Internationales Deutschsprachiges Studententheatertreffen in Klausenburg
Ausgabe Nr. 2598
Unter dem Motto „Vom Traum zur Wirklichkeit” kamen in Klausenburg vom 7. bis 12. Oktober Studierende aus Rumänien, Deutschland, Serbien und Kroatien zusammen, um bei der ersten Auflage des Internationalen Deutschsprachigen Studententheatertreffens teilzunehmen. Organisiert wurde die Veranstaltung von der deutschen Studienrichtung des Departements für Pädagogik und Didaktik in deutscher Sprache der Babeş-Bolyai-Universität.
Theateraufführungen und Workshops gab es für die Studierenden in Klausenburg, die bei diesem Theatertreffen teilgenommen haben, dazu leckeres Essen, viel Gemütlichkeit, Lachen, Tanz und oft spontanes Gruppenkuscheln, denn zwischen den Teilnehmern entstand eine spontane Freundschaft, das den Abschied nach einer knappen Woche tränenreich und recht schwer machte.
Organisiert wurde die Veranstaltung von der Leiterin des Departements für Pädagogik und Didaktik in deutscher Sprache der Babeş-Bolyai-Universität (UBB), Dr. Mirona Stănescu, und ihrer Kollegin Dr. Kata-Szilvia Bartalis, die am Ende auch auf offener Bühne einen herzlichen Applaus von den Teilnehmern erhielten.
Die Eröffnungsfeier fand Montagabend statt, begrüßt wurden die Teilnehmer von den zwei Organisatorinnen, aber auch Prof. Dr. Jörg-U. Keßler, Prorektor an der Pädagogischen Schule Ludwigsburg – ein langjähriger Parner der deutschsprachigen Lehrerausbildung der UBB -, Rudolf Gräf, Prorektor der Klausenburger Universität und Dr. Eugen Christ, Geschäftsführer der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg, der Hauptfinanzierer dieser Veranstaltung. Finanzielle Unterstützung gab es außerdem vom Auswärtigen Amt, dem Deutschen Kulturforum östliches Europa und der Kulturreferentin für Siebenbürgen.
Dieses Treffen war eigentlich ein Meilenstein eines langjährigen Projektes, erklärte Dr. Eugen Christ: „Die Geschichte fing vor zehn Jahren an, als wir am Departement für Pädagogik und Didaktik in deutscher Sprache mit Theaterpädagogik begonnen haben. Wir waren auf der Suche nach einem gewissen Etwas, das den Deutschunterricht beziehungsweise die Pflege der deutschen Sprache attraktiv macht, sowohl für die Studierenden, als auch für die Lehrer. Es war dann selbstverständlich, dass wir dies durch ein Event feiern, und das war eben dieses Studententheatertreffen.” Zufrieden war Christ – dem das Theater am Herzen liegt „Theater ist Spaß, Bildung, Selbstvertrauen, alles über die deutsche Sprache” – auch mit der Organisation: „Ich bin beeindruckt, wie die Organisation gemacht wurde, wie alles betreut wurde, Respekt für die zwei oder drei Personen, die alles auf die Beine gestellt haben, für knapp 80 Leute, wobei es in Klausenburg echt schwer ist, bezahlbare Unterkunft und Verpflegung zu finden.”
Das Theatertreffen war eine Feier auch der 15-jährigen Partnerschaft mit Pädagogischen Hochschule (PH) Ludwigsburg. Dr. Jörg Keßler: „Wir haben seit 15 Jahren intensiv gearbeitet und seit 2005 einen Partnerschaftsvertrag zwischen den Unis. Es ist wichtig, dass die Studierenden internationale Erfahrungen sammeln können. Ich finde das Studententheatertreffen eine großartige Sache, so viele junge Menschen aus verschiedenen Ländern arbeiten zu sehen, mit der Fremdsprache Deutsch für viele – so entsteht sprachliches Lernen, so entsteht aber auch interkulturelles Lernen, so entstehen Freundschaften, es ist großartige Arbeit.”
