Genealogie: Die Hermannstädter und ihre Familiennamen
Ausgabe Nr. 2494
Wir hatten im Beitrag „Ein bunter Strauß“ (Hermannstädter Zeitung Nr. 2465/29. Januar 2016) versprochen, uns den 141.000 erfassten Hermannstädtern zuzuwenden. Nun, so viele waren es mal, sind es nun aber in Folge von Verschmelzung identischer Personen nicht mehr. Oder vielleicht doch schon wieder, mit den von den Mitarbeiterinnen in weiteren Dateien gesammelten? Aber die sind halt noch nicht mit diesen verbunden und schon gar nicht mit den übrigen Siebenbürgern. 137.474 Namen liegen uns vor, in einer Datei erfasst, doch unter ihnen noch einige tausend identische, die also zusammenzuführen und zu verschmelzen sind.
13.206 Familiennamen weist die Datei aus, dazu noch 2.110 Aliasnamen, bei 1.524 weiblichen und 1.448 männlichen Vornamen. Sie leben oder lebten an 3.579 Orten in 60 Staaten auf dem ganzen Erdenrund, gemeint sind natürlich jene Personen, deren Aufenthalt bekannt ist. In vielen Fällen sind uns die Aufenthaltsorte nicht bekannt. Die, deren Glaubensbekenntnis uns bekannt ist, gehören 15 Konfessionen an. Desgleichen konnten wir 3.152 Berufe und 345 Todesursachen erfassen.
Doch kommen wir auf die Familiennamen zurück. Wir stellten fest: Sie verbinden und sie trennen. „Ich heiße Schullerus, aber ich bin kein Schullerus“, haben wohl auch einige Leser und Leserinnen der Hermannstädter Zeitung Pfarrer Siegfried Schullerus sagen hören. Er wollte damit klarstellen, dass seine Ahnen anderen Ursprungs sind, als die Vorfahren der bekannten und weitverzweigten Pfarrerfamilie Schullerus, des ehemaligen Hermannstädter Stadtpfarrers Adolf Schullerus (1907-1928 Stadtpfarrer) und seiner Tochter, der Malerin Trude Schullerus, auch seines jüngst verstorbenen Verwandten, des Bischofsvikars und Stadtpfarrers von Heltau mit seinen Brüdern und Ahnen, u. v. a. m.
Namen verbinden und Namen trennen, manchmal nur durch ein „h“ unterschieden: Konnerth und Konnert, Balthes und Baltes, Herberth und Herbert und viele andere Spielformen.
In den meisten Familien legte die Mutter, nach altem Herkommen, mit der Heirat ihren Namen ab und trug den ihres Gatten. So wächst die Zahl der unterschiedlichen Familiennamen der Ahnen proportional mit deren Zahl. Die Söhne vererbten den Namen, die Töchter legten ihn mit ihrer Eheschließung ab. So kann es dazu kommen, dass der Name einer Familie, in der viele Söhne geboren werden, immer mehr häufiger auftritt oder – im andern Fall – auch ausstirbt. Fritz Keintzel-Schön („Die siebenbürgisch-sächsischen Familiennamen“ 1976) weist solches Aussterben für Hermannstadt im Vergleich von Namenslisten der Jahre 1480, 1722 und 1933 nach und geht auch auf die Häufigkeit der am meisten verbreiteten Familiennamen ein.
Die uns vorliegenden 13.206 Familiennamen können wir hier nicht publizieren, sie würden allein eine Ausgabe der Hermannstädter Zeitung füllen. Aber die ersten dreißig listen wir im Folgenden auf, jeweils gefolgt von der Anzahl ihres Vorkommens bei uns und in Klammer laut ihrer Reihenfolge 1976 bei Fritz Keintzel-Schön:
- Schuster 2.852 (1)
- Schneider 2.420 (2)
- Schuller 1.747 (8)
- Binder 1.744 (4)
- Drotleff 1.593 (16)
- Roth 1.425 (3)
- Schmidt 1.345 (15)
- Fleischer 1.335 (12)
- Theil 1.168 (7)
- Müller 1.141 (5)
- Gross 1.123 (9)
- Dengel 1.056 –
- Wagner 994 (10)
- Weber 907 (18)
- Krauss 886 (6)
- Klein 876 (13)
- Wolff 871 (17)
- Konnerth 802 (14)
- Herbert 773 (11)
- Henning 636 –
- Graef 595 (19)
- Hermann 595 (21)
- Schwarz 550 –
- Depner 501 –
- Salmen 471 –
- Kloos 455 –
- Ziegler 438 –
- Bonfert 410 (20)
- Weiss 385 –
- Lutsch 382 –
Weiter folgen Conradt, Bock, Zimmermann, Schenker, Göllner, Speck, Ungar, Hann, Adam, Enyter, Simonis, Hutter, Leonhardt, Kessler, Meltzer, Hienz, Gunesch, Werner, Ludwig, Thut, Philipp, Homm, Beer, Lang, Göbbel, Maurer, Femmig, Fritsch, Kirschner, Koch und Ernst, dieser mit 146 Belegen.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass noch andere Namen mehr als 150 Mal belegt sind, hier aber leider ausblieben. Für Hinweise ist der Verfasser dieses Beitrags dankbar. Ich habe von den über 13.000 Namen ein paar hundert, aber keine tausend, aufgerufen, und ihre Häufigkeit geprüft.
Auch muss angemerkt werden, dass bei den angeführten Namen außer Schuster, Schneider, Binder, Roth, Fleischer, Weber, Schwarz, Lutsch, Hann, Gunesch, Werner, Beer, Lang, Koch und Ernst in der Häufigkeit ihres Vorkommens auch Varianten mit eingerechnet sind. Für Dengel gibt es die Varianten Dengjel (101), Denyel (64), Denghel (9), Dängel (17), Dengyel (15) bzw. Daenjel (18) und zu Drotleff finden sich z. B. 21 Versionen, die häufigsten sind Drotlef (130), Drottleff (64), Drodtloff (51), Drodleff (54), Drotloff (21).
Manche dieser Varianten sind gewiss zeitgeschichtlich bedingt. Da eröffnet sich ein Aufgabenfeld für Namensforscher und Historiker.
In weiteren Folgen wollen wir uns einzelnen Familien zuwenden – ähnlich, wie wir es für die Hochmeister taten. Allerdings sind wir dazu auf Mitarbeit unserer Leser angewiesen, denn die vorliegenden Daten sind für die allermeisten Fälle sehr mager. Wenn unsere Leser mit Familienerlebnissen, Tagebüchern, Briefen, Bildern u. ä. uns unterstützen, kann für alle Leser Familiengeschichte lebendig werden. So können bestimmt auch manche Zusammenhänge besser verstanden werden.
Auf Post freut sich Christian Weiss, Mohlstr. 21, 72074 Tübingen, Deutschland, Tel. 0049-7071-254.806, E-Mail: chr-weiss@gmx.net
Christian WEISS