Die Hand als Nudelwalker

Teile diesen Artikel

Beim „Astra Multicultural“-Festival gab es auch leckere Kartoffelwuzerl

Ausgabe Nr. 2633

Kartoffelwuzerl zubereiten wie in Neppendorf (v. l. n. r.): Michael Gierlich sorgte nicht nur für ein gutes Feuer im Holzofen in der Küche des siebenbürgisch-sächsischen Hauses aus Kleinschelken sondern machte nach Anweisungen von Elisabeth Rosenauer auch beim Wuzeln“ mit, ebenso ein lernbegieriger Junge und die Museografin Camelia Ștefan.
Foto: Beatrice UNGAR

Beim Herstellen von „Kartoffelwuzerln“ dient die Hand als Nudelwalker… Dabei hatten nicht nur die Neppendorferin Elisabeth Rosenauer Spaß sondern eine Menge Kinder, die nach und nach in dem Haus aus Kleinschelken eintrafen und mit oder ohne Schürze mitmachten beim Ausrollen der leckeren Mehlspeise aus Kartoffelteig. Dafür braucht es viel Mehl, so dass die kleinen Köchinnen und Köche bald recht gepudert aussahen. Ihrer Freude am Mitmachen tat das keinen Abbruch. Und schon beim Zusehen lief so mancher Mutter und so manchem Vater das Wasser in den Mund.

 

Einige Paare von der siebenbürgisch-sächsischen Volkstanzgruppe der Brukenthalschule traten unter der Leitung von Bianke Grecu am Freitag Mittag auf.                                                                 
Foto: Bianke GRECU

Die gewöhnlich als „Nebenprodukt“ der Zwetschgenknödel hergestellten „Kartoffelwuzerl“  – in einem einzigen Restaurant in Hermannstadt kann man diese probieren, in der „Crama Sibiul Vechi“ – können auch als eigenständige Speise auf den Tisch kommen, wollten die Museografinnen Camelia Ștefan und Simona Malearov vom Emil Sigerus-Museum für siebenbürgisch-sächsische Volkskunde bei einem Schaukochen demonstrieren. Sie fragten bei Elisabeth Rosenauer in Neppendorf nach und diese erklärte sich spontan bereit, im Rahmen des „Astra Multicultural“-Festivals zu zeigen, wie man diese aus dem Burgenland stammende Mehlspeise zubereitet. Sie bat ihren neunzigjährigen Nachbarn Michael Gierlich um Hilfe bei dem Anzünden und Überwachen des Holzfeuers in dem authentischen Ofen in der bestens ausgestatteten Küche.

Gierlich zog seine siebenbürgisch-sächsische Trachtenbluse an, und war gerne dabei, auch mit Rat und Tat, wie man denn die „Wuzerl“ am schnellsten rollen kann. Die fertigen Wuzerl wurden zunächst kurz gekocht und dann in der Pfanne geschwenkt, in der zuvor Butter gekocht und dann Semmelbröselmehl hinzugegeben worden war. Dann kamen sie auf einen Teller und wurden mit Zucker bestreut und… mit Genuss gegessen, von Jung und Alt.

Einen im Donaudelta gefischten Wels mitgebracht hatten die ukrainischen Frauen aus Letea, um eine echte Fischsuppe im Kessel zu kochen.
Foto: Beatrice UNGAR

Übrigens haben die beiden Museografinnen am Sonntag danach Aprikosenmarmelade nach einem alten siebenbürgisch-sächsischen Rezept gekocht und zu einer Kostprobe eingeladen. Das Rezept gaben sie allerdings nicht Preis, genauso wenig wie die Frauen von dem Verband der Ukrainer aus Letea im Donaudelta, die am Samstag Pasteten ohne Füllung und eine Fischsuppe zubereiteten. Sie sagten, so würden die Pasteten in der Dobrudscha zubereitet. Während neben dem See die Fischsuppe im Kessel kochte, konnte man bei einem Anwesen eines Hirten   Käsesorten aus Rășinari probieren. Hier wurde auch der traditionelle „bulz“ zubereitet: Polentakugeln mit Käse.

Bei dem Roma-Zelt gab es leckere Bohnensuppe, und an den vier Tagen des Festivals Workshops zu der Kultur der Roma unter dem Motto „T-aves Baxtalo!“

Während am Samstag überall gekocht, gebacken, gegrillt und gebraten wurde, fand unweit des Haupteingangs die Einweihung des Standortes der Holzkirche aus Vința/Kreis Alba statt, die von Mitarbeitern des Astra-Museums gerettet worden ist und derzeit restauriert wird.

Traditionelle Pasteten ohne Füllung (plăcinte simple) bereiteten die Frauen von dem Verband der Ukrainer aus Letea im Donaudelta neben dem Gehöft aus Mahmudia am Seeufer vor.                                
Foto: Beatrice UNGAR

Nicht nur die Gastronomie der nationalen Minderheiten – Roma, Deutsche, Lipowener Russen, Slowaken, Ungarn, Serben –  und der rumänischen Mehrheit sondern auch ihre traditionellen Tänze und Handwerke konnten die Besucher an den vier Tagen kennenlernen. Insgesamt 100 Künstler und Musiker in 27 Enembles waren dabei. An den vier Tagen wurden übrigens mehr als 13.710 Besucherinnen und Besucher im Freilichtmuseum gezählt.

Zum Abschluss fand am Sonntag, den 14. Juli, auf der Bühne am See ein Konzert zum Französischen Nationalfeiertag statt, geboten von dem Jugendorchester aus Rennes und dem Orchester der Hermannstädter Kunstschule.

Beatrice UNGAR

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.