„Hier hatten wir immer Sport“

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50. Klassentreffen in der Brukenthalschule
Ausgabe Nr. 2541

 

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Eine schwere Holztür, gepflasterte Flure. Stimmen im Klassenzimmer hinten rechts, und das obwohl Ferien sind! Im Klassenraum stehen die Tische in U-Form, die Lehrer haben am Pult gegenüber den Vorsitz. Das Klassenbuch ist aufgeschlagen. Nein, es ist nicht die unliebsame Mathe-Stunde und auch kein anderes Schulfach. Die Menschen, die hier zusammenkommen, haben schon vor einiger Zeit diese Fächer hinter sich gelassen. Heute kommen sie für ein Jubiläum zusammen – 50. Klassentreffen in der alten Schule, für manche auch in der alten Heimat.

 

Was ist aus den Mitschülern geworden? Wo wohnen sie? Wie leben sie? Wie haben sie ihr Geld verdient? Oder wer ist gar schon verstorben? Glücklicherweise gibt es diese traurigen Nachrichten nur wenige Male beim Durchgehen der Klassenliste. Andere wiederum sind leider verhindert, wobei es doch eine Jubiläumstradition gibt, wie Herr Ziegler, Organisator des Klassentreffens, erzählt. Das Erste gab es in Hermannstadt, 10 Jahre nach dem Abschluss. Alle weiteren Treffen wurden in Deutschland organisiert. Für das goldenen Treffen kommen Sie nun zurück – manch einer nach über 40 Jahren. Man erkennt sich, doch kennen kann man nicht jeden. Deshalb eine Vorstellungsrunde, bei der sich verschiedenste Lebenswege abzeichnen. Alle erzählen von Studium, Ausbildung, Beruf und Berufung. Die einen erzählen mehr, die anderen weniger. So geht es auch mit persönlichem Glück und Leiden. Jeder, wie er es braucht. Man merkt: Hier ist Raum für jede Geschichte!

Große Abschlüsse gibt es unter den Absolventinnen und Absolventen des Brukenthal-Gymnasiums. Dissertationen und Habilitationen machen die alten Lehrer stolz. Es wurde auch nicht verpasst einen Dank an die Lehrer weiterzugeben. „Sie waren immer hilfsbereit und ihr feiner Humor hat stets zum Nachdenken angeregt“, heißt es von einer ehemaligen Schülerin. Konrad Wellmann tat es den ehemaligen Lehrern sogar gleich und kam in den 90er Jahren zurück an seine alte Schule und unterrichtete dort, wo er früher die Schulbank gedrückt hat. „Damals wurden Lehrer aus Deutschland in Hermannstadt gesucht, also habe ich mich beworben und sehr gefreut, als dann die Zusage kam.“

Unverkennbar ist die Vielfalt der Länder in denen die Klassenkameraden gelebt und gearbeitet haben. Ausgereist sind die meisten in deutsch-sprachige Länder, manche sind geblieben, einige zurück gekommen. Stationen im Leben waren aber auch Australien, Kolumbien, Brasilien und Jamaika. Treu nach dem Motto des diesjährigen Sachsentreffens: In der Welt zu Hause – In Siebenbürgen daheim. Aber egal auf welchem Fleck der Erde sie auch sein mögen, alle engagieren sich für ihre Heimat, sowohl vor Ort als auch in den Heimatortsgemeinschaften.

Nach einer knappen Stunde ist die Liste durch. Auf geht es in die Aula zum Klassenfoto. Die Ehemaligen lassen es sich nicht nehmen, einen Blick in den alten Gymnastikraum zu werfen. „Hier hatten wir immer Sport“, heißt es sehnsüchtig denkend an die gute alte Zeit. Nach dem gemachten Foto, auf dem die Lehrer Frau Grau und Professor Hermann nicht fehlen dürfen, ging es in die Kirche. Der kleinen Andacht eines Pfarrer gewordenen Klassenkameraden lauschten alle aufmerksam. Es wird der Heimat gedacht, der alten Tage und der von uns Gegangenen. Neben den kurzen schmerzlichen Momenten, gibt es immer Zeit für ein Späßchen. Ein Spruch hier, ein Witz dort – sogar in der Kirche.

So zieht die Gruppe weiter zum kleinen Stadtrundgang mit Frau Marga Grau. Ihr hatte man schon früher gut folgen können und gerne zugehört.

Mal abgesehen von den umfangreichen Lebenserfahrungen, macht es kaum den Eindruck, dass die ausgeschlafene Gruppe aus Pensionären besteht. Die Organisation zum 60. Jubiläum wird wohl kaum ein Problem sein, denn wie Thomas Ziegler, der Initiator des Treffens, berichtet, ist die Vernetzung der Ehemaligen sehr gut und zuverlässig. Zum diesjährigen Treffen habe es sogar ein Vortreffen gegeben, wie Erika Scherer erzählt. Die pensionierte Apothekerin hat vor Ort in Hermannstadt einiges für das Treffen organisiert. Nur ob man sich das nächste Mal in Deutschland oder in Hermannstadt trifft, wird jetzt wohl noch nicht feststehen.

Laura ECKHARDT

 

Gruppenbild mit ehemaligen Schülern und Lehrern.

Foto: Fred NUSS

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Schule.