Alternative Weihnachtsmärkte und eine gelungene Singspiel-Aufführung
Ausgabe Nr. 2606

Holzmengen: In der Scheune gab es Brötchen mit Zakuska-, Käse- und Auberginen-Aufstrich,
heißen Tee, Glühwein und eine gute Stimmung.
Foto: Beatrice UNGAR
Wer es länger aushielt, konnte sowohl in Holzmengen am Samstag als auch in Michelsberg am Sonntag echte Weihnachtsstimmung erfahren, denn es war richtig etwas los bei den beiden Weihnachtsmärkten, die als Alternative zu dem Weihnachtsmarkt auf dem Großen Ring gedacht waren und überraschend viele Besucher anlockten.
Weihnachtsstimmung kam auch bei der Aufführung des Singspiels „Vater Martin“ nach einer Erzählung von Leo Tolstoi auf, die am Sonntag Abend in der Aula des Gemeindezentrums in Hammersdorf stattgefunden hat. Hauptakteure waren die Mitglieder des Kinderchors der evangelischen Kirchengemeinde A. B. Hermannstadt, die Gesamtleitung hatte die Stadtkantorin Brita Falch-Leutert inne.
Weit mehr als in Hermannstadt geschneit hatte es in der Nacht vom Freitag auf Samstag im Harbachtal. Passend zum ersten Weihnachtsmarkt, der von dem Verein „Hosman Durabil“ in Partnerschaft mit dem Siebenbürgenforum, dem Hermannstädter evangelischen Kirchenbezirk, der Stiftung Kirchenburgen und dem Verein „Jugendburg Holzmengen“ auf dem ehemaligen evangelischen Pfarrhof organisiert worden ist.

Heiß begehrt waren beim Weihnachtsmarkt in Michelsberg, der in einer Scheune eingerichtet war, die mit Griebenschmalz gestrichenen Brote mit oder ohne Zwiebel sowie die Michelsberger Weihnachtskekse, im traditionellen Backofen gebacken.
Foto: Beatrice UNGAR
An den Ständen der Produzenten aus dem Harbachtal, von denen einige regelmäßig auf dem Biobauernmarkt freitags auf dem Huetplatz dabei sind, tummelten sich überraschend viele Besucherinnen und Besucher. Das Wetter hat niemanden davon abgehalten, nach Holzmengen zu kommen, um den ersten Weihnachtsmarkt zu erleben. Und niemand wurde enttäuscht. In der Scheune gab es gestrichene Brötchen und einen heißen Tee oder Glühwein, die man an liebevoll geschmückten Tischchen auf Strohballen sitzend genießen konnte. Wärmen konnte man sich an einem großen Lagerfeuer, das auf dem Pfarrhof nicht nur Wärme sondern auch ein anheimelndes Licht ausstrahlte. Dazu gab es musikalische Einlagen, u. a. von einer Gruppe rumänischer Frauen in der Volkstracht des Ortes, die traditionelle Weihnachtslieder sangen. Auch ein Orgelkonzert wurde in der Kirche angeboten, und zum Schluss gingen alle durch das Dorf und sangen gemeinsam deutsche und rumänische Weihnachtslieder.
Der Höhepunkt war die „lebendige Krippe”, wie sie die Veranstalter nannten: Auf dem Hof des Organistenhauses waren Ziegen, ein Esel, eine Familie mit einem sieben Monate alten Baby, Hirten, echte und verkleidete, zu sehen, es wurde fleißig fotografiert. Aber das wichtigste war wohl, dass die Dorfbewohner etwas gemeinsam auf die Beine gestellt hatten, das den Zusammenhalt vor Ort stärkt. Einige Teilnehmer schwärmten schon von dem Wiederaufleben der traditionellen Nachbarschaften…

Die „Helden“ der Aufführung mit dem Singspiel „Vater Martin“ waren die vier „Straßenkehrer“, die der Schuster „Vater Martin“ (Tudor Mahl) auf eine Tasse Tee einlud. Für ihre Luftgitarrendarbietung (wobei die Besen als Gitarre dienten) erhielten sie Bühnenapplaus. Wer die Vorstellung verpasst hat, kann sie am 27. Dezember in der deutschen Akzente-Sendung auf TVR 1 sehen, dort wird ab 15 Uhr eine Aufzeichnung gesendet.
Foto: Beatrice UNGAR
Eine Nachbarschaft scheint sich auch in Michelsberg zu bilden. So gibt es z. B. hier die „Prietenii Cisnădioarei“-WhatsApp-Gruppe, die den Samstagmarkt auf dem Schulhof organisiert und nun auch bei dem Weihnachtsmarkt aktiv dabei war. Rund 200 Besucher seien gezählt worden, sagte im Namen der Veranstalter der Initiator, Stefan Tobler, ein Wahlmichelsberger, der das Gästehaus „Casa Paulini“ für den Weihnachtsmarkt zur Verfügung stellte. Gekommen waren Michelsberger mit verschiedenen Ständen, mit Glückssteinen, weihnachtlichen Bastelarbeiten, Glaskunst, Wurst und Käse, Weihnachtsgebäck und Schmalzbrot usw. Auch die Frauen vom Handarbeitskreis der evangelischen Kirchengemeinde Heltau waren dabei. Für die musikalische Untermalung sorgten die Neppendorfer Blaskapelle und der Kinderchor der orthodoxen Kirchengemeinde Michelsberg. Die Blaskapelle hatte zunächst in der Dorfmitte musiziert und konzertierte dann bis in den späten Nachmittag hinein auf der Veranda des Hauses. Der Weihnachtsmarkt selbst war in der geräumigen Scheune eingerichtet worden, nicht wie geplant auf dem Schulhof, da es gehörig schneite.
Dem starken Schneefall trotzten am Abend dann Kinder, Eltern und Großeltern, die sich zur Aula des Gemeindezentrums in Hammersdorf aufgemacht hatten, um das Singspiel (Musik: Siegfried Fietz) zu erleben, in dem wie man so schön sagt, jeder und jede einen Platz fand. Allen voran Tudor Mahl, der als „Vater Martin“ allen zeigte, was es bedeuten kann, wenn man seine Tür öffnet, auch die Türe zu seinem Herzen, und Menschen aufnimmt und tröstet, die in Not sind. Dazu sang der Kinderchor der evangelischen Kirchengemeinde beherzte Lieder. Als Erzählerin führte Franziska Fiedler das Publikum durch die Handlung, in der zu einem gewissen Zeitpunkt sogar Stadtpfarrer Kilian Dörr und der Orgelbauer Hermann Binder als Solisten auftraten.
Da der Applaus nicht aufhören wollte, gab es für die begeisterten Zuschauer aller Altersklassen noch eine Zugabe.
Beatrice UNGAR