Siebenbürgisches Kultur- und Begegnungszentrum Schloss Horneck eröffnet
Ausgabe Nr. 2682

Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch und Architekt Peter Schell schneiden das blau-rote Band durch und übergeben Schloss Horneck damit seiner neuen Bestimmung. In zweiter Reihe zu sehen sind (v. l. n. r.) S.E. Frank Bayard, Dr. Bernd Fabritius, Mag. Wolfgang Rehner und Dr. Axel Froese. Foto: Jürgen BINDER
Das Internationale Kultur- und Begegnungszentrum mit angeschlossener Bibliothek auf Schloss Horneck in Gundelsheim ist aufgrund der derzeitigen Bestimmungen im Rahmen einer Feier in kleinem Kreis am 10. Juli eröffnet worden. Die von dem Verein Siebenbürgischen Kultur- und Begegnungszentrum Schloss Horneck e. V. umgebaute Einrichtung erhielt den ökumenischen Segen von S. E. Frank Bayard, Hochmeister des Deutschen Ordens, und Mag. Wolfgang Rehner, dem Superintendenten der Evangelischen Kirche A. B. in der Steiermark, Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch, Vorsitzender des Vereins, und der bauleitende Architekt Peter Schell durchschnitten auf der Schlossbrücke das symbolische blau-rote Band.
Dr. Konrad Gündisch schloss seine Begrüßungsrede mit einem Zitat aus dem unvollendeten Roman ,,Das Jüngste Gericht von Altbirk“ von Erwin Wittstock, einer der bedeutendsten Schriftsteller der Siebenbürger Sachsen: „Das Große, was die Heimat uns gibt und von dem du Teile in dir hast, bleibt unsichtbar wie der Atem, obschon es dein Leben erfüllt. Stelle dich in uralter Vortrefflichkeit als Schild vor das Erbe der Ahnen. … Benetze deine Stirn und sage: … Ich glaube, dass unser Volk Charakter hat, ich glaube, dass es einem neuen Gedanken und Fortschritt weit über das Maß schwacher Zahl opfern kann, wenn es von Wahrheit und Güte angezogen, aber nicht von tausend Täuschungen verwirrt und stumpf gemacht wird. Der Geist wird durch feine und verflochtene Dinge zu seiner Leistung bestimmt.“
Gündisch sprach den folgenden Wunsch aus, dem man sich nur anschließen kann: ,,Möge dieser feine Geist die miteinander verflochtenen Einrichtungen dieses Hauses durchdringen und diesem Identifikationsort der Siebenbürger Sachsen in Deutschland eine wunderbare Zukunft bescheren! Gottes Segen, den wir heute gemeinsam ökumenisch angerufen haben, beschütze unser Siebenbürgisches Kultur- und Begegnungszentrum, das allen Menschen auf dieser Welt offen steht.“
Gündisch dankte all denen, die diese Umbauphase mit Rat und Tat begleitet haben. Zunächst dankte er den Gründern des Schlossvereins, speziell dem Verband der Siebenbürger Sachsen und seinem damaligen Bundesvorsitzenden Prof. Dr. Dr. h.c. Bernd Fabritius, sowie den Großspendern, die erheblich zu den 1,4 Mio. Euro beigetragen haben, die es möglich machten, Schloss Horneck zu erwerben. Außerdem dankte er auch dem heutigen Bundesvorsitzenden Rainer Lehni und der Präsidentin der Föderation der Siebenbürger Sachsen Herta Daniel, der Bundeskulturreferentin Dagmar Seck sowie dem Vorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg Michael Konnerth für die Unterstützung.

