Treffpunkt ist hier: in Siebenbürgen

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26. Sachsentreffen fand am Samstag in Sächsisch-Regen/Reghin statt
Ausgabe Nr. 2500
 

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Vergangenen Samstag fand das 26. Sachsentreffen wie auch Landesforumsvorsitzender Jürgen Porr in seiner Ansprache unterstrich „zum ersten Mal in Sächsisch-Regen und zum zweiten Mal im schönen Nösnerland“ statt. Nach dem Festgottesdienst gab es einen Umzug durch die Stadt bis zum Marktplatz wo etwa 14 Musik- oder Tanzgruppen die Anwesenden begeisterten. Im Rahmen der Veranstaltung wurde die Honterus-Medaille an den Bundestagsabgeordneten Dr. Christoph Bergner verliehen, der sich vor allem für die deutschsprachige Bildung hier in Siebenbürgen eingesetzt hat.

 

Bis auf den letzten Platz war die evangelische Kirche in Sächsich-Regen am vergangenen Samstag gefüllt. Eröffnet wurde das Fest durch das Grußwort von Bischof Reinhart Guib. Guib unterstrich wie auch Martin Bottesch, der später die Festveranstaltung moderierte, dass es passend sei, dass Sächsisch-Regen die Chance bekommen habe, Gastgeber des Sachsentreffens zu sein. Seit der Wende bis heute herrsche hier eine besonders gute Harmonie und Zusammenarbeit zwischen den Pfarrern, den Presbytern, dem Forum und der Reener Diaspora, die heute mit rund 700 Seelen der zweitgrößte Gemeindeverband der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien sei. Guib dankte allen Sachsen und Sachsenfreunden, evangelischen und weiteren Christen, die in diesen schweren Zeiten des Abbruchs und Umbruchs seit der Wende hier geblieben oder zurückgekehrt sind bzw. neu hierher gefunden haben und sprach die Hoffnung aus, dass auch weitere Menschen hierherziehen. Man brauche hier ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter in der Kirche und Gemeinschaft. Guib erwähnte noch, dass von Oktober 2016 bis Oktober 2017 500 Jahre seit dem Beginn der Reformation gefeiert würden. Durch das Pflanzen von 12 Apfelbäumchen im nächsten Monat im In- und Ausland soll vor allem die europäische Dimension der siebenbürgischen Reformation hervorgehoben werden.

Die Predigt hielt Johann Dieter Krauss, Pfarrer in Bistritz. Das Motto der Veranstaltung in diesem Jahr lautete „Mit Mut und Rat auch in der Tat“, auf das alle Persönlichkeiten im Laufe des Tages in ihren Ansprachen zurückgriffen. Auf das Motto ging auch Christiane Neubert, Leiterin der Kulturkommission im Siebenbürgenforum in ihrer Festrede ein. In dieser zeigte sie anhand von Beispielen dass Mut, Rat und Tat einzeln wenig bewirken und deshalb zusammen gehören. Diese drei Worte gehören zur Geburtsstunde der Siebenbürger Sachsen und diese drei Worte würden sie bis heute begleiteten.

