Ausgabe Nr. 2412
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Kompaktseminar für angehende Lehrer aus Deutschland und Rumänien
Ein Kompaktseminar zum Thema „Interkulturelles Lernen/ Interkulturelle Kommunikation“ für angehende Lehrer aus Deutschland und aus Rumänien fand im Vorjahr an der Evangelischen Akademie Siebenbürgen in Hermannstadt statt. Daran nahmen Studierende des Studiengangs für Grundschul- und Vorschulpädagogik der Klausenburger Babeş-Bolyai-Universität, sowie Studierende der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg teil. Finanziell unterstützt wurde das Seminar von der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg.
„Bei den vorherigen Kursen hatten wir die Erfahrung gemacht, dass die gruppendynamischen Prozesse während der Woche ganz entscheidend für den Erfolg der Veranstaltung sind. Deshalb entschlossen wir uns, den Kurs an einem Ort, dem Tagungshaus der Evangelischen Akademie Siebenbürgen in Neppendorf, stattfinden zu lassen. Auch die rumänischen Studierenden sollten dort für eine Woche lang wohnen. Auf diese Weise war gewährleistet, dass auch die rumänischen Studierenden die ganze Woche ausschließlich für das Seminar zur Verfügung stehen und in vollem Umfang an den Abendaktivitäten teilnehmen konnten”, so wie Dr. Stefan Jeuk, Dozent aus Ludwigsburg, erklärte, der nicht nur einer der zwei Organisatoren war, sondern auch die zehn deutschen Studierende nach Hermannstadt begleitete.
Vom Studiengang für Grundschul- und Vorschulpädagogik der Außenstelle Hermannstadt der Klausenburger Universität nahmen acht Studierende sowie die Dozentin Dr. Mirona Stănescu am Seminar teil, die ebenfalls für die Organisation zuständig war.
„Durch zwei nahezu gleich große Gruppen war das Thema des Kurses ,InterkulturellesLernen/Interkulturelle Kommunikation′ auch praktisch und methodisch sehr gut zu bearbeiten”, stellten die Dozenten fest. Wichtig dabei war es, dass die TeilnehmerInnen aus den verschidenen Ländern im fachlichen Austausch intensiv kennen lernen sollten. Zunächst stellten die Studentinnen die länderspezifischen Schulsysteme sowie die unterschiedlichen Situationen Deutsch lernender Kinder und Jugendlicher vor. Dabei wurde auch die Bedeutung des Deutschen als Minderheitensprache in den südosteuropäischen Ländern diskutiert.
Nicht nur diskutiert wurde im Rahmen des Seminars, die Studierende nahmen auch an einer deutschsprachigen Grundschule am Unterricht teil. Sehr wichtig war diese Erfahrung für die zukünftigen Lehrer aus Deutschland, so die Dozenten, die inzwischen in den deutschen Schulen gar nicht mehr so selten ist: Schülern, die eine andere Muttersprache haben, Wissen in einer Fremdsprache beizubringen, allerdings auf muttersprachlichem Niveau. Dieser Besuch war ein wichtiger Baustein des Seminars, ein weiterer Schwerpunkt des Seminars lag auf dem Thema „Interkulturelle Kommunikation“. Dr. Jeuk: „Dieses sollte vor dem Hintergrund aktueller Kulturtheorien sowie der linguistischen Pragmatik wissenschaftlich erarbeitet werden.”
Parallel fanden von Dr. Mirona Stănescu geleitet theaterpädagogisch fundierte Übungen statt, die kommunikativ bedeutsame kulturelle Praktiken und „Hotspots“ erfahrbar werden lassen, wie z. B. nonverbale Kommunikation, Redewechsel und Turns, kulturspezifische Ritualisierungen, Praktiken Nähe – Distanz.
„Die Seminarsprache war Deutsch, was für manche der Studentinnen eine Herausforderung bedeutete und ihnen die Chance der Vertiefung und Anwendung ihrer Zweitsprachkompetenzen gab. Für die deutschen Studierenden bot sich die Möglichkeit, ihr eigenes Sprachhandeln zu reflektieren, insofern sie stets auf die Verständlichkeit ihrer kommunikativen Akte achten mussten”, so der Professor.
Allerdings war nicht nur der fachliche Inhalt wichtig für die Organisatoren, sondern auch der soziale Austausch. Es gab u. a. Länderabende, Sprachspiele, Kulturprogramme wie Stadtbesichtigung und Besuche von Kirchenburgen, die oft Gelegenheiten ergaben, eigene Vorurteile und Einstellungen kritisch zu reflektieren sowie länderübergreifende Kontakte zu knüpfen. Dr. Stefan Jeuk: „Insofern war dieses Seminar ein wichtiger Beitrag zur Schulung der interkulturellen Kompetenz bzw. der Kommunikationsfähigkeit der beteiligten Studierenden. Somit bewährte sich auch der Ansatz, Interkulturelle Kommunikation in dem Kurs zum Thema zu machen, da so eine Verbindung zwischen dem Seminarthema und der kommunikativen Praxis unter den Seminarteilnehmer gegeben ist.” Nicht nur geplante Aktvitäten wurden durchgeführt, denn seitens der deutschen Konsulin in Hermannstadt, Judith Urban, die an der Eröffnungsfeier des akademischen Jahres der Babeş-Bolyai Universität teilnahm, gab es eine überraschende Einladung zum Fest der Deutschen Einheit, die die Studierende und Dozenten begeisterte.
„Das internationale Seminar kann, so wie seine Vorgänger, als voller Erfolg gewertet werden”, erklärten am Ende die Dozenten zufrieden. „Insbesondere das Ziel, einen intensiven interkulturellen Austausch zwischen Studierenden der beteiligten Länder zu fördern, ist sicherlich erreicht worden”, sagten sie und erklärten, dass dieses Jahr, also 2015, weitere gemeinsame Aktivitäten geplant werden.
Ruxandra STĂNESCU