,,Ungarische Werte präsentieren“

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Streiflichter von der 16. Auflage des Ars Hungarica-Festivals 

Ausgabe Nr. 2749

Die schnellsten Tänzer der Welt: Zwischen dem 12. und 21. November veranstaltete der HÍD-Verein zum 16. Mal das der ungarischen Kultur gewidmete Ars Hungarica-Festival in Hermannstadt. Unser Bild: Bei der Eröffnungsveranstaltung am 12. November im Gong-Theater für Kinder und Jugendliche hielten die vier Tänzer des Ensembles ,,Fricska“ aus Ungarn – Papp Gergely Bálint, Papp Máté Bence, Popovics Márk und Szabó Dániel – das Publikum mit ihren schnellen Rhythmen in Atem. Vor kurzem haben die Vier einen Weltrekord aufgestellt. Foto: Werner FINK

Zwischen dem 12. und 21. November veranstaltete der HÍD-Verein zum 16. Mal das Ars Hungarica Festival in Hermannstadt. Auch dieses Jahr gab es ein reiches Kulturprogramm, das für jedes Alter und jeden Geschmack gedacht war, wobei über 20 Veranstaltungen angeboten wurden. Das Festival startete mit der Buchvorstellung der rumänischen Fassung der Siebenbürgen-Trilogie von Bánffy Miklós in der Astra-Bilbliothek.

Der Direktor des Liszt-Instiuts in Bukarest Kósa András László (sitzend) und der Historiker und Manager des Kunstmuseums im Bánffy-Palast in Klausenburg Lucian Nastasă-Kovács bei der Vorstellung der rumänischen Fassung der Siebenbürgentrilogie des Großgrundbesitzers, Schriftstellers und Politikers Bánffy Miklós. Foto: Werner FINK

„Einerseits bieten wir dem Publikum und der ungarischen Gemeinschaft Veranstaltungen an, die sie unterhalten sollen und ihr Leben mit Kultur und Werten füllen sollen, zur gleichen Zeit möchten wir ein viel breiteres Publikum ansprechen, indem wir ungarische Werte präsentieren“, sagte Hauptveranstalter Serfőző Levente. „Ich habe seit langem versucht eine Annäherung zur ungarischen Gemeinschaft zu machen und nun habe ich es geschafft“, lauteten die einleitenden Worte von Direkor Silviu Borș im Rahmen der Buchvorstellung.
Die Siebenbürgen-Trilogie (ungarisch Erdely történet) ist ein dreiteiliger Roman des ungarischen Schriftstellers Bánffy Miklós, der zwischen 1934 und 1940 veröffentlicht worden ist. Der Roman erlebte mehrere Auflagen, wobei in den letzten zwei Jahrzehnten das Werk auch auf Französisch, Deutsch, Italienisch, Niederländisch erschienen ist. Die Trilogie ist 2019 auf Rumänisch vom Verlag des Rumänischen Kulturinstituts herausgegeben worden, in der Übersetzung von Marius Tabacu. Das Vorwort schrieb Marta Petreu und eine einleitende Studie und das Wörterverzeichnis verfasste der Historiker Lucian Nastasă-Kovács, Manager des Kunstmuseums im Bánffy-Palais in Klausenburg. Das Buch wurde nun zum zweiten Mal herausgegeben von dem Verlag Tracus Arte. Das Buch wurde übrigens im vergangenen Jahr mit dem Preis des Rumänischen Schriftstellerverbands für 2019 ausgezeichnet in der Kategorie „Übersetzungen“.

V. l. n. r.: Verlagsdirektor Szabó Gyula, der Hermannstädter Grafiker Stefan Orth, und Hauptveranstalter Serfőző Levente im Gespräch bei der Vernissage der Ausstellung 50 Jahre Kriterion-Verlag im Kleinen Spiegelsaal im Forumshaus.
Foto: Werner FINK