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Ein Höhepunkt im Rahmen des Sachsentreffens war die Verleihung der Honterus-Medaille an MdB Christoph Bergner wobei die Laudatio von Ovidiu Ganț gehalten wurde. Bergner ist evangelisch und war von 1986-1991 Gemeindekirchenrat der evangelischen Petrusgemeinde Kröllwitz. In den Jahren vor 1989 besuchte er, wie es viele DDR-Bürger taten wiederholt Siebenbürgen. Dabei lernte er Siebenbürgen kennen und baute enge Beziehungen zu siebenbürgisch-sächsischen Familien aus Hermannstadt und Kronstadt auf. Christoph Bergner trat 1971 in die CDU der DDR ein und nicht in die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands). 1990 wurde Dr. Bergner in den Landtag von Sachsen-Anhalt gewählt, dessen Mitglied er bis 2002 blieb. In dieser Zeitspanne war er von 1991 bis 1993 sowie 1994 bis 2001 der Vorsitzende der CDU Landtagsfraktion und von 1993 bis 1994 Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt. „Dr. Bergner war als Beauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten acht Jahre lang auch für unsere Gemeinschaft zuständig, Zeit, in der er auch für uns das Bestmögliche getan hat. Die Unterstützung des BMI erfolgte sehr effizient und ist sogar erweitert worden. Wann immer erforderlich half er mit Rat und Tat, um die Projekte richtig zu beantragen und die Förderung zu erhalten sei es im Sozialbereich in der Wirtschaft oder Jugendförderung gewesen. Eine äußerst wichtige Richtung der Förderung hat Dr. Bergner eingeführt, indem er das Augenmerk auf die Muttersprache Deutsch richtete. Es war ihm eine Herzensangelegenheit die Pflege der Muttersprache und um diese zu fördern, die Unterstützung des muttersprachlichen Bildungssystems zu ermöglichen”, sagte Ovidiu Ganț. „Es war die gemeinsame Initiative von Christoph Bergner und Martin Bottesch für die Kollegen, die an unseren Schulen in deutscher Sprache unterrichten, eine finanzielle Unterstützung von der Bundesrepublik zu erhalten, eine Initiative, die der Deutsche Bundestag befürwortet hat. Diese Unterstützung gibt es seit zwei Jahren und es sind sehr gute Chancen, dass sie auch weiterhin geleistet wird. Darüber hinaus hat ihn die Problematik der Russlanddeportierten und deren Rechte sowie von Rumäniendeutschen mit einer prekären finanziellen Situation stets beschäftigt”. Dank dieses vertrauensvollen Kontaktes konnte Ganț schnelle Lösungen oder Ratschläge von Seiten seines hilfsbereiten Kollegen Dr. Christoph Bergner bekommen, ganz gleich ob es um Subventionen für Altenheime, Anschaffung von Kleinbussen zu günstigen Bedingungen seitens des BMI für das DFDR, Probleme in Bildungsbereichen, Wahlen, Staatskrise 2012, oder Besuch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel ging. Als Angehöriger der evangelischen Kirche in Deutschland habe er in seinem Wirkungsbereich immer auch die evangelische Kirche A.B. in Rumänien miteinbezogen, einen ständigen Dialog mit dem Bischof dieser Kirche geführt und sich für die Projekte zur Konservierung der Kirchenburgen eingebracht.

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Was aber Dr. Christoph Bergner ganz besonders auszeichne sei, dass er sich auch nach seiner Amtszeit als Beauftragter für Minderheiten mit großer Hingabe für uns eingesetzt habe und einsetze, wofür ihm alle zutiefst dankbar seien.

Botschafter Lauk erwähnte unter anderem, dass durch das von Bergner mitinitiierte Förderprogramm Erstmals 750.000 Euro zur Verfügung gestellt wurden und im laufenden Jahr seien es 1 Million Euro. Das sei nicht als eine Subvention sondern stets als eine Investition zu sehen.

Seit 2002 ist Dr. Bergner Mitglied des Deutschen Bundestages. 2005 wurde er als parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Inneren in das von Bundeskanzlerin Angela Merkel geführte Kabinett berufen. Von 2006 bis 2013 war Bergner Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheit. In diesen beiden letztgenannten Ämtern hat er mit viel Verständnis und Diplomatier sich für die Deutschen Minderheiten im Osten Europas eingesetzt, wofür er mehrere Auszeichnungen erhalten hat. So ist Dr. Bergner Träger des Nationalordens Stern von Rumänien, und der Ehrennadel in Gold des Demokratischen Forums der Deutschen im Banat.

Wie seit zwei Jahren Brauch, wird die Honterusmedaille gemeinsam vom Siebenbürgenforum und der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien verliehen und wurde demzufolge durch die Vertreter dieser Institutionen Siebenbürgenforumsvorsitzender Martin Bottesch und Bischof Reinhart Guib übergeben.

