Streiflichter von der 11. Auflage des Ars Hungarica Festivals in Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2507
Mit der Vernissage einer Borsos Miklós-Ausstellung im Ratturm wurde am Donnerstag der Vorwoche die 11. Ars Hungarica in Hermannstadt eröffnet. In diesem Jahr werden nämlich 110 Jahre seit der Geburt des Bildhauers und Grafikers Borsos Miklós gefeiert. Außerdem gab es auch in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen für jedes Alter und jeden Geschmack. Ungarische Kirchen in Südsiebenbürgen können noch eine Woche lang im Rahmen einer Malerei-Ausstellung des Architekten Wagner Peter im Rathaus bewundert werden.
„Borsos Miklós ist in Hermannstadt geboren. Ich könnte sagen, er ist einer von uns“, sagte Serfözö Levente, Leiter des Ungarischen Kulturbüros in Hermannstadt, bei der Vernissage im Ratturm. Die Ars Hungarica in diesem Jahr wurde wie auch die erste Ars Hungarica vor 11 Jahren, mit einer Borsos Miklós-Ausstellung eröffnet. „Zurückblickend können wir sagen, dass es nicht leicht ist, einen Wert zu schaffen, es ist aber eine Ehre für uns, wenn wir hier in Hermannstadt Persönlichkeiten wie Borsos Miklós ehren können”, betonte Serfözö. In einem Projekt des Hermannstädter Verschönerungsvereins AIOS soll Boros Miklós unter den 100 größten Persönlichkeiten Hermannstadts aufgezählt gewesen sein. Im Ratturm sind eine Fotoreihe von den bedeutendsten Werken von Borsos zu sehen sowie eine Auswahl von Buchillustrationen. Borsos wird auch als „der letzte ungarische Renaissance-Künstler des 20. Jahrhunderts” bezeichnet.
„Mein Vater, als Szekler-Ungar – als Uhrmacher und Goldschmied – arbeitete in vielen ungarischen Städten in seiner Zeit als Gehilfe, aber in Hermannstadt war die Schönheit der Stadt, ihre Umgebung, ihr altertümlicher Zauber, das fleißige und verlässliche Volk der Sachsen dermaßen anziehend für ihn, dass er sich dort niederließ“, schreibt Borsos Miklós in seinem Buch „Visszanéztem félutamból“ (Rückblick auf halbem Wege). Vorgestellt wurden im Rahmen des Festivals u. a. die rumänische Fassung von Emese Serfözö und die englische von Adél Szabó. Übersetzt wurde der Teil des Buches, in dem Borsos seine Zeit in Hermannstadt beschreibt. Laut Serfözö werde gerade auch an einer deutschen Fassung gearbeitet.
Höhepunkte der Ars Hungarica in diesem Jahr waren u. a. das 230. Jubiläum der reformierten Kirche, aber auch der Ball am Samstagabend im Spiegelsaal des Forumshauses, wo die Góbé-Band für Musik und gute Laune sorgte. Die Anwesenden konnten unter der Leitung von Komlódi Kinga und Jávor Balázs u. a. Moldauer Csangotänze oder den „Széki“, den ungarischen Volkztänz aus „Szék“, Secken/Sic im Klausenburger Kreis lernen. Die Band gab übrigens bereits am Freitagabend ein Konzert.
Eine interessante Ausstellung brachte Wagner Péter, ein Architekt aus Ungarn, ins Touristeninformationszentrum im Rathaus. Bewundert werden können vor allem ungarische Kirchen, Werte der ungarischen Kultur aus den Kreisen Alba, Hunedoara, Hermannstadt und Kronstadt. Wagner Péter war bereits bei der Ars Hungarica 2007 mit einer Ausstellung zur siebenbürgisch-sächsischen Kultur dabei. Er habe zuerst die Arbeiten zur siebenbürgisch-sächsischen Kultur fertiggestellt, weil diese für einen Architekten die „spannendste” sei. „Dabei konnte man beobachten: Was in den 70-ern noch lebendig war, hat in den 80-er und 90ern aufgehört zu existieren”, sagte Wagner. „Es hat den Anschein, dass die ungarische Kultur in Siebenbürgen ähnlicher Gefahr ausgesetzt ist, nicht unbedingt da, wo die Ungarn kompakt leben, sondern vor allem in den Randgebieten und in jenen in der Diaspora lebenden ungarischen Gemeinschaften, die sich von selbst auflösen. Wir waren zum Beispiel im ‚Mezöség‘ (Câmpia Transilvană), wo dies sehr gut beobachtet werden kann. Dann bin ich in Südsiebenbürgen gelandet.”
Innerhalb von drei Jahren besuchte Wagner 129 Ortschaften, wobei 244 Buntkreidezeichnungen, 164 Malereien und viele Fotos entstanden sind. Wagners Vater ist „in Klausenburg als Ungar geboren”, sein Großvater und Urgroßvater waren Banater Schwaben. „Diese Kulturen haben einander beeinflusst, sowohl in der Architektur, als auch in Musik, Kunst”, meinte Wagner. Überlappungen von Kulturen hat er natürlich auf seinen Besuchen getroffen. In der Ausstellung ist u. a. auch die orthodoxe Kirche von Densuș zu sehen. Diese soll im Laufe der Zeit von Angehörigen der orthodoxen Kirche und reformierten Adligen gemeinsam benutzt worden sein.
Natürlich fehlten auch dieses Mal Theatervorstellungen, Kinderprogramme und Konzerte aller Sorten nicht. So z. B. konzertierte das David Yengibarjan Trió an einem Abend im Atrium-Café. David Yengibarjan ist ein Armenier, studierte ab 1995 in Ungarn. Die Hauptinspiration für Yengibarjans Musik, der die Tangoharmonika gewandt spielte, ist die armenische musikalische Tradition sowie der europäische und US-amerikanische Jazz, der Argentinische Tango, nicht zuletzt Astor Piazollas Musik.
Werner FINK
Foto 1: Die vielseitigen Musiker der Gobé-Band spielten im Spiegelsaal zum Tanz auf (v. l. n. r): Mátyás Egervári (Zymbal), Ádám Kiss-B. (Geige, Bratsche), Máté Vizeli (Gitarre), Áron Czupi (Schlagzeug), Márton Timár (Bassgeige) und Imre Csasznyi (Bratsche).
Foto 2: Bei der Vernissage der Borsos Miklós-Ausstellung im Ratturm sprachen Serfőző Levente vom Ungarischen Kulturbüro in Hermannstadt, Katalin Bartunek von der „Kéry Ilona és Borsos Miklós“-Stiftung aus Budapest, Katalin Szavosz von der „Borsos Miklós Művészetéért“-Stiftung aus Ciumani sowie die jungen Moderatorinnen Ibolya Molnos und Bettina Serfőző (v. l. n. r.).
Fotos: Werner FINK