Filzwerkstatt im Michelsberger Elimheim
Ausgabe Nr. 2682
Im Rahmen der Filzwerkstatt der Frauenarbeit der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien machten 16 Frauen am Samstag im Michelsberger Elimheim die Erfahrung, dass mit Wolle zu arbeiten ein „haptisch beglückendes Gefühl” hervorbringt, wie Kursreferentin Antje Schmidt die Arbeit beschrieb.
Margit Kézdi, die Organisatorin der Werkstatt und Leiterin der Frauenarbeit, „bangte bis in letzter Sekunde” um diese Werkstatt, zumal wegen der Covid-19-Pandemie mehrere Veranstaltungen bereits abgesagt oder verschoben werden mussten. „Als wir vor zwei Wochen die Mail mit dem Titel ,Wir kommen!‘ erhalten haben, habe ich mich sehr gefreut und mich auch getraut, die Bestellung für die Materialien in Deutschland aufzugeben.”
Tatsächlich sind die Materialien im Ausland billiger als in Rumänien, Filzen bleibt aber ein eher teures Hobby.
Für Antje Schmidt aus Berlin ist Filzen aber mehr als ein Hobby: „Ich bin seit 13 Jahren Handarbeitslehrerin und Ergotherapeutin, mache viel mit den Händen im therapeutischen Zusammenhang oder auch einfach, um Handwerk weiter zu geben, Traditionen nicht verloren gehen zu lassen.”
Dabei liegen der Referentin auch die rumänischen Traditionen sehr am Herzen: „Wir reisen als Familie seit gut 30 Jahren in Rumänien, immer wieder kommen wir zu Besuch – auch nach Hermannstadt – und meine handwerklichen Anregungen habe ich eigentlich größtenteils aus Rumänien.”
Ihre Erfahrung mit der Wolle und dem Filzen gab Antje Schmidt an diesem Wochenende an 16 Workshopteilnehmerinnen weiter. Es sollten eigentlich nur 10 sein, die Gruppe erweiterte sich auf 16 und wurde – wegen den Vorschriften – in zwei Räumlichkeiten geteilt. Das passte auch recht gut, denn im größeren Raum stellten die Damen kleine Objekte her, Blumen, Schmuck, Handtaschen und Pölsterchen, im anderen Raum wurden riesengroße Pantoffeln verfilzt. Riesengroß, denn am Anfang sind diese gute zwei Finger breiter als die Schuhgröße, werden dann auf dem Fuß bearbeitet und ziehen sich zurück, bis sie passend werden.
Dabei hatten die Teilnehmerinnen die Qual der Wahl: Sie mussten nicht nur entscheiden, was sie machen wollen, sondern auch die Farben für ihre Werke auswählen. Dafür stand ihnen ein voller Tisch mit bunten Wollknäuel zur Verfügung. Die bunten Wollsorten wurden in der gewünschten Form zurechtgelegt, über- und nebeneinander, eingenässt und dann mit viel Seife und Mühe verfilzt. Am Ende waren sie sich alle einig: Jede von ihnen war sehr stolz auf das eigene Werk – von Kügelchen für Schmuck bis Handtaschen und Blumen – und dass das ein Hobby fürs Leben werden kann. Dabei ist es nicht nur ein Handwerk für Frauen. Antje Schmidt: „Ich habe lange Zeit einen Kollegen gehabt, der Künstler ist und wir haben zusammen gefilzt. Ürsprünglich ist es auch wahrscheinlich ein Männerhandwerk, da es so viel Kraft und Ausdauer kostet. In der Türkei ist es ein absoluter Männerberuf, in der Mongolei bereiten die Frauen die Wolle vor, aber es sind die Männer, die nachher die Teppiche walzen.”
Mann oder Frau, für jeden kann es entspannend und faszinierend sein: „Man betrachtet die Landschaft – wie zum Beispiel diese in Michelsberg – während man die Wolle verarbeitet, und binnen fünf Minuten hat sich dann ihr Charakter völlig verändert: von der fluffigen, leichten Schafwollflocke zu einer verdichteten Fläche, einer Blume, einer Kugel oder einem Pantoffel.”
Genau diese Faszination überzeugte einige Teilnehmerinnen, bereits Wolle zu bestellen. Margit Kézdi half mit Informationen aus, erfreut, dass der vor einem Jahr mit Freundin Dorothea Binder erwünschte und geplante Workshop so viele Interessentinnen hatte – auch Jugendliche. Dabei hatte sie Gelegenheit, bereits auf die nächste große Veranstaltung aufmerksam zu machen: „Mitte September findet eine Malwerkstatt statt, es ist etwas ganz Besonderes, da werden wir mit Orthrun Fabini Volkskundemotive auf Seide malen. Herzliche Einladung auch dazu.”
Ruxandra STĂNESCU