„Für mich ist es ein Seelenprojekt“

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„Caravana Gypsy Jazz“ gab den Startschuss für ein Romabildungsprojekt

Ausgabe Nr. 2605

Teresa Leonhard, Emanuel Mario Bebe, „Vater“ Ognian Chobanov und Pfarrer Alexandru Ioniță bei der Vorstellung der Band (v. l. n. r.).
Foto: Werner FINK

„Djelem djelem lungone dromensa, maladilem bachtale romenza“, erklang eine Version des Liedes, das zugleich auch als die internationale Hymne der Roma gilt am vergangenen Donnerstag im Spiegelsaal des Hermannstädter Deutschen Forums.  Genau am Nikolaustag hatte nämlich die „Caravana Gypsy Jazz” zum ersten offiziellen Konzert eingeladen. Das Ensemble „Caravana Gypsy Jazz”, das aus sieben jungen ambitionierten Musikern  besteht, ist gleichzeitig aber auch ein Bildungsprojekt, durch das jungen Menschen, die aus benachteiligten Verhältnissen kommen, eine Perspektive geboten werden soll, indem die Ensemblemitglieder diesen Musikunterricht anbieten. Initiator des Projektes ist der 1996 in Bukarest geborene Emanuel Mario Bebe, der selber im Kinderheim aufgewachsen ist und es als sein „Seelenprojekt” bezeichnet.

 

Eines der ersten Ergebnisse des Projektes ist der aus zahlreichen jungen Mädchen gebildete Chor, der dem Konzert eine besondere Farbe verlieh und durch die Musikwerkstätten der Caravana Gypsy Jazz in Hammersdorf entstanden sind. Nach einer Zeit konnten sich die Mädchen nicht mehr zurückhalten und erhoben sich nacheinander zum Tanz oder war das Teil der Vorstellung? Auf jeden Fall wirkte diese Tanzeinlage besonders authentisch. Gemeinsam mit dem Centru Andreian pentru Educațiein Hammersdorf und dem Engagement von Alexandru Ioniță, dem dortigen orthodoxen Pfarrer und zugleich Vorsitzenden des Vereins Dia.Logos,konnten im alten, in Renovierung befindlichen Schulgebäude der orthodoxen Pfarrei seit Sommer bereits einige Musikkurse realisiert werden.

Der Chor der Romamädchen bot eine spontane Tanzeinlage zu den schwungvollen Klängen der Musik.                            
Foto: Werner FINK

„Mit meinen Kollegen Pavel und Radu haben wir unsere Kindheit in einem Kinderheim verbracht”, sagte Emanuel. „Das Leben war dort nicht so schön, wir haben dort nicht die Liebe bekommen, die ein jedes Kind nötig hat. Wir haben uns aber von der Liebe ernährt, von der Liebe eines jeden. Wir sind wie Brüder. Wir wissen wie es ist, wenn man niemanden hat, der zu einem ‚Ich habe dich lieb‘ sagen kann, oder wenn  du eine gute Note bekommen hast, dir gratuliert. Es gab Tage, an denen man weinte und alle gingen an einem vorbei, ohne Beachtung, und wir sind aufgewachsen, wir haben gelernt, wir haben uns entwickelt, wir sind zur Schule gegangen und heute stehen wir in dieser Aufstellung da.  Wir haben uns gedacht, unsererseits auch Liebe zu schenken. Warum wir die Caravana Gypsy Jazz gegründet haben? Weil wir dies tun konnten und weil wir damit auch andere Leben verändern möchten.”

Emanuel möchte vor allem Jugendlichen, die aus benachteiligten Verhältnissen kommen, vor allem Romajugendlichen helfen. „Ich wünsche mir, dass unser Image nach vorn kommt, dass wir uns modernisieren, uns in die Gesellschaft integrieren, dass man zur Schule geht, dass Leute Sport, Musik machen aber auch beispielsweise  Anwalt werden usw.”, sagte Emanuel.

Ein Ensemblemitglied, den die anderen als ihren „Vater” bezeichneten, ist Ognian Chobanov aus Bulgarien.  Emanuel hatte vorher Ognian in einem anderen Rahmen getroffen und ihn ebenfalls für sein Projekt gewinnen können.

Eine weitere Unterstützerin des Projektes ist Teresa Leonhard .„Ich bin vor vier Jahren nach Rumänien gekommen und meine ersten Freunde waren ein großer Teil der heutigen Caravana Gipsy Jazz und die Freundschaft hat sich bis heute gehalten. Heute Vormittag waren wir im Brukenthalgymnasium, wir haben mit den Schülern und für die Schüler musiziert. Ich habe wieder festgestellt, wie Musik Brücken bauen kann”, sagte Leonhard. Gemeinsam mit Teresa Leonhard wurde ein Logo entworfen,  bei der Kommunikation das deutschsprachige Publikum betreffend half sie ebenfalls, aber auch beim Anschaffen von Instrumenten oder auf der Suche nach Spendern.

Leonhard arbeitet mit der Gruppe auch als Künstlerin selber zusammen. Geplant wird gegenwärtig  ein Kunstprojekt in Ulm für 2020 das von der  Caravana Gypsy Jazz in Zusammenarbeit mit Leonhards Tanzgruppe „Dis.Place” durchgeführt werden soll.

Ihre Unterstützung versprach auch die Roma-Autorin Luminița Cioabă von der Ion Cioabă-Stifung. Die Caravana Gypsy Jazz hatte bereits im Oktober einen Auftritt im Rahmen des „Romaii Poesia“-Festivals, das von der Stiftung veranstaltet wurde.

Zum Abschluss des  Konzertes, das größtenteils aus Musik der Romakultur bestand, gab der muntere Chor auch einige allgemein bekannte Weihnachtslieder zum Besten, wobei die Band natürlich gekonnt begleitete.

Werner FINK

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.