Ausgabe Nr. 2397
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Projektpräsentation und Preisverleihung in Mediasch stattgefunden
„Heimat im Spiegel des demografischen Wandels” lautete das Thema des Wettbewerbs, zu dem Schüler deutscher und deutschsprachiger Schulen in Rumänien Projekte vorbereiteten. Fünf der Projekte wurden im Rahmen eines Seminars am vergangenen Wochenende in Mediasch vorgestellt und die besten drei ausgezeichnet. Insgesamt nahmen rund 60 Schüler teil. Parallel zum Schülerseminar gab es ein Seminar für Lehrer, bei dem u. a. Neuerungen in Sachen Deutsches Sprachdiplom besprochen wurden.
Betreut wurden die Schüler beim Seminar in Mediasch von den Lehrern Holger Hack aus Craiova, Hugo Alexander Frohn von der Brukenthalschule in Hermannstadt und Tilo Herberholz vom Lenaulyzeum in Temeswar. Eingeteilt waren die Schüler in verschiedene Arbeitsgruppen wie Kunst, Musik, Theater, Tanz, Foto, Film. Das Ergebnis ihrer Aktivitäten stellten sie am vergangenen Dienstagabend im Traubesaal vor. Danach folgte die Vorstellung von fünf der insgesamt 23 Projekte zum Thema „Heimat im Spiegel des demografischen Wandels”, die sie zu Hause vorbereitet hatten.
„Heimat kann die zartesten, aber auch schrecklichsten Gefühle hervorrufen. Jedes Mitglied unserer Projektgruppe kennt Menschen aus der eigenen Familie oder Bekanntenkreis, die Siebenbürgen verlassen haben, um in Deutschland zu leben”, schreiben die Schülerinnen des Johannes Honterus- Lyzeums in dem Vorwort der Broschüre „Heimat im Spiegel des demografischen Wandels”, deren Beitrag zum Wettbewerb. Um herauszufinden, was eigentlich Heimat ist, führten die Schülerinnen Interviews und zeigten somit Lebensgeschichten aus dem persönlichen Bekanntenkreis auf. Interviews führten sie mit Krista Binder, einer Hamrudenerin, die nicht ausgewandert ist, mit Rosina Wilhelm, die aber ausgewandert ist. Angegeben wird auch deren „Rezept gegen das Heimweh”, der „Tag und Nacht”-Kuchen. Interviewt wurde auch der Repser Pfarrer Siegmar Schmidt, laut Nachwort einer „der stolzen Sachsen, die Siebenbürgen nie verlassen würden, aber auch Letiția Pârcălăbescu, die in Deutschland studiert und auch Irina Spânu, die ihren Heimatort Budeniț bei Czernowitz während des Zweiten Weltkrieges verlassen musste. Zwei der Schülerinnen stellten nun am vergangenen Samstagabend die Broschüre in Form eines Theaterstücks vor, wobei die eine Gestalt ein „Buch über die Heimat“ schreibt und dabei nicht weiß, wie sie Heimat definieren soll, und die andere ihr damit hilft, dass sie auf die Lebensgeschichten der verschiedenen interviewten Personen hinweist.
Ausgezeichnet wurden die besten Projekte vergangenen Mittwoch im Festsaal des Stephan Ludwig Roth-Lyzeum. Mit dem ersten Platz belohnt wurden die Schülerinnen Isabella Cîrlănaru, Monica Doris Dumac, Simina Lazăr, Ioana Surdu und Daria Ştefan vom Johannes Honterus Lyzeum aus Kronstadt. Auf Platz zwei landeten die Schüler vom George Coșbuc-Lyzeums aus Klausenburg, die einen Film über ein verlassenes Dorf gedreht haben, auf Platz drei die zwei Schüler des Decebal-Lyzeums aus Deva, die zum Thema ein Computerspiel gemacht haben.
Organisiert wurden die zwei Parallelveranstaltungen von Dieter Jaeschke, Fachberater und Koordinator und für das deutsche Sprachdiplom in Bukarest, zusammen mit der Kollegin in Temeswar, Birgit Söldenwagner, und der Kollegin in Hermannstadt, Birgit van der Leeden. Jeder der Fachberater ist übrigens für einen Bezirk zuständig. Die Fachberater werden von der Zentralstelle für Auslandsschulwesen entsendet. „Zu dritt haben wir uns vor einigen Monaten überlegt, wie wir zu einem Pflichtthema im deutschen Sprachdiplom, das ist nämlich der Demographische Wandel, die Schüler und Schülerinnen auffordern kreativ zu arbeiten, weil der demografische Wandel ein sperriges Thema ist, mit dem sich junge Leute nicht so gern beschäftigen, sagte Jaeschke. „Wir haben gesagt, wenn man das in ein Wettbewerb, in dem man etwas kreativ produzieren soll einbindet, dann können vielleicht überraschende und kreative Produkte entstehen und man hat heute sicherlich gesehen, dass das tatsächlich der Fall ist. Ich bin persönlich sehr beeindruckt von den Leistungen, die von den jungen Leuten hier gezeigt worden sind.”
In den letzten Jahren soll es immer wieder mal Projekte gegeben haben, entweder der einzelnen Fachberater die sich auf deren Bezirk bezog oder im ganzen Land. Vor einem Jahr habe es ein ganz großes Projekt gegeben, nämlich „Donau verbindet”, das sogar mehrere Länder miteinbezogen. Die derzeitigen Fachberater sind seit einem Jahr hier in Rumänien und dieses war nun ihr erstes Gemeinschaftsprojekt.
Das Einführungsseminar für Lehrerinnen und Lehrer und die aus Deutschland nach Rumänien vermittelt werden soll jährlich in Mediasch organisiert werden. Die neuen Lehrerinnen und Lehrer in diesem Jahr sind nur drei. Außerdem nahmen allerdings noch etwa 30 Lehrkräfte die schon im Land sind teil. „Wir haben uns auf das neue Schuljahr eingestellt. Wir haben zu den Neuerungen im Deutschen Sprachdiplom eine Fortbildung gemacht”, sagte Jaeschke. Außerdem habe es für die Lehrer einen Ausflug nach Malmkrog gegeben.
Außerdem nahmen am Schülerseminar noch die zehn neuen Kulturweit-Freiwilligen teil. Kulturweit ist ein Programm des Auswärtigen Amtes, durch das sich junge Leute zwischen 18 und 26 Jahren für eine deutsche kulturelle Einrichtung im Ausland engagieren können.
Die Projekte der Schüler zum Thema Heimat im Spiegel des demografischen Wandels können unter www.pasch-net.de nachgelesen werden.
Werner FINK
Fachberater Dieter Jaeschke und Gastlehrer Holger Hack zollten allen herzlichen Beifall. Fotos: der Verfasser
Daria Stefan (links) und Monica Dumac präsentierten das Siegerprojekt.