„Das Buch von Miklos Bánffy bietet uns ein einzigartiges Bild von Siebenbürgen, ein Siebenbürgen, in dem die Menschen weniger an die ethnische Zugehörigkeit dachten, weniger sogar als an die konfesionelle Zugehörigkeit. Die Menschen erkannten einander eher an den sozialen Kategorien. Es gibt in der rumänischen Literatur aus Siebenbürgen keine schöneren Porträts vom rumänischen Bauern, als diejenigen von Miklós Banffy“, sagt Nastasă-Kovács in einem Facebookvideo des Bánffy Schlosses in Bonțida. „Es ist also ein außerordentliches Buch, es baut Brücken, es reicht anderen immer eine Hand. Es ist der Graf Bánffy,der sich mit den rumänischen Abgeordneten trifft. Er versuchte, Probleme für den rumänischen Bauer zu lösen und er hat sie auch tatsächlich gelöst“. Es sei ein autobiografischer Roman. Einige der Gestalten würden dabei die echten Namen tragen, andere wiederum habe er selber identifiziert. Das Buch widerspiegele einerseits ein „extrem dynamisches ungarisches politisches Leben“, schildere allerdings nicht, wie es alle bislang behaupten würden, den Zerfall Ungarns, andererseits gehe es um eine Liebesgeschichte. Bánffys Freundin Carola Szilvássy diente scheinbar als Inspiration für die Gestalt aus dem Roman, Adrienne Uzdy.

V. l. n. r.: Der reformierte Pfarrer Varró Sándor, der römisch-katholische Pfarrer Biró Nándor Alfonz, Szebeni Zsuzsa, Leiterin des Liszt-Instituts in Sankt Georgen, Farkas Adrienn, Journalistin und stellvertretende Vorsitzende des Carola-Vereines und Serfőző Levente bei der Enthüllung der Gedenktafel, ein Werk des Bildhauers Éltes Barna, in der römisch-katholischen Kirche im Theresianum. Foto: Werner FINK

Gleich am zweiten Tag des Festivals wurde übrigens eine Gedenktafel in der römisch-katholischen Kirche im Theresianum-Viertel eingeweiht ,,Zum Gedenken an die Aktion von Baronin Szilvássy Carola, Gräfin Bethlen Margit, Graf Bánffy Miklós, des Hermannstädter Fräuleins Schill und von Dr. Genersieh Gusztáv“. Diese hatten am 20. September 1916 rund 140 Kinder aus dem siebenbürgisch-sächsischen Waisenhaus und dem Theresianum-Waisenhaus aus dem zwischen die Fronten geratenen Hermannstadt gerettet. Die Gedenktafel wurde im Rahmen des Programms zum Erhalt von ausländischen ungarischem Gedenken von dem Liszt Institut aus Sankt Georgen, dem Carola-Verein und dem HÍD-Verein angebracht.

Kindervorstellung in Săcădate mit Zorkóczy Zenóbia.Foto: Werner FINK

Zu den Kulturveranstaltungen im Rahmen des Festivals gehörte auch die Vernissage der Ausstellung 50 Jahre Kriterionverlag. Eingeladen waren Verlagsdirektor Szabó Gyula und der Hermannstädter Grafiker Stefan Orth.
Im Rahmen des Festivals trat auch die Gruppe ,,Fricska” auf, die übrigens bereits im Rahmen von „Britain’s Got Talent“ und „Hungary’s Got Talent“ zu Gast waren und deren Tänzer den Titel als die schnellsten Volkstänzer der Welt führen. Den Weltrekord brachen Papp Gergő, Papp Máté, Szabó Dániel und Popovics Márk am 29. September in Budapest, als die vier Tänzer abwechselnd innerhalb von zwei Minuten 4077 Schläge abgaben. 1998 schaffte es Michael Flatley mit 35 Steps pro Sekunde einen zweiten Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Popovics Márk schaffte nun 45 gültige Schläge. Der Weltrekord wurde vom ungarischen Rekordverband anerkannt.Die Tänzer kombinieren dabei Motive des ungarischen Volkstanzes mit modernen Elementen. 2016 und 2021 vertraten sie Ungarn auf verschiedenen internationalen Veranstaltungen. Unter anderem durften sie zum 70. Geburtstag von Prinz Charles im Turnsaal des Buckingham-Palasts in Anwesenheit der königlichen Familie auftreten.
Werner FINK

,,Cartoon Jazz“ lautete der Titel des Konzerts des aus Ungarn angereisten Gyárfás István Trios, das am Sonntag im Foyer im Kellergeschoss des Thaliasaals stattgefunden hat. Es war nur eines von zahlreichen Konzerten im Angebot des Festivals. Foto: Werner FINK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.