Ausgabe Nr. 2431
Deutschlehrerin und Autorin Angelika Bohn las im Deutschen Kulturzentrum
Deutsch als Fremdsprache zu lernen, ist nicht unbedingt einfach, aber auch Deutsch zu unterrichten kann schwierig sein. Oder auch witzig, wie die Deutschlehrerin und Autorin Angelika Bohn im Laufe der Jahre feststellen konnte. Einen Teil ihrer Erfahrungen hat sie im Buch „Wem die Deutschstunde schlägt” veröffentlicht. Bei der Lesung im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt amüsierte sich das Publikum und so mancher Lehrer oder Deutschlernende konnte sich hie und da erkennen, besonders wer frustriert die „unsinnigen” Regeln und Ausnahmen lernen musste, auch wenn sicherlich kaum einer zugibt, Deutschkurse zu besuchen, nur um Flirtpartner zu finden. Erwachsenen Deutsch beizubringen bringt aber ungeahnte Herausforderungen, wie Angelika Bohn feststellte und glücklicherweise auch mitteilte. Darüber sprach sie mit HZ-Redakteurin Ruxandra S T Ă N E S C U.
Sie sind gebürtige Rumänin?
Ich bin in Mediasch geboren, mit 12 sind wir mit meiner Familie nach Deutschland umgezogen, habe dann Germanistik und Anglistik in Heidelberg und North Bay/Kanada studiert. Direkt nach dem Studium habe ich angefangen zu arbeiten und habe diesen Job ausgesucht, ich unterrichte Deutsch für Erwachsene.
Haben Sie immer in Deutschland Deutsch unterrichtet?
Eigentlich bin ich immer ein bisschen vagabundiert, ich bin oft umgezogen, in Deutschland, dann in Brüssel und dann wieder in Deutschland.
Wie und wann haben Sie ihr Buch veröffentlicht?
Ich habe dieses Buch 2013 geschrieben, 2014 ist es dann erschienen. Ich habe mich damals an eine Agentur gewendet, die eine Vorauswahl trifft und dann den passenden Verlag sucht. Die Agentur habe ich schnell gefunden, ganz plötzlich, es ist nicht normal! Es war einfach Glück: richtiges Buch, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Der Verlag Goldmann hat einige Monate später auch zugesagt und dann ging alles ziemlich schnell.
Die Idee hatte ich schon 2008, ich hatte nämlich bereits eine Liste mit lustigen Situationen – die ist inzwischen 40 Seiten lang – über die ich eigentlich immer wieder erzählt habe. Man erzählt wahnsinnig viel aus diesem Job, auch Freunden! Wenn man als Lehrer arbeitet, gibt es fast jeden Tag etwas zu erzählen. Und ich betone immer wieder, man lacht nicht über die Leute, sondern über die Situationen. Ich habe dann einige Kurzgeschichten geschrieben und gedacht, dass ich so etwas lesen würde. Das ist dann in einer Schublade gelandet. 2013 habe ich dann eine 30-seitige Leseprobe zusammengestellt -, inzwischen hatte ich in Anthologien einige Geschichten veröffentlicht – und an die Agentur geschickt.
Deutschlehrer in Deutschland, Autor in Deutschland, wo liegt der Unterschied?
Das hier ist einfach neu und aufregend! Als Lehrer bin ich ein alter Hase und souverän, als Autor bin ich vor jeder Lesung aufgeregt. Es ist aber ein schönes Gefühl, die Leute finden beide Jobs interessant. Die Resonanz auf beide Berufe ist sehr schön.
Lehrer und Schüler, aber auch Leser, die sich für andere Nationalitäten interessieren.
Meine Kollegen waren begeistert, sie haben das Buch alle gekauft und viele Schüler haben es auch gekauft, das ist immer sehr lustig, wenn sie zum Unterricht das Buch zum Signieren bringen.
Gibt es Unterschiede zwischen dem rumänischen und dem deutschen Publikum?
Hier in Rumänien hat man mehr gelacht! Das fand ich sehr süß. Auch war hier alles super gut organisiert. Ich bin beeindruckt, wie viel Mühe man sich hier gegeben hat. Es war außergewöhnlich auch für mich.
Waren Sie selber in der Situation ihrer Schüler in einem Fremdsprachenkurs?
Ja! Als ich in Belgien war, habe ich Niederländisch gelernt und einen Intensivkurs belegt. Die Erfahrung war völlig anders! Als Lehrer ist man selbstbewusst, man weiß, wovon man redet, und als Schüler ist man dann nicht mehr perfekt, es ist nicht immer angenehm, aber spannend.
Erkennen sich Ihre Schüler wieder?
Vermutlich ja, denn da sind viele Eigenheiten. Einige wissen schon darüber, aber einige sind schon längst in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt und da gibt es keinen Kontakt.
Arbeiten Sie an einem neuem Buch?
Ja, es ist ein Roman dieses Mal. Er geht allerdings in Richtung Fantasy, hat aber einen linguistischen Touch. Also ist die Sprache immer noch ein Seitenelement.
Vielen Dank für das Gespräch!
Typisch Lehrerin: Angelika Bohn setzte sich bei der Lesung prompt auf das Pult.
Foto: die Verfasserin
Angelika Bohn: Wem die Deutschstunde schlägt. Eine Lehrerin erzählt. Goldmann Verlag, München 2014, 288 Seiten, Taschenbuch: ISBN: 978-3-442-15818-8, eBook ISBN 978-3-641-13145-6