,,Kultur transportiert Werte“

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Streiflichter von der 3. ,,Jahrestagung der Diplomaten, Künstler und Geschäftsleute“

Ausgabe Nr. 2766

Blick in den Sitzungssaal des Hermannstädter Stadtrates bei dem Arbeitstreffen am 1. April d. J..                                                                        Foto: TNRS

,,Die deutsche Abteilung am Hermannstädter Radu Stanca-Nationaltheater (TNRS) versteht sich nicht mehr nur als Minderheitentheater, sondern als europäisches und deutschsprachiges Theaterhaus. Wir sind in einem ständigen Dialog mit dem Goethe Institut in Bukarest, der Deutschen Botschaft in Bukarest, dem Deutschen Konsulat in Hermannstadt, dem Österreichischen Kulturforum, dem Honorarkonsul des Großherzogtums Luxemburg in Hermannstadt und freuen uns sehr über deren jährliche und kontinuierliche Unterstützung. Auch sind wir sehr froh darüber, dass uns das Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart durch die Vermittlung von deutschen Sprecherziehern unterstützt.“ Das sagte u. a. der Leiter der deutschen Abteilung des TNRS, Hunor Horváth, beim Arbeitstreffen im Rahmen der dritten Auflage der ,,Jahrestagung  der Diplomaten, Künstler und Geschäftsleute“ am 1. April im Sitzungssaal des Stadtrates von Hermannstadt im Rathaus am Großen Ring.

Wie groß der Kreis der die deutsche Abteilung und das Radu Stanca-Nationaltheater allgemein unterstützenden Einrichtungen und Personen ist, wurde bei diesem Arbeitstreffen deutlich.

Zunächst begrüßte als Gastgeberin Vizebürgermeisterin Corina Bokor alle Anwesenden und wies darauf hin, dass die Stadtverwaltung die Kultur als ,,Motor der Entwicklung“ unterstütze.

Als Moderator wies Constantin Chiriac, Theaterdirektor und Direktor des Internationalen Hermannstädter Theaterfestivals (FITS) auf die seit 1788 dauernde Tradition des deutschen Theaters in Hermannstadt hin und darauf, dass bei der diesjährigen FITS-Auflage gleich drei Künstlerpersönlichkeiten aus dem deutschen Sprachraum mit einem Stern auf der Ruhmesmeile gewürdigt werden. Es handelt sich um den Musiker Götz Teutsch, die Choreografin Sasha Waltz und den Regisseuren Claus Peymann.

Der Botschafter Rumäniens in Wien, S. E. Emil Hurezeanu wies ebenfalls auf diese Tatsache hin und auch auf die traditionelle kulturelle Zusammenarbeit zwischen Rumänien, Österreich und Deutschland, die auf der gemeinsamen jahrhundertealten Geschichte basiert.

Sonja Gebauer, Leiterin des Kulturreferats der Deutschen Botschaft in Bukarest, die von der Kulturreferentin Jana Flottmann begleitet wurde, zeigte sich beeindruckt darüber, ,,wie Hermannstadt es auch nach dem Kulturhauptstadtjahr 2007 geschafft hat, sich als Kulturmetropole zu etablieren“ und wies darauf hin, dass den beiden Jubiläen, denen die Jahrestagung gewidmet ist, das 30. der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrags zwischen Rumänien und Deutschland und das 150. der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Ländern, keine zentrale Feier gewidmet würde, sondern viele Veranstaltungen an verschiedenen Orten. Alles im Zeichen der Zusammenarbeit, der Förderung der Jugend und der Bildung.

Als ,,Experte für kulturelle Strategie“ wurde der Leiter des Goethe Instituts Bukarest, Dr. Joachim Umlauf, vorgestellt. Umlauf  plädierte für die Ausweitung der bilateralen Zusammenarbeit ins ,,Tri- und Multilaterale“, um größere Projekte im Theaterbereich und nicht nur durchführen zu können.

,,Stets Präsent“ bei allen Veranstaltungen des TNRS gewesen sei er, betonte Dr. Thomas Kloiber vom Österreichischen Kulturforum. Eines der Ziele österreichischer Auslandskulturpolitik sei, so Kloiber, ,,die Pflege der deutschen Sprache österreichischer Prägung“. Kloiber drückte auch seine Freude über die gute Zusammenarbeit mit der Rumänischen Botschaft  in Wien aus, die es ermöglicht habe, das Theater in der Josefstadt mit der Inszenierung von Claus Peymann des Stücks ,,Der König stirbt“ von Eugen Ionesco zum diesjährigen FITS einzuladen. Botschafter Hurezeanu dankte Kloiber dafür, dass aus diesem Anlass auch eine ORF-Dokumentation zur österreichischen Erstaufführung des Stücks in der Regie des Autors in Linz 1972 gezeigt wird.

Begeistert von der Vielfalt und der Zusammenarbeit verschiedener Menschen, um die deutsche Abteilung des TNRS als wichtige Einrichtung für die deutsche Minderheit in Hermannstadt und Rumänien zu fördern, zeigte sich die Deutsche Konsulin in Hermannsatdt, Kerstin Ursula Jahn.

Dem pflichtete Unterstaatssekretär Thomas Șindilariu bei. Er sagte: ,,Auf den Brettern, die die Welt bedeuten, kann sich eine nationale Minderheit am besten ausdrücken“. Das gelte auch für die deutsche Minderheit in Rumänien. Als Historiker wies Șindilariu darauf hin, dass die erste deutsche Zeitung in Siebenbürgen, das Theatral Wochenblatt, 1778 in Hermannstadt erschienen ist und die nationalen Minderheiten ,,den europäischen Trend“ der Vielfalt nach Siebenbürgen und schließlich nach Rumänen gebracht“ haben.

Als ,,jahrhundertealte Normalität bezeichnete“ seinerseits Benjamin Józsa, der Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, die Existenz zweier deutscher Theater in Rumänien, in Hermannstadt und in Temeswar. Theater sei eine ,,Tätigkeit des Friedens“ sinnierte Józsa und ermunterte alle: ,,Halten wir uns daran“.

Der Vorsitzende des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen, Wolfgang Köber, bestätigte, dass die Wirtschaft sich der Verantwortung für die Kultur bewusst sei und dass er sicherlich einige DWS-Mitglieder überzeugen könne, diese zu unterstützen. Sein Amtskollege vom Temeswarer Deutschen Wirtschaftsklub, Peter Hochmuth, pflichtete ihm bei.

Der Österreichische Honorarkonsul Andreas Huber wies u. a. auf die Großauer Kirchenburg als Veranstaltungsort für das FITS hin und sein Amtskollege, der Luxemburgische Honorarkonsul Daniel Plier, auf die Möglichkeiten weiterer Kooperationen auch mit Liechtenstein, Belgien und Südtirol.

Die ifa-Kulturmanagerin Aurelia Brecht sprach über die gute Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forum, Galeriebesitzer Thomas Emmerling unterstrich: ,,Kultur transportiert Werte“. Dies bestätigte Claudiu Braicu von Autoklass, der als Wirtschaftsträger darum bemüht ist, ,,der Gemeinschaft etwas zurückzugeben“.

Beatrice UNGAR

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.