Dr. Stefan Jeuk, Dozent an der PH, ist über die Partnerschaft auch sehr erfreut, wobei er selber inzwischen viele Freunde hierzulande hat: „Alle Studenten, die mit mir hierher gefahren sind, sind total begeistert – auch wenn ich oft erst viele überzeugen musste, denn viele wollen anfangs eher nach Amerika fliegen -, und das ist für mich der größte Gewinn, den auch die Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes Baden Württemberg möglich gemacht hat, dass sich die Menschen kennen lernen, dass Europa dadurch stärker zusammen wächst. Zusammen mit Mirona Stănescu biete ich jährlich auch ein Interkulturelles Seminar.”
Interkulturell und international war auch die Gruppe, die nach der Eröffnungsfeier aufgetreten ist. 15 Studierende erzählten die Geschichte von Orpheus in der Unterwelt, die unter der Spielleitung von Mirona Stănescu und Kata-Szilvia Bartalis im Rahmen der Theaterpädagogischen Sommerakademie 2018 entstanden ist.
In den nächsten Tagen gab es für die Teilnehmer ein abwechslungsreiches Programm, denn morgens gab es Workshops, spätnachmittags fanden Theateraufführungen statt. Abends folgte ein geselliges Beisammensein und sogar eine Geburtstagsfeier fand da statt, die schönste seines Lebens, wie das Geburtstagskind am zweiten Tag mit müden Augen gestand.
Nach den Workshops konnten die Teilnehmer die Stadt und Umgebung erkunden, Ausnahme machten immer diejenigen, die für ihre Aufführungen proben mussten. Am zweiten Tag des Festivals war die Truppe „Punkt Neu(er) Satz” aus Novi Sad (Serbien) zu sehen, Spielleitung Ivan Vlassenko, die den Alltag in einer studentischen Wohngemeinschaft präsentierte. Danach kam der Studentenverein „Faust” aus Rijeka (Kroatien), Spielleitung Marco Berberovic, an die Reihe, und zeigte das Stück „Unter uns”, das sich mit den Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Kulturen beschäftigte. Nach den Stücken erzählten die Studierenden, wie ihre Gruppe entstanden war – die Novi Sader hatten da auch ein bisschen Sekt dabei, wie sie lachend zugaben – aber auch wie das Stück gewählt und die Rollen verteilt worden waren.
Viel gelacht wurde am dritten Abend in der „Pinselfabrik”, wo die Stücke gezeigt wurden als „Hochschultheater der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg“ (Deutschland) unter der Spielleitung von Josephine Gerlach Szenencollagen aus der Geschichte des Hochschultheaters zeigten. Witzig war auch „Buschas Bande” aus Zagreb/Kroatien, Spielleitung Ivana Basic, die „Der Tragödie erstes Semester” zeigte.
Tränen gab es für die Temeswarer Gruppe von der Deutschen Schauspielabteilung Temeswar, Spielleitung Simona Vintilă und Eleonora Ringler-Pascu, die ein Teil des Stückes „Die grüne Katze” aufführten. Übrigens, das waren die einzigen Teilnehmer, die Theater studieren.
Im Rahmen des Studententheatertreffens konnten die Teilnehmer nicht nur zeigen, was sie gelernt haben, sondern auch Neues dazulernen, im Rahmen der Workshops, die vormittags stattfanden.
„Ein Wildschwein und ein Zahmschwein sahen sich durch ein Zaunesloch an”, übten die Studierenden mit Roland Gelfert aus Deutschland ein, der den Workshop „Sprecherziehung in der theaterpädagogischen Arbeit” anbot. Parallel dazu wurde mit Pascale Schmid aus der Schweiz im Rahmen des Workshops „Tanztheater”, wie der Name auch sagt, getanzt und mit Timea Farago aus Ungarn herzlich gelacht bei „Tränen lachen – Wie bringe ich mein Publikum zum Lachen.”
Alle drei Workshopleiter waren sehr beeindruckt von der Art, wie die Teilnehmer mitgemacht hatten, aber auch über ihre Domäne, denn auf die Frage „Wer sollte lernen zu tanzen/lachen/sprechen?” kam eine einzige Antwort: alle! Denn für alle ist dadurch das Leben schöner und reicher, erklärten diese begeistert.
Mit einer großen Party wurde das Internationale Deutschsprachige Studententheatertreffen in Klausenburg beendet, alle Teilnehmer versprachen, nicht nur weiter Theater zu spielen und das Gelernte einzusetzen, sondern auch wieder teilzunehmen.
Ruxandra STĂNESCU