Ausgabe Nr. 2398
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Der siebenbürgische Musiker Michael Beck ist tot
Der 1955 in Urwegen geborene Michael Hamlescher, als Musiker unter dem Namen Michael Beck bekannt, wurde in der Wuppertaler Zeitung vom 23. Oktober 2004 anlässlich seines 25. Jubiläums an der Bergischen Musikschule als „Wanderer zwischen den Musikwelten bezeichnet" und als einer „der regelmäßig auszieht, Toleranz zu leben". Am 11. September 2014 kam Michael Beck bei einem schweren Verkehrsunfall bei Konstanza ums Leben. Eine seiner ehemaligen Kolleginnen an der Hermannstädter Kunstschule, die in Frankfurt an der Oder tätige Violonistin Simona Böhm, erinnert sich im Folgenden an den viel zu früh Verstorbenen:
Die Geheimnisse der Musik wurden Michael Beck Hamlescher im Hermannstädter Kunstlyzeum offenbart, wo er das Klarinettenspiel erlernte und er durfte im berühmten Kammerchor „Villanella“ unter der Leitung von Jenö Erzse erfahren, welche Bedeutung die Kunst im Leben junger Menschen haben kann, wie sie vereint, tröstet, erfreut, treu in jeder Lebenssituation.
Nach dem Abitur (1975) siedelte er in die Bundesrepublik Deutschland um und machte in den folgenden Jahren seinen Traum zur Wirklichkeit: Michael studierte Musik und Sport in Wuppertal, um Lehrer zu werden, danach folgten an der Kölner Musikhochschule Musikerziehung und Instrumentalpädagogik und 1978 wurde er staatlich geprüfter Musiklehrer.
Seinen Hermannstädter Vorbildern treu, machte sich der Lehrer zur Lebensaufgabe, in jungen Menschen die Liebe zur Musik zu wecken. Er unterrichtete Klarinette und Saxophon, aber gleichzeitig wusste er, dass gemeinsames Musizieren das Interesse für Musik wachsen lässt und die Freude über die Harmonie, den Kindern die Schwierigkeit des Übens versüßt.
So widmete Michael sein ganzes Arbeitsleben der Musik in ihrer großen Vielfalt, wie es nur im Orchester oder Chor möglich ist. Er leitete unzählige Orchester, allen voran das Jugendorchester der Bergischen Musikschule in Wuppertal, mit dem er u. a. eine gemeinsame CD mit dem Orchester der Oper Konstanza herausgebracht hat, viele Chöre, organisierte Tourneen, nahm mit seinen Ensembles wunderbare Musik auf. Besonders nennenswert sind die CDs mit allen Konzerten von Johann Sebastian Bach für zwei, drei und vier Klaviere. Aufgeführt wurden sie 1991 und 1992 unter der Stabführung von Michael Beck von dem Bergischen Kammerorchester und den vier Pianisten Markus Kretzer, Thilo Karst, Ulrich Skubella und Andreas Woyke zunächst in Solingen und danach in Wuppertal. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Doppel-CD wurde die Deutsche Herzstiftung unterstützt.
Während seines gesamten Arbeitslebens, war Michael selbst immer ein Lernender. Er hatte großes Vertrauen zu seinem Lieblingslehrer Jenö Erzse in Hermannstadt und ließ sich von ihm in der Kunst des Chordirigierens unterrichten, besuchte Kurse bei renommierten Orchesterdirigenten in Deutschland und wurde somit prädestiniert, die große musikalische Geste der gemeinsamen Freude zu zelebrieren.
Er widmete seine ganze Kraft und seinen Enthusiasmus der musikalischen Zusammenarbeit von Instrumentalisten und Sängern, bereiste mit den jungen Menschen die Welt und brachte Freude mit der Musik nach Kanada, USA, Israel, Italien, Österreich, Tschechien, Russland und sogar in den Vatikan, wo er 1989 mit dem Orchesterverein Solingen e.V., bei einer Messe im Petersdom den Papst erfreute.
Die starke Bindung zu Rumänien veranlasste ihn, ständig in seinem Geburtsland tätig zu werden, so brachte er dem Publikum in Oper und Konzert die Botschaft der großen musikalischen Werke und er gab großzügig Wissen und Erfahrung in zahlreichen Kursen weiter.
In den letzten 15 Jahren war er ständiger Gastprofessor an den Musikhochschulen in Jassy und Bukarest, gab jedoch selbst das Studieren nicht auf, wurde 2004 Doktorand und 2011 verlieh man ihm den Titel Doktor der Musikwissenschaften an der Universität der Künste „George Enescu“ in Jassy.
Sein herausragendes soziales Engagement und die Verdienste um den Kulturaustausch der Weltjugend, brachten ihm 2011 den von der „Petre Andrei”-Universität Jassy verliehenen Titel eines Ehrendoktors ein.
Junggeblieben, voller Ideen und Energie, hatte Michael Beck Hamlescher ständig ein neues musikalisches Ereignis in Vorbereitung, eine weitere Chance für junge Menschen, die Erfüllung durch gemeinsames Entdecken der Schätze der musikalischen Weltliteratur zu erfahren.
Wir werden ihn, den die rumänischen Medien einen „Traumdirigenten" nannten, sehr vermissen!
Michael Beck (1955-2014)