„Ovidiu Ganț hat zurecht gesagt: Ich bin ein Freund Rumäniens, ein noch größerer Freund der Rumäniendeutschen, und ein besonders großer Freund der Siebenbürger Sachsen”, sagte Christoph Bergner.

Am Schluss gab Ricky Dandel ein kurzes Konzert, das die interessierten Leute, die an der Verleihung der Medaille teilgenommen hatten, leider verpassten.

Auf dem Marktplatz gab es natürlich wie jedes Jahr Bücher, Kuchen und andere Produkte der Handarbeitskreise. Vom Deutschen Jugendverein Siebenbürgen wurde ein Jugendcafé und ein Schminkstand für Kinder eingerichtet, oder die Möglichkeit angeboten sich ein Erinnerungsfoto mit einem Trachtenpaar machen zu lassen.

Auf das Fest in Sächsisch-Regen scheinen sich aber besonders diejenigen gefreut zu haben, deren Vorfahren in Nordsiebenbürgen geboren oder diejenigen, die gar selber hier geboren sind. „Da das Sachsentreffen zum ersten Mal hier in Sächsisch-Regen stattfindet, wurde meine Geduld auf eine große Probe gestellt. Sehnsüchtig warte ich schon seit einigen Jahren darauf, denn mein Bezug zu Sächsisch-Regen liegt in meiner Geburt. Vor bald 72 Jahren sind meine Eltern hier in den Zug eingestiegen, hier am Bahnhof in Sächsisch-Regen. Hier am Bahnhof in Sächsisch-Regen haben sie das Land verlassen und zu Tausenden sind sie in Osterreich gelandet”, sagte Manfred Schuller, Bundesobmann des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Österreich. Den Mut zu all dem sollen die Eltern von hier mitgenommen haben. Mut benötige man aber auch heutzutage, um in der zweiten, dritten, vierten Generation dazu zu stehen, dass Siebenbürgen die Heimat sei. „Was wir heute in der evangelischen Kirche erleben durften, als diese vielen Kinder in die Kirche kamen und aus voller Inbrust gesungen haben die deutschen Volkslieder, unsere Volkslieder, es war ein fantastischer Gottesdienst“. Gemeint war damit der Kinderchor, der unter Leitung von Martina Zey so schön gesungen hatte. Grüße übermittelte Schuller seitens der beiden Ehrenvorsitzenden Fritz Frank und Volker Petri.

Grüße seitens der rumänischen Regierung, persönlich seitens des Premiers Dacian Cioloș, übermittelte Vizepremier Vasile Dâncu. Der Premier habe ihn gebeten zu sagen, dass die Deutsche Minderheit nicht nur eine Brücke sei zwischen Deutschland und Rumänien, wie man oft sage, sie ist für uns ein Partner zur Entwicklung Rumäniens und zum Bau der Zukunft hier. Seitens der Regierung versuche man, die Initiativen des DFDR zu unterstützen. Man habe von diesen sehr viel gelernt. U.a. erwähnte Vizepremier Dâncu die Berufsausbildung, die duale Berufsschule, Initiativen, die als Beispiel für die Entwicklung für Strategien in ganz Rumänien gelten.

Eine der besten Schlussfolgerungen für das Sachsentreffen in diesem Jahr aber auch für das im nächsten Jahr vom 4. bis 6. August in Hermannstadt geplante, lieferte der schon mal erwähnte aus Österreich angereiste Manfred Schuller: „Treffpunkt ist hier: in Siebenbürgen“.

Werner FINK

 

Foto 1: Die Tanzgruppe des Deutschen Forums aus Sächsisch-Regen beim Umzug.

 

Foto 2: Die Trachtenkapelle Traun aus Österreich, die siebenbürgisch-sächsische Traditionen fortführt, spielte vor der Kirche zum Tanz auf.            

 

Foto 3: Dr. Christoph Bergner (Bildmitte, flankiert von Martin Bottesch und Bischof Reinhart Guib) bedankt sich für die Honterus-Medaille.

 

Fotos: Werner FINK

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.