Tagung zum Thema „Jugend im Kommunismus“ an der EAS
Ausgabe Nr. 2477
„Otto, Quelle und Neckermann zeigten uns den Westen und all das, was wir in Rumänien nicht hatten.“ So beschrieben einige Besucher der Tagung „Jugend im Kommunismus“ die Einflüsse aus Deutschland unter dem Ceaușescu-Regime.
Am 7. und 8. April d.J., fand die Tagung „Jugend im Kommunismus“ in der Evangelischen Akademie Siebenbürgen statt. Diese wurde zusammen mit der C.N.S.A.S. veranstaltet, mit Unterstützung der Lucian-Blaga-Universität, der Hanns-Seidel-Stiftung und dem Astra- Museum. Über 100 Besucher hörten hier 18 Vorträge in rumänischer und deutscher Sprache.
Den Kern der geschichtswissenschaftlichen Vorträge bildete der Alltag der Jugendlichen im sozialistischen Rumänien. Einem Alltag mit Rockmusik, dem Sender „Freies Europa“ und der Zeitschrift „Urzica“. Besonders der Umgang des Staates mit den Jugendlichen wurde thematisiert. Jugendromane, in denen Männer der Securitate glorifiziert werden, standen dabei im Fokus sowie die Etablierung eigener Jugendorganisationen und Repressionen. Durch Fallbeispiele zeigten die Referenten das Schicksal von Jugendlichen auf, die sich gegen das Regime auflehnten. Maßnahmen gegen sie reichten von Ausweisungen aus der Schule bis hin zu Einweisungen in psychiatrische Einrichtungen.
Neben den Vorträgen zum sozialistischen Rumänien, wurde auf die Jugend in der DDR eingegangen. Die Betrachtung eines anderen Landes mit einem vergleichbaren System rundete die Tagung ab.
Von den Besuchern waren viele dabei, die den Sozialismus noch selbst erlebt haben und ihre Erfahrungen mit dem kommunistischen Regime schilderten. Beispielsweise erzählten sie, dass sie das Schwänzen der Schule als politischen Protest verstanden. Viele jugendliche Tagungsteilnehmer hörten gespannt zu.
Zum Abschluss der Tagung wurde die Ausstellung „Meine Jugend im Kommunismus (OUT of the BOX)“ in der Bibliothek der Lucian-Blaga Universität eröffnet. Diese wurde von dem C.N.S.A.S. (Landesrat für das Studium der Securitate-Archive) konzipiert und mit Ausstellungsstücken, wie 20 Schautafeln, versehen. Auf diesen wird dargestellt, wie die Überwachung durch die Securitate erfolgte. Vom Überwachungsstaat heimlich aufgenommene Fotos, die Menschen im Alltag zeigen, vertiefen diesen Einblick.
Das ASTRA-Museum ergänzte die Sammlung und zeigt Dinge aus dem Alltag der Jugendlichen. So sind u. a. Schulbänke mit Heften sowie Pionieruniformen zu sehen. Ein Zimmer eines Jugendlichen im kommunistischen Rumänien wurde rekonstruiert.
Dr. Corneliu Pintilescu betonte die Bedeutung solcher Veranstaltungen: „Es gibt nicht so viele Ausstellungen in Rumänien, die sich mit der Alltagsgeschichte im Kommunismus auseinandersetzen. Sie sind aber wichtig, da die Jugendlichen so einen Einblick in das Leben ihrer Eltern bekommen. Dabei helfen sie bei der Kommunikation zwischen den Generationen und dem Verständnis der Jugendlichen für ihre Eltern.“
An die Ausstellung schließen sich Workshops zum Thema an, die vom 13. April bis zum 8. Mai d. J. in der Bibliothek der Lucian-Blaga-Universität stattfinden. Das Angebot richtet sich an Schüler und Studenten aber auch Interessierte können teilnehmen. Die Anmeldungen erfolgen bei der Evangelischen Akademie Siebenbürgen.
Dennis MÜLLER
Der EAS-Vorstandsvorsitzende Dietrich Galter begrüßte die Teilnehmenden im Festsaal des Hans Bernd von Haeften-Tagungshauses.
Foto: der Verfasser