Der Dramaturg und Pressesprecher Franz Csiky ist tot
Ausgabe Nr. 2484
Dem Dramaturgen, Journalisten und Bühnenautor Franz Csiky ist u. a. das Knüpfen von Beziehungen zwischen der Badischen Landesbühne Bruchsal und dem Radu Stanca-Nationaltheater Hermannstadt zu verdanken, die in einem Gastspiel-Austausch gipfelten. Am 15. November 2015 gastierten die Hermannstädter mit „Ossis Stein“ in Bruchsal, am 6. Februar 2016 die Bruchsaler in Hermannstadt mit „Die Grönholm-Methode“ von Jordi Galceran, in der Regie von Evelyn Nagel. Am 2. Juni erlag Cisky einem schweren Krebsleiden.
Der am 8. Oktober 1950 in Mediasch geborene Franz Csiky arbeitete von 1978–1983 als Dramaturg an der deutschen Abteilung des Hermannstädter Staatstheaters und floh 1983 unter dramatischen Umständen in die Bundesrepublik Deutschland. Hier war er von 1984 bis 1987 Chefdramaturg an der Badischen Landesbühne und von 1992 bis zum 28. Februar 2016 Pressesprecher der Stadt Bretten. Am 1. März 2016 trat er als solcher in den Ruhestand.
Csiky blieb den deutschen Bühnen in Rumänien (Temeswar und Hermannstadt) verbunden und so kam es, dass die Badische Landesbühne Bruchsal 1990 als erstes Theater aus Deutschland in Rumänien gastierte. Zustande kam diese Tournee durch einen Zufall. Die Journalistin Annemarie Weber, damals Mitglied im Vorstand des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt, traf bei einem Besuch in Bruchsal am 11. März 1990 mit Rolf P. Parchwitz, dem damaligen Intendanten der Badischen Landesbühne zusammen und äußerte den Wunsch, ein Theater aus Deutschland nach Rumänien einzuladen. Parchwitz lud Annemarie Weber zu der Vorstellung mit Strindbergs „Fräulein Julie“ (Regie: Elke Schmid) ein und knapp einen Monat später, am 11. April 1990 traten die Bruchsaler auf der Bühne des Deutschen Staatstheaters Temeswar vor 250 Zuschauern auf. Weitere drei Vorstellungen gab es dann in Hermannstadt und natürlich auch in Mediasch, dem Heimatort von Franz Csiky, der die Tournee begleitete und entscheidend mitgestaltete. In seinem Tournee-Bericht in der Hermannstädter Zeitung vom 8. Juni 1990 stellt Cisky mit einem Augenzwinkern fest: „Denn schließlich hat alles geklappt – aber fast nichts so wie es geplant war.“ Als Highlight werteten die Schauspieler die Initiative der bekannten Chemielehrerin Inge Jekeli, die nach der Vorstellung in Mediasch alle zu sich in die Wohnung einlud und bewirtete.
Diese erste Tournee der Badischen Landesbühne in Rumänien ist nur eine der vielen Episoden der Zusammenarbeit, die der Netzwerker Franz Csiky vermittelt, veranstaltet, begleitet hat. Ein weiteres Paradebeispiel war die grenzübergreifende Inszenierung „Goethe Lenau Faust“, die in der Spielzeit 2009/2010 in Temeswar und Bruchsal entstand und gezeigt wurde, an der Franz Csiky als Dramaturg und Autor beteiligt war.
In Bruchsal hat Franz Csiky den Freundeskreis Badische Landesbühne mitbegründet und arbeitete im Vorstand als Schriftführer mit. Franz Csiky verfolgte laut dem Nachruf der Badischen Landesbühne „die Arbeit der Badischen Landesbühne mit großer Leidenschaft, mit konstruktiver Kritik und zahlreichen hilfreichen Anregungen. Er war mit vielen Theatermitarbeitern freundschaftlich verbunden und engagierte sich im Vorstand des Freundeskreises. Wir werden Franz Csiky sehr vermissen!“.
Der BLB-Intendant Carsten Ramm erklärte: „Mit Franz Csiky verliert die Badische Landesbühne einen engen Freund und wichtigen Berater“, erklärte Intendant Carsten Ramm. „Franz Csiky war ein Theatermann durch und durch. Sein Wissen und seine Phantasie, seine konstruktive Kritik, seine kreativen Anregungen und sein Humor werden uns sehr fehlen.“
Die HZ-Redaktion trauert mit!
Beatrice UNGAR
Bei dem Internationalen Hermannstädter Theaterfestival 2015 präsentierte die Badische Landesbühne Bruchsal eine Inszenierung von Kafkas „Der Bau“. Unser Bild: Über die gelungene Aufführung und die gute Zusammenarbeit freuten sich damals Daniel Plier, Leiter der deutschen Abteilung am Radu Stanca-Nationaltheater, Franz Csiky und BLB-Intendant Carsten Ramm (v. l. n. r.).
Foto: B. UNGAR