Zwischenbilanz der Renovierungsarbeiten an der evangelischen Stadtpfarrkirche
Ausgabe Nr. 2666
Seit zwei Jahren ist die evangelische Stadtpfarrkirche wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Im März 2018 konnte nämlich nach der erfolgreichen Prozedur zur Beantragung der Mittel für das EU-Projekt mit der effektiven Arbeit begonnen werden. Zur Erinnerung: Der Finanzierungsvertrag wurde 2016 eingereicht und im April 2017 wurde der Vertrag über eine Gesamtsumme von 21.910.483 Lei unterzeichnet. Der Abschluss der Arbeiten war darin für Oktober 2020 vorgesehen, er wurde wegen der Verzögerung durch die archäologischen Arbeiten bis März 2021 verlängert. Die Arbeiten befinden sich jetzt sozusagen auf halber Strecke.
Die archäologischen Forschungsarbeiten waren erforderlich weil in der Stadtpfarrkirche der Bodenbelag ausgewechselt sowie eine Bodenheizung eingebaut wurde. Derzeit wird an der Montage der Steinplatten gearbeitet.
Im Vorfeld hatte ein Team am 14. März 2018 unter der Leitung von Dr. Daniela Marcu Istrate vom Institut für Archäologie „Vasile Pârvan“ aus Bukarest in Zusammenarbeit mit Dr. Maria Țiplic vom Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften Hermannstadt diese Forschungsarbeiten in Angriff genommen. Sie dauerten zwar länger als geplant, aber die Archäologen machten auch viele interessante und überraschende Funde, allen voran die Grabplatte von Mathias Armbruster, u. a. Bürgermeister von Hermannstadt zur Reformationszeit und das Grab des Barons Samuel von Brukenthal. (die Hermannstädter Zeitung berichtete davon in der Ausgabe Nr. 2580/8. Juni 2018).
Der Ort der 1803 erfolgten Beisetzung des Barons war bisher durch eine 1984 angebrachte Gedenkplatte an einem Pfeiler im Hauptschiff markiert. In dem neuen Bodenbelag soll mit Steinplatten anderer Nuance darauf hingewiesen werden. Armbrusters Grabplatte wird in dem nördlichen Querschiff aufgestellt, unweit der Stelle, wo sie gefunden worden ist. Was die übriggebliebenen Gebeine betrifft, die in und neben den archäologisch untersuchten Gruften entdeckt worden waren, berichtet Stadtpfarrer Kilian Dörr, man habe diese im Rahmen einer ,,Umbettungsfeier“, an der die Presbyter teilgenommen haben, in ein Ossarium direkt am Nordeingang der Kirche umgebettet und bezeichnet diesen Moment als ,,besonders eindrücklich“.
Etwas Kopfzerbrechen bereiteten den Vertretern der Baufirma Euras und der Planungsfirma Arhimus die zwischen Kirchenschiff und Chorraum entdeckten Fundamente der nördlichen Außenmauer der romanischen Basilika aus dem 12. Jahrhundert. Diese Überreste der ersten Kirche werden nun durch ein begehbares Sicherheitsglas sichtbar gemacht. So werden Pfarrer und Gemeinde bei jedem Abendmahl an die jahrhundertealte Geschichte dieses Sakralbaus erinnert.
Im Laufe des vergangenen Jahres wurde im Sommer an der Reinigung und Festigung der Gewölberippen im Chorraum und im Südportal der Kirche gearbeitet. Im Oktober haben die Bohrarbeiten im Bereich der Baustatik begonnen. Dabei handelt es sich um neun Meter tiefe Bohrungen am Rande des Treppentürmchens, die dessen Fundament auf eine solide Basis setzen sollen sowie um senkrechte in die Wand eingebohrte Verstrebungen zum Verstärken der seitlichen Mauern an der Nordseite der Kirche. Desgleichen wurden Innen- und Außenwände neu verputzt. Auch werden derzeit die im Atelier von Dr. Amalia Vezea in Bukarest restaurierten Vitralien im Hauptschiff montiert und ein Gerüst um den Kirchturm aufgestellt.
Beatrice UNGAR
Mehr Informationen und Bilder zu den laufenden Arbeiten gibt es auf der Homepage der Hermannstädter evangelischen Kirchengemeinde A. B. unter hermannstadt.evang.ro