Ausgabe Nr. 2465
Interview mit BLB-Intendant Carsten Ramm
Am 6. Februar zeigt die Badische Landesbühne (BLB) um 19 Uhr mit „Die Grönholm-Methode" von Jordi Galceran, in der Regie von Evelyn Nagel, ein deutsches Gastspiel mit rumänischer Übertitelung im Hermannstädter Radu Stanca-Nationaltheater (RST). Mit dem Intendanten Carsten Ramm sprach im Vorfeld HZ-Chefredakteurin Beatrice Ungar über die deutsch-rumänische Zusammenarbeit seines Theaters, über zukünftige Projekte mit der Deutschen Abteilung des Radu Stanca-Nationaltheaters und über das Gastspiel mit „Die Grönholm-Methode".
Am 6. Februar wird am RST „Die Grönholm-Methode" zu sehen sein. Warum gastiert die BLB gerade in Rumänien?
Die BLB spielt nicht zum ersten Mal in Rumänien. Es gab in der Vergangenheit vielfältige Kontakte zum Deutschen Staatstheater in Temeswar. Im Jahr 2004 haben wir dort eine Tournee mit dem Urfaust gemacht. In der Spielzeit 2009/2010 haben wir zusammen mit dem Temeswarer Ensemble den Faust auf die Bühne gebracht. Im letzten Jahr hat unser Kinder- und Jugendtheater in deutschen Schulen und Kulturzentren in Klausenburg und Temeswar gastiert. Ebenso waren wir 2015 mit Kafkas „Der Bauˮ auf dem Theaterfestival in Sibiu vertreten. An unserem Theater spielten und spielen auch Schauspieler aus Rumänien; beispielsweise Hannes Höchsmann, Andrea Nistor und Camil Morariu. Die BLB pflegt also bereits seit vielen Jahren enge Kontakte zu Rumänien.
Wie kam es zu einer Zusammenarbeit mit dem RST?
Angefangen hat es mit der Anfrage, ob wir mit unserer Erfahrung in der deutsch-rumänischen Zusammenarbeit Lust hätten, mit der Deutschen Abteilung des Hermannstädter Nationaltheaters Radu Stanca zu kooperieren. Grenzübergreifende Projekte können für Theater nur ein Gewinn sein! So waren einige Kollegen aus Bruchsal und ich im Jahr 2014 beim Festival in Sibiu als Zuschauer zu Gast und haben unsere Kollegen dort kennengelernt. Die Lust, etwas miteinander zu machen, war groß. Als wir dann in Deutschland genug Fördermittel für diese Kooperation aufgetrieben hatten, waren unsere Chefdramaturgin Larissa Benszuweit und ich im Frühjahr 2015 wieder in Hermannstadt und haben Projekte konkret gemacht.
Welche Projekte waren das?
Konkret war das ein Gastspielaustausch im Rahmen der Kooperation der beiden Theater. Im letzten Herbst kam die Deutsche Abteilung des Radu Stanca-Nationaltheaters mit dem Gastspiel „Ossis Stein oder Der werfe das erste Buchˮ von Frieder Schuller zu uns. Das war eine eindrucksvolle Inszenierung, großartig gespielt, und ein großer Erfolg bei unseren Zuschauern. Im Gegenzug kommen wir nun mit „Die Grönholm-Methode" nach Hermannstadt. Dieser Austausch soll das jeweils andere Theater dem eigenen Ensemble und dem eigenen Publikum näherbringen. Der große Wunsch von Daniel Plier, dem Leiter der deutschen Abteilung, und mir ist es, dass wir dann bald gemeinsame Projekte realisieren, die wir in Hermannstadt und in Bruchsal auf die Bühne bringen. Dafür versuchen wir gerade noch, die nötigen Fördermittel zu akquirieren.
Worum geht es in dem Stück?
„Die Grönholm-Methode" handelt von einem Bewerbungsgespräch um einen Managerposten, in dem knallhart die Viten der Bewerber durchleuchtet und einige sonderbare Methoden angewandt werden, um herauszufinden, ob ein Bewerber skrupellos genug ist, um den Posten zu bekleiden. Das alles geschieht auf eine so skurrile und humorvolle Weise, dass man sagen könnte, es handelt sich bei diesem Stück um eine Mischung aus schwarzer Komödie und Psychothriller.
Warum zeigt die BLB ausgerechnet dieses Stück in Hermannstadt?
Daniel Plier und ich stellten fest, dass es in unseren Spielplänen eine thematische Überschneidung gibt: Die deutsche Abteilung des RST zeigt mit „Die Firma dankt" von Lutz Hübner ebenso ein Stück über eine neue bedrohliche Arbeitswelt, in der der Mensch immer mehr zur brauchbaren oder unbrauchbaren Ware wird. Wir fanden die Idee spannend, mit „Die Grönholm-Methode" dieses Thema auf der Bühne in Hermannstadt aus einem weiteren Blickwinkel zu beleuchten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Szenenfoto aus „Die Grönholm-Methode" mit Stefan Holm, Andreas Schulz, Maximilian Wex und Jessica Schultheis (v. l. n. r.).
Foto: Peter EMPL