer langen Liste zu nennen.

In renommierten österreichischen Fachpublikationen widmet er sich den Aspekten seines Berufs, wie beispielsweise der Frage der „Aufgabenreform als Herausforderung für ein neues Verwaltungsdenken“.

Neben diesem weit gefächerten Aufgabenfeld war und ist Udo Puschnig in zahlreichen Ehrenämtern tätig. Als Rechnungsprüfer prüfte und beriet er Organisationen wie die Sport-
union Kärnten, die Auslandsösterreichischen Fonds, die Georg-Drozdowski-Gesellschaft und die Kärntner Landlerhilfe.

Außerdem engagiert sich Udo Puschnig in den Gremien der Evangelischen Kirche, deren Mitglied er ist, als Kurator der evangelischen Pfarrgemeinde Augsburger und Helvetischen Bekenntnisses Klagenfurt-Johanneskirche, nachdem er lange Jahre als Gemeindevertreter und Presbyter ebenda aktiv war.

Wer Udo Puschnig persönlich kennenlernen durfte, merkt es schon bald: Das christliche Fundament seiner ganzen Tätigkeit ist ihm von großer Wichtigkeit. Auf Grund seines evangelischen Glaubens suchte er nicht nur der Stadt Bestes sondern eines weiteren Umkreises, zu denen wie selbstverständlich auch Siebenbürgen und das Banater Bergland gehören. Seine ruhige und selbstverständliche Frömmigkeit lässt uns die Glaubensfestigkeit der Landler erahnen, als sie in Siebenbürgen eine neue Heimat suchten und fanden.

Außer Siebenbürgen und dem Banater Bergland gehört sein Herz dem multiethnischen und multikonfessionellen Czernowitz. Der Krieg in der Ukraine, den noch vor einem Jahr keiner von uns möglich gehalten hätte, zeigt uns, dass Minderheitenarbeit immer auch Friedensarbeit ist. Diese Minderheiten- und Friedensarbeit leistete und leistet Udo Puschnig mit Bravour und wie ich ihn kenne, wird er sie auch weiter leisten, so lange er auf dieser Erde wandeln wird, auf die gewohnte Weise, mit Herz und Verstand, mit Rat, Tat und Gebet.

Deswegen geziemt es sich an dieser Stelle unseren tiefsten Dank abzustatten, offiziell aber auch persönlich. Lieber Udo, hab Dank für Deine weit über ein Jahrzehnt währenden Bemühungen um unsere deutsche Gemeinschaft! Hab Dank für jede Stunde, der Du Dich dieser Aufgabe gewidmet hast, mit vollem Einsatz und mit ganzer Überzeugung! Hab Dank für alles! Vergelt´s Dir Gott!

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Persönlichkeiten.