Teufelsgruß und lange Mähnen

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Ausgabe Nr. 2442
 

Jubiläumsauflage des Artmania-Rockfestivals am Großen Ring gefeiert

 

We love rock'n roll, schreit ein langmähniger Mann aus der ersten Reihe, als seine Lieblingsband Apocalyptica die Bühne betritt. Dann hebt er die rechte Hand zum sogenannten Teufelsgruß, bei dem der Zeigefinger und der kleine Finger von der Faust abgespreizt werden, während der Daumen auf ihr bleibt. Die Menschenmassen auf dem Großen Ring tun ihm dies nach. Für die Hermannstädter ist eines klar: Artmania hat begonnen.

 Zwei Konzerttage waren dieses Jahr am Großen Ring vorgesehen, mit je drei Gruppen pro Abend, für die sich nicht nur die Künstler, sondern auch ein großer Teil des Publikums in Schale warfen. Das Rock-Festival Artmania feierte in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Als Geschenk an das treue Publikum boten die Organisatoren alle Open-Air-Konzerte auf dem Großen Ring kostenlos an. Dies hatte u. a. zur Folge, dass sich am Nachmittag und am Abend auch Neugierige unter die Rocker mischten. So waren junge Mädchen und Jungen mit kleinen Geschwister an der Hand von Opa und Oma genau so oft anzutreffen wie Fans mit langen Stiefeln blauen Haarsträhnchen, geflochtenen Bärten und gruseligen Tattoos.

Die Bands Saturnus, Enemy of Reality und Anathema konzertierten am ersten Abend laut Organisatoren in einer „klassischen” 3-Konzerte-Struktur, und freuten sich, bei dieser Jubiläumsausgabe dabei zu sein. Eine junge griechische Gruppe aus Athen eröffnete den Abend, Enemy of Reality, die ihr erstes Album aus dem Bereich „Symphonic Metal” vorstellten. Star der Truppe war die Sopranistin Iliana Tsakiraki, die zusammen mit ihren Kollegen seit 2013 auftritt. Die Kombination zwischen klassischer Musik und Rock überraschte auch die zufälligen Spaziergänger, so dass sich viele spontan an einen Tisch setzten und ein Bier oder ein Wasser tranken, um auch die zweite Band zu erleben. Die Tische waren übrigens sehr gut besucht, auch wegen des heißen Wetters. Als sich am Abend dicke schwarze Wolken am Himmel sammelten, war das keine große Hürde für die Fans. Sie blieben.

Melodisch ging es auch mit der zweiten Band weiter, und zwar mit der dänischen Gruppe Saturnus, die bereits seit 1991 konzertiert. Zum ersten Mal waren die Bandmitglieder mit geflochtenen Bärten in Hermannstadt dabei und ließen die Fans so richtig mitrocken und die Haare schütteln. Die Songs aus dem Bereich „Melodic Doom Metal” sind, wie der Name auch sagt, melodisch. Die Musik der Band Saturnus ist berühmt nicht nur für den Gesang, sondern auch für die Texte, die auf Instrumentalmusik gesprochen werden. Den Fans gefiel das und sie ahmten die Musiker nach und sangen mit ihnen mit.

Apropos sprechen, die Musik war nicht so laut, so dass sich einige Zuschauer sogar währenddessen unterhalten konnten. Rings um die Bühne konnten auch verschiedene Werbeartikel gekauft werden, u. a. Lederjacken und -hosen, Schmuck, CDs oder mit Rockbands bedruckte T-Shirts.

Die wohl am meisten erwartete Band des Abends  war Anathema aus Liverpool, die schon zum zweiten Mal auf der Artmania-Bühne zu sehen war und dieses Jahr das zehnte Jubiläum mitfeiern wollte. 2007 war die Band zum ersten Mal dabei, wie auch damals kamen Fans aus ganz Rumänien, um die Gruppe live zu erleben. Die Band, deren Namen „das Gottgeweihte", „die Verfluchung", „der Kirchenbann [das Anathema]" bedeutet, hat 2009 mit „Death Doom” und „Gothic Metal” begonnen, um jetzt eine ganz spezielle Form von „Alternative Rock” zu spielen. Die Lieder vom letzten Album, „Distant Satellites”, waren den Fans genauso bekannt wie frühere Werke. Die Briten bedankten sich auch bei den Organisatoren für die Chance, im Zentrum Hermannstadts wieder dabei sein zu können, was das Publikum mit begeistertem Applaus quittierte.

Der zweite Abend wurde genauso fieberhaft von den Fans erwartet, wie der erste. Denn der Hauptakt Apocalyptica war zum ersten Mal in Hermannstadt zu sehen. Ihnen vorangegangen waren die Bands Numph aus Italien und Clan of Xymox aus den Niederlanden. Letztere wurde 1981 gegründet und zählt zu den bedeutendsten Vertretern im Dark-Wave-Umfeld. Inzwischen hat die Band 38 Alben veröffentlicht.

Der Höhepunkt des Abends war der Auftritt der Finnen von Apocalyptica. Schon der Auftritt der drei Cellisten auf der Bühne, brachte die Menge zum Ausflippen. 1993 wurde die Band gegründet, die anfangs als Tribute-Band von Metallica die Bühnen der Welt bereiste. Die Gründungsmitglieder Eicca Toppinen, Paavo Lötjönen, Max Lilja und Antero Manninen lernten sich auf der Sibelius-Musikakademie in Helsinki kennen und beschlossen, Titel ihrer Lieblingsband Metallica auf dem klassischen Musikinstrument Violoncello zu spielen. Als Prüfung an der Akademie wählten sie daraus vier Stücke aus. Auf dieser Basis entstand 1996 das Album „Apocalyptica plays Metallica by four Cellos", das die vier auf einen Schlag in der Szene sehr bekannt werden ließ. Der Name „Apocalyptica“ setzt sich aus dem griechischen Wort Apokalypse und dem Ende des Namens von Metallica zusammen.

Die Fans freuten sich, die Männer von Apocalyptica zum ersten Mal in Hermannstadt begrüßen zu dürfen und klatschten begeistert Beifall nach dem Ende ihres Auftritts.

Als Schlussfolgerung darf man getrost sagen, dass dies eine der erfolgreichsten Auflagen des Rock-Festivals Artmania gewesen ist. Ob dies an dem freien Eintritt oder an der Qualität und Berühmtheit der Bands lag, bleibt allerdings offen.

Ruxandra STĂNESCU

Cynthia PINTER

 

Foto 1: Vincent Cavanagh, der Sänger der Band Anathema, wünscht den Fans auf dem Großen Ring Frieden.

 

Foto 2: Drei Mitglieder der Band Apocalyptica rockten das Publikum während des Konzertes am letzten Artmania-Abend.           

Fotos: Cynthia PINTER

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.