Musikalisch-literarischer Salon im Spiegelsaal des DFDH
Ausgabe Nr. 2779
Der musikalisch-literarische Salon „Carl Filtsch im Kontext seiner Zeit“ fand in dem Spiegelsaal des Hermannstädter Forums am Freitag, den 15. Juli, statt. Dieser Salon wurde von der Hermannstädter Schriftstellerin und Vorsitzenden der Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt Dagmar Dusil im Rahmen des 26. Carl Filtsch-Klavier- und Kompositionswettbewerbsfestivals organisiert: eine Premiere.
Am Freitagabend war der Spiegelsaal vollbesetzt. Es war schwierig, einen Platz zu finden. Als ich zu spät komme, „quetsche“ ich mich zwischen die Organisatoren des musikalisch-literarischen Salons „Carl Filtsch im Kontext seiner Zeit“, die sich am Eingang drängen. Dann befinde ich mich in dem Spiegelsaal des Hermannstädter Forums, ein Raum mit spiegelverzierten Wänden. Die modernen Kronleuchter zeugen von der jüngsten Restaurierung und der Modernität dieser Stelle. Im vorderen Teil des Raumes steht ein schwarz lackierter Flügel.
Dagmar Dusil, die Organisatorin dieses ersten musikalisch-literarischen Salons begrüßte das Publikum und plötzlich herrschte Stille im Raum. Auf dem Programm steht eine Geschichte in Musik und Worten zum Thema des Carl Filtsch-Festivals. Dusil hatte dieses Konzept entwickelt, um den Teilnehmenden und den Besuchern dieses Festivals auch Einblick zu gewähren in das Leben und Wirken von Carl Filtsch.
Die Erzählerin Lerida Bucholtzer schilderte dem Publikum zunächst die Geschichte der Entstehung des Festivals. Die Idee des Carl Filtsch-Wettbewerbs hatte der Hermannstädter Pianist und Klavierlehrer Peter Szaunig schon 1968, als ihm der Musik liebende Mathematiklehrer Hans Tobi ein Büchlein in englischer Sprache von Irene Andrews mit der Biographie von Carl Filtsch zeigte. 30 Jahre später, also 1995, konnte er gemeinsam mit Walter Krafft vom Münchner Musikseminar und mit Unterstützung der Heimatgemeinschaft der Deutschen in Hermannstadt und dem Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt sowie von Stadt und Kreis Hermannstadt bereits die allererste Auflage dieses Wettbewerbes in Hermannstadt organisieren. Inzwischen ist es so, dass Gewinnerinnen und Gewinner von Preisen bei diesem Festival selbst in der Jury des Festivals sitzen bzw. eine internationale Karriere vorweisen können.
Musikalisch begleitet von den Pianisten Oana und Boldizsár Csiky, Izabella Voropciuc und Darius Isaac Lungu, trägt uns die Stimme der Erzählerin dann zu der Biographie von Carl Filtsch selbst. Doch warum ist dieser in Hermannstadt so bekannt?
Als Pianist und Wunderkind ist Carl Filtsch ein Siebenbürger. Er wurde am 28. Mai 1830 in Mühlbach geboren, und saß schon mit fünf jahren am Klavier. Er war jedoch nicht lange auf dieser Welt, denn er starb am 11. Mai 1845 in Venedig an Tuberkulose, die damals viele berühmte Komponisten hingerafft hat, darunter vier Jahre später auch Chopin. Letzterer unterrichtete Filtsch im Übrigen im Fach Klavier. Chopin soll sogar verkündet haben: „Mein Gott welch ein Kind! Kein Mensch hat mich jemals so verstanden wie dieses Kind, das außerordentlichste was ich je getroffen habe. Beinahe alle meine Kompositionen spielt er, ohne mich gehört zu haben, ohne dass ich ihm das Mindeste zeigte, nicht genau wie ich, aber gewiss nicht weniger gut als ich“. So jedenfalls wird er in dem von Dagmar Dusil verfassten Text zitiert.
Carl Filtsch war auch Komponist. Allerdings waren bis 1990 nur acht Stücke aus seiner Feder bekannt. Später tauchten weitere auf, auch am anderen Ende der Welt in den USA. In nur 15 Jahren seines Lebens schrieb er einen Choral, eine Romanze, eine Barcarole – die von dem jungen Pianisten Darius Isaac Lungu wunderbar interpretiert wird -, eine Mazurka, mehrere Impromptus – darunter das in Es-Dur, das der Juryvorsitzende Boldizsár Csiky brillant als Konzerteröffnung gespielt hat – und Studien, ein Concertino und das ,,Adieu“, das zum Abschluss erneut Boldizsár Csiky zu Gehör brachte.
Neben Filtschs Kompositionen haben die Pianisten des Abends ein breites Repertoire aus der Romantik präsentiert: Robert Schumanns ABEGG Variationen op. 1, interpretiert von Izabella Voropciuc, Franz Liszts Sonetto del Petrarca Nr. 104 bzw. Frédérique Chopins Walzer in a-Moll op. 34 Nr. 2, beide gespielt von Boldizsár Csiky.
Clémence MICHELS