Die deutsche Autorin Martina Kempff las im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2502
Die deutsche Autorin Martina Kempff las am Freitag im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt aus ihrer Eifel-Krimi-Reihe vor. Moderiert wurde die Lesung von der HZ-Chefredakteurin Beatrice Ungar.
So weit ist die Autorin nie für eine Lesung gefahren, wie für diese im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt, gab Martina Kempff zu, die mit ihrem Mann eine Woche bei dieser Gelegenheit die Stadt erkundete: „Hermannstadt hat mich völlig beeindruckt und begeistert. Jede Minute haben wir etwas entdeckt.”
Nicht nur die Stadt war schön, sondern auch die Lesung gelungen: „Ich hatte den Eindruck, dass das Publikum mitgegangen ist”, erklärte die Schriftstellerin, die trotz Erkältung mehr las, als sie sich vorgenommen hatte, zur Begeisterung des Publikums. Unter ihnen saß auch die Deutschlehrerin Johanna Bottesch, die die Idee hatte, Martina Kempff nach Hermannstadt einzuladen.
Bekannt geworden ist die Autorin erst durch ihre historischen Romane, inzwischen hat sie eine Eifel-Krimi-Serie herausgebracht, die nicht nur in Deutschland sehr beliebt ist: „Viele Autoren, die Regionalkrimis schreiben, kommen zwei Tage in die Eifel und haben dann einen Plot, der überall spielen könnte. Meine Eifel-Krimis spielen in diesem kleinen Ort Kehr, wo ich sieben Jahre gelebt habe, und ich finde, dass der Plot nur dort spielen kann – das ist auch die Stärke meiner Eifel-Krimis. Auch die historischen Romane spielen in Orten, in denen ich gelebt habe oder zu denen ich eine besondere Beziehung habe.”
Im Vorjahr hat die Autorin drei Bücher herausgegeben, so dass sie dieses Jahr eine Auszeit vom Schreiben genommen hat – es geht allerdings bestimmt weiter, noch besser, verspricht die Autorin, die mit 48 Jahren ihren ersten Roman veröffentlicht hat: „Ich möchte immer, dass der neueste Roman auch der beste ist. Es gibt immer diese Gefahr bei Serien: Einen gelesen, alle gelesen. Wenn ich merke, dass der nächste Roman nicht besser als der Vorgänger ist, dann höre ich auf.”
Damit es spannend bleibt, hat Kempff ein einfaches Rezept: „Ich gebe mir immer einen Auftrag, wenn ich einen Krimi schreibe. Bei dem letzten wollte ich zum Beispiel, dass der Fall in 36 Stunden gelöst wird.” Spannend bleibt es auch während des Schreibens für die Autorin: „Mich würde es zu Tode langweilen, den Plot von Anfang an zu kennen und dann die Geschichte einfach niederzuschreiben. Ich habe Bücher geschrieben, wo ein interessanter Mord stattfand und ich am Anfang gar nicht wusste, wer es war und warum. Wie im Leben kam ich dann langsam dahinter.”
Übrigens Leben, da findet die Autorin oft Inspiration, auch wenn die Reaktion der Leser überraschend ist: „Life ist stranger than fiction. Ich hatte in einem Buch eine Sekte beschrieben, die es gegeben hat, genau mit dieser Unsterblichkeitstheorie, und gerade das, was historisch korrekt war, fanden die Leser total unglaubwürdig. Ein ehemaliger Kollege, der aus dieser Sekte ausgestiegen war, hat sogar geschrieben: ,Schade, dass die meisten Leser die vielen Hinweise nicht verstehen, aber damit muss die Autorin leben‘.”
Trotz Auszeit ist Martina Kempff beschäftigt: „Ich lektoriere kostenlos die Bücher der Kollegen, die ich mag. Ich brauche es nicht mehr für den Lebensunterhalt, das ist eine unheimliche Befreiung. Deswegen gehe ich jetzt auch zu kleinen leidenschaftlichen Verlagen, um sie zu unterstützen.”
Auch wenn die Leser auf das nächste und noch bessere Buch warten müssen, kommt es bestimmt, denn die Autorin verspricht: „Ich bin noch nicht fertig.”
Ruxandra STĂNESCU
Martina Kempff liest packend.
Foto: Dragoș DUMITRU