Bischof Reinhart Guib bei seinem Besuch auf Schloss Horneck im September 2019 im Gespräch mit dem Verwalter Georg Nick. Foto: Beatrice UNGAR
Der Dank richtete sich auch an den Deutschen Bundestag, der die Förderung des Um- und Ausbaus beschlossen hat, und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters, die diese Förderung zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere von Referat K 55 begleitet hat, die Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Standort Freiburg, das Staatliche Hochbauamt Schwäbisch Hall, das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg, das Landratsamt Heilbronn, die Stadt Gundelsheim und die Städtische Entwicklungsgesellschaft Heilbronn, das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, das über das Haus des Deutschen Ostens in München diese Veranstaltung und ihre digitale Übertragung gefördert hat.
Gündisch führte aus: ,,Chronologisch an erster Stelle müssten die rund 2000 Spenderinnen und Spender aus den Reihen der Siebenbürger Sachsen und ihrer Freunde stehen, ohne deren Beiträge – die auch ein klares Bekenntnis zum siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbe beinhalten, egal ob es die kleine Spende einer fast mittellosen Rentnerin ist oder jene eines etwas Betuchteren – ohne deren Beiträge also unser Projekt nie hätte realisiert werden können! Man rechne mal hoch: Von den rund 200.000 in Deutschland, Österreich und den USA lebenden Siebenbürger Sachsen wurden nicht weniger als 2 Millionen Euro für ihr Kulturzentrum gespendet“.
Prof. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien stellte in ihrer Videobotschaft fest: ,,Schloss Horneck steht nicht nur baulich auf einem soliden Fundament. Die zentrale kulturelle Einrichtung der Siebenbürger Sachsen in Deutschland wird getragen von großer Wertschätzung für das vielfältige Kulturerbe Siebenbürgens und für die Verdienste der Deutschen aus Rumänien um kulturelle Vermittlung und Verständigung in einem geeinten Europa. Dazu, da bin ich sicher, wird nach aufreibenden Jahren des Planens und Bauens ganz besonders auch dieser internationale Begegnungsort beitragen, dem ich viel Erfolg und – nach Eindämmung der Corona-Pandemie – „volles Haus“ für seine Ausstellungen und Veranstaltungen wünsche.“

Konrad Gündisch: SCHLOSS HORNECK. Geschichte in Wort und Bild. Friedrich Pustet-Verlag Regensburg, 2020, 44 Seiten, ISBN 978-3-791731810.
Bischof Guib erklärte in seiner Videobotschaft u. a.: ,,Schon im Herbst letzten Jahres konnte ich mich von der Zweckdienlichkeit der Umbauarbeiten auf Schloss Horneck überzeugen. (…) Auf jeden Fall überbringe ich auch herzliche Grüße seitens des Friedrich-Teutsch-Hauses.
Wir freuen uns auf die institutionelle Zusammenarbeit mit den auf Horneck arbeitenden Einrichtungen zum Wohle unserer Gemeinschaft und auch zum Wohle unserer grenzübergreifenden siebenbürgischen Kultur- und Begegnungsstätte.
Möge Schloss Horneck für unsere Gemeinschaft ein Haus des Segens werden.“
Seitens des Siebenbürgenforums dabei war dessen stellvertretender Vorsitzender Thomas Șindilariu dabei, der sein Grußwort unter das Motto ,,Kulturerbe ist ein Staffellauf mit Hindernissen aller Art jedoch mit vitalem Ziel!“ stellte. Șindilariu sagte: ,,Ob wir nun in Siebenbürgen daheim sind und/oder in der Welt zu Hause, ist relativ unbedeutend, denn ich glaube für uns alle mit dem apostrophierten Motto des Hermannstädter Großen Sachsentreffens von 2017 sagen zu können, dass es für unseren täglichen Einsatz für unsere gemeinschaftlichen Belange ein konstanter Gedanke von rückversichernder Natur ist, zu wissen, dass unser Tun und Streben hier auf Schloss Horneck dokumentiert wird, wir v.a. vor den kommenden Generationen damit Rechenschaft ablegen, auf dass sie auf die erfolgversprechenden Erfahrungen der Vergangenheit direkt und gezielt zugreifen können.“
Aus dem Kreis der ehrenamtlich Engagierten dankte Gündisch stellvertretend Heidrun Negura, das Herz und die Seele des Kulturzentrums, die diese Veranstaltung federführend organisiert hat, Dr. Axel Froese, der als Manager und Koordinator der Um- und Ausbauarbeiten die baulichen, finanziellen und juristischen Fäden in der Hand gehalten hat, sowie Lucian Binder-Catana, der als Mediendesigner für die Gestaltung des Besucherzentrums und den Imagefilm verantwortlich zeichnet.
Dieser Imagefilm „Schloss Horneck – eine Jahrhunderte alte Geschichte“ feierte bei der Eröffnung Premiere. Das Drehbuch hat Heidrun Negura unter Mitwirkung von Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch geschrieben, die Produktion des Films hat die Firma Hyperscreen übernommen.
Bei der Eröffnungsveranstaltung wurden zwei Bücher vorgestellt: ,,Schloss Horneck. Geschichte in Wort und Bild“ von Konrad Gündisch ,,Pimpolinos Abenteuer auf Schloss Horneck“ von Ines Handel.
Alle Grußworte und Glückwünsche, das kulturelle Rahmenprogramm und der Imagefilm können online auf www.schloss-horneck.de angeschaut werden.
J. B./B. U.