Honterus war ein „Kurator“

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Ausgabe Nr. 2472
 

16. Kuratorentag der Evangelischen Kirche A. B.

 

Der 16. Kuratorentag der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien stand unter dem Zeichen der Reformation aber vor allem unter dem Schock der eingestürzten Türme in Rothbach und Radeln. Es können nicht alle Kirchen gerettet werden, betonte Landeskirchenkurator Friedrich Philippi am Kuratorentag. Jedoch solle alles versucht werden, um so viel wie möglich zu erhalten.  

 

Am Samstag, dem 12. März d. J., erfolgte der 16. Kuratorentag, mit dem Hauptthema „Unsere Reformatoren“, in Hermannstadt. Dazu trafen sich Kuratoren und Kuratorinnen von Kirchengemeinden in Siebenbürgen und aus der Bukowina (Suceava), sowie aus dem Altreich (Constanța und Râmnicu Vâlcea).

Den Auftakt hierzu bildete ein Gottesdienst mit Versöhnungs- und Abendmahlsfeier in der Johanniskirche. Bei diesem hielt Bischof Reinhard Guib die Predigt, in der er die Kuratoren, die häufig bei ihrer Arbeit auf sich allein gestellt seien, lobte und ihnen für ihren ehrenamtlichen Einsatz dankte.

Anschließend ging man geschlossen zurück in das Bischofspalais, wo sich die Kuratoren im zweiten Stock versammelten, wo immer noch eine Fotoausstellung mit Porträts von siebenbürgischen Kuratoren und Kuratorinnen zu sehen ist, die Landeskirchenkurator Friedrich Philippi betreut hat.

Hier hielt Prof. Dr. Hermann Pitters einen Vortrag über die Reformation in Siebenbürgen. Diesen leitete er mit den eingestürzten Kirchentürmen in Rothbach und Radeln ein. Diese würde es jetzt zwar nicht mehr geben, aber das sei keine Bedrohung für die siebenbürgisch-sächsische Kultur. Kirchen und ihre Türme seien in der Vergangenheit immer wieder eingestürzt und einige sind auch wieder aufgebaut worden. Allerdings könne man nicht alles retten, so Pitters.

Daran anknüpfend erfolgte der erste Hauptvortrag, der sich mit dem Leben und Wirken des siebenbürgischen Reformators Johannes Honterus und den Wirren der Reformationszeit hierzulande beschäftigte. Besonders seine Lebensgeschichte und seine Rolle für Siebenbürgen wurden dargestellt. Dieser hätte als „Bewahrer“ eine Aufgabe gehabt, die sich mit jener der heutigen Kuratoren vergleichen ließe, auch wenn es diesen Titel damals noch nicht gab.

Im Anschluss erfolgte ein zweiter Hauptvortrag, in dem D. Dr. Christoph Klein der Frage nachging, welche Folgen die Reformation für Siebenbürgen hatte. Neben den Veränderung-
en der Riten und Praktiken der Kirche, erläuterte er die Entwicklungen für die Schulen. Gerade in Siebenbürgen hätten diese eine besondere Rolle zur Erhaltung der deutschen Gemeinde, die sie bis heute ausüben. Anschließend ging er auf die Folgen der Reformation für das Pfarrhaus ein. Durch diese ist es den Pfarrern möglich, den Bund der Ehe einzugehen, was von Klein als besonderer Segen bezeichnet wurde.

Nach den Vorträgen erhielten die Kuratoren die Möglichkeit, über die Spuren der Reformation in ihren Gemeinden und über die Situation ihrer Kirchengebäude zu berichten. Dabei gingen sie auf verschiedenste Veränderungen ein, welche die Gebäude seit der Reformation erlebt haben. Ebenfalls ging man hier auch auf Kirchen ein, die nach der Reformation nicht mehr genutzt wurden und die heute bereits eingestürzt sind. Hieran anknüpfend erläuterten die Kuratoren den aktuellen Zustand ihrer Kirchengebäude. Dabei wurde ersichtlich, dass sich die Lage von Gemeinde zu Gemeinde unterscheidet.  Während die einen Kirchen in einem guten Zustand sind, sind andere teilweise vom Einsturz bedroht.

Diese Berichte wurden, wie der gesamte Tag, von den Einstürzen in Rothbach und Radeln bestimmt. Der Landeskurator Friedrich Philippi betonte in seinem Schlusswort, dass er sich dessen bewusst sei, dass nicht alle Kirchengebäude gerettet werden können. Jedoch wolle er keine Liste darüber erstellen, welches Gebäude denn nun gerettet werden könnte und welches nicht. Es solle alles versucht werden, um so viel wie möglich zu bewahren, auch wenn nicht alles erhalten werden könne.

Dennis MÜLLER

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.