Die ehrwürdige Stadtpfarrkirche kommt bald aus der „Reha“
Ausgabe Nr. 2713
Am Mittwoch der Vorwoche besuchte eine Gruppe Interessierter die Fortschritte der Restaurierungsbauhütte auf dem Huetplatz. Eingeladen hatte Ifa-Kulturmanagerin Aurelia Brecht im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Forums-
club“ des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt. Der erste Termin, am 2. März, war schnell ausgebucht und deshalb gab es am 3. März ein weiteres Angebot zur Begehung der Hermannstädter evangelischen Stadtpfarrkirche, das ebenfalls dankbar angenommen wurde.
Stadtpfarrer Kilian Dörr empfing die rund 25 Personen zählende Delegation sehr herzlich vor dem Statdtpfarramt auf dem Huetplatz und bereits von hier aus war viel Neues zu sehen und zu erfahren: Von der einen Seitenwand der Kirche, die sich mehr als 20 Zentimeter nach außen gewölbt hatte und stabilisiert werden musste, von Wasserinfiltrationen und von einem Projektil aus dem Ersten Weltkrieg, das schon seit 1916 im Turm lag und erst kürzlich geborgen und kontrolliert gezündet worden war.
Die Hermannstädter Stadtpfarrkirche, erbaut im 14. und 15 Jahrhundert (mit späteren Veränderungen), hat im Laufe der Zeit mehrere Reparaturen erlebt, die letzte große Arbeit war in den Jahren 2007-2013 erfolgt, als im Rahmen des EU-finanzierten, so genannten „18-Kirchenburgen-Projektes“ das Gewölbe der Stadtpfarrkirche konsolidiert und das Dach neu gedeckt wurde.
Das jetzige, zweite EU-kofinanzierte Großprojekt (2018-2021) betrifft Erneuerungsarbeiten im Inneren (inklusive Bodenheizung und Beleuchtung), die Restaurierung der Kirchenfenster, Verbesserung der Erdbebenresistenz u. a.
Am augenfälligsten ist wohl die neue Helligkeit. Alles ist heller: der fast weiße Außenverputz bis hinauf in den Turm, die teils schon aufgehellten Steine der Strebepfeiler, innen die neuen Bodenplatten, die schlichten Wände und die gereinigten barocken Epitaphien. Durch die restaurierten Fenster strahlt das natürliche Licht heller herein und die neuen, computergesteuerten Leuchten ermöglichen ganz unterschiedliche Beleuchtungseffekte.
Die Teilnehmenden, hauptsächlich Gemeindemitglieder (am Vortag waren auch etliche Touristikfachleute dabei), blickten durch die neue Glasplatte im Chorraum hinunter auf die Überreste des romanischen Vorgängerbaus, sie sahen die unberührte Ruhestätte des Barons Samuel von Brukenthal, versuchten sich vorzustellen, wie der Kirchenraum aussehen wird, wenn auch die Bänke wieder zurückkommen, und begingen die westlich vom Turm gelegene Ferula, in der noch viele Arbeiten anstehen.
Die Rehabilitierungsarbeiten werden nicht schon Ende März 2021, aber doch zumindest im Juli dieses Jahres abgeschlossen werden, gab Stadtpfarrer Dörr bekannt. Er zeigte sich optimistisch, dass bis dahin alle Arbeiten durchgeführt werden können und dass dann die Hermannstädter evangelische Kirchengemeinde ihre geliebte Stadtpfarrkirche wieder und sogar noch besser nutzen kann, dass die touristischen Besichtigungen wieder stattfinden können und die bereits angedachten Musikaufführungen die Menschen erfreuen werden. Dann wird das altehrwürdige Gebäude wieder voll Leben sein, so wie sich das die Hermannstädter und ihre Gäste wünschen.
Gerhild RUDOLF