„Aschenputtel – nur ein Märchen?“ feierte Premiere
Ausgabe Nr. 2641
Prinz Magnus der Dritte will heiraten. Dafür wird ein Ball im Brukenthalpalais – ,,Schloss Brukenthal“ heißt es in dem Stück – veranstaltet. Alle Mädchen aus Hermannstadt sind dazu eingeladen. Ob auch Ausi, das Aschenputtel, rechtzeitig beim Ball auftaucht? „Aschenputtel – nur ein Märchen?“ heißt das neueste Puppentheaterstück, das am Mittwoch, dem 11. September, im Gong-Theater für Kinder und Jugendliche Vorpremiere feierte. Aufgeführt wurde es von den Schauspielern der deutschen Abteilung.
Und dafür ließ sich die Temeswarer Regisseurin Eva Lábadi Megyes, die auch den Text verfasst hatte, einiges einfallen. So waren alle Gestalten aus dem bekannten Märchen, das von den Gebrüdern Grimm gesammelt wurde, Mäuse. Außer der Fee, die auf der Bühne als Fledermaus mit Motorradbrille erscheint und Handy-Baty heißt.
Inhaltlich wurde nicht viel an dem Märchen verändert: Die beiden Stiefschwestern werden von der bösen Stiefmutter ermuntert an dem Ball teilzunehmen, während das Aschenputtel gezwungen wird, zu Hause zu bleiben. Doch dann taucht Handy-Baty auf, die ihr ein Kleid für den Ball besorgt und ein sehr modernes Gefährt, ein Schuhmobil, mit dem sie bis Mitternacht wieder zurück sein muss, weil sich das Schuhmobil sonst entlädt. Über das Schuhmobil amüsierten sich die Kinder und die Erwachsenen bei der Vorpremiere am meisten, denn der Riesenstöckelschuh leuchtete nicht nur schön im Dunkeln, sondern hatte „1000 Fledermausstärken, wettergesteuerte Klimaanlage, Audio-Bestellung direkt zur Destination, Video-Unterstützung bei Abflug und Landung“. Kein Wunder, dass sogar Prinz Magnus der Dritte von dem fliegenden Schuhmobil verzaubert wurde und direkt eine Runde damit fliegen wollte. Aschenputtel verliert nicht wie im Märchen ihren Schuh, sondern muss per Kater Moritz um Mitternacht nach Hause, weil das Schuhmobil keinen Strom zum Fliegen hat. So muss Prinz Magnus der Dritte ganz Hermannstadt nach der Maus suchen, die das Schuhmobil per Audio-Bestellung zum Fliegen bringen kann. Das kann nur Ausi, das Aschenputtel.
Das Theaterstück endete mit den beiden Mäusen, die gemeinsam in zwei Schuhmobilen glücklich durch die Luft fliegen. Dazu sangen alle Schauspieler das Lied „Wir glauben an Märchen“.
Nicht nur die Puppen waren außergewöhnlich, auch das Bühnenbild von Zoltan Dio war sehr an Hermannstadt angepasst worden: Aschenputtels Haus hatte ein für Hermannstadt typisches Dachauge und der Ballsaal des Brukenthalpalais war ebenfalls deutlich an dem barocken Dachornament zu erkennen.
Die Schülerinnen und Schüler der 3.-E-Klasse der „Octavian Goga“-Schule aus Hermannstadt haben „Aschenputtel – nur ein Märchen?“ zusammen mit ihrer Lehrerin Henriette Guib gesehen und waren so begeistert, dass sie eine Zeichnung davon machten und eine kurze Rezension dazu schrieben. Der Schüler Albert Fuior schrieb Folgendes: „Wir, die III. E-Klasse, waren im Theater und haben ‚Aschenputtel‘ gesehen. Wir haben sehr viel Musik in dem Theaterstück gehört. Es war anders als die Geschichte. Alle Figuren waren Mäuse. Die gute Fee war modern angezogen. Der Prinz war schön und hatte einen Schnurrbart. Es war auch ein Schuhmobil. Es konnte mit hundert Fledermausstärken fliegen. Mir hat es sehr gut gefallen. Die Lehrerin hat uns eine wunderbare Überraschung gemacht!“
Die Regisseurin sagte der Hermannstädter Zeitung, sie hoffe, dass das Stück auch bald in der rumänischen Fassung aufgeführt werden kann.
Cynthia PINTER