Ausgabe Nr. 2388
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„Backen, Bockeln und Begeisterung" in Michelsberg
Als Familienfest mit Zaungästen kann man die Veranstaltung bezeichnen, die am letzten Samstag im Juni in Michelsberg unter dem Motto „Backen, Bockeln und Begeisterung" stattgefunden hat. Es war nämlich Familie Henning, allen voran Kurator Michael Henning und seine Gattin Emma Henning mit ihren Töchtern Petra, Juliane und Anna, die an diesem Tag im Einsatz waren. Die Veranstaltung war als Krönung der „Woche der Traditionen" gedacht, die vom 22. bis 29. Juni im Rahmen des Kulturtourismus-Projekts "Entdecke die Seele Siebenbürgens" der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien organisiert wurde.
Projektleiter und Michelsberger Pfarrer Stefan Cosoroabă hatte mit ca. 300 Teilnehmenden gerechnet. Aber schon im Vorfeld zeichnete sich eine schwache Beteiligung an. Am Vortag der Veranstaltung hatten sich zehn Personen verbindlich angemeldet. Die Michelsberger ließen sich nicht entmutigen und führten alles nach Plan aus. Zunächst erzählte in Vertretung des abwesenden Pfarrers der Hauptanwalt Friedrich Gunesch einiges aus der Geschichte der Ortschaft, dann gab es Kaffee und Kuchen, ein gemeinsames Mittagessen im Elimheim, wo auch die Seniorinnen-Rüstzeit der Frauenarbeit der Evangelischen Kirche A. B. stattfand. Gott sei Dank, dürfen die Veranstalter wohl gesagt haben. Denn einige der Seniorinnen machten dann bei zwei wichtigen „Stationen" der Veranstaltung mit. So z. B. bei dem Mundart-Wettbewerb, den die Sprachwissenschaftlerin Dr. Sigrid Haldenwang vorbereitet hatte und professionell und mit viel Fingerspitzengefühl sowie einer gehörigen Portion Humor moderierte. Wie übersetzt man „Zecke" ins Siebenbürgisch-Sächsische. So lautetet eine der Fragen. Sigrid Haldenwang verschwieg den Teilnehmern auch nicht, dass in einem der zahlreichen Idiome der Mundart die Bezeichnung „Botesch" üblich ist. Das war wohl eine Überraschung für den Vorsitzenden des Siebenbürgenforums, Martin Bottesch, der eigens hinzu gekommen war, um die jüngsten Teilnehmer mit einem Geldpreis zu belohnen. Anna Henning und Simon Tartler freuten sich auch entsprechend über das Preisgeld.
Eine der Seniorinnen ließ sich dann auch dreimal fachgerecht und traditionstreu bockeln von der Alzener Lehrerin und Kuratorin Rosemarie Müller, die uns verriet, dass sie daheim das Bockeln zunächst an ihrem Teddybär ausprobiert habe.
Gefreut haben sich auch vier Touristinnen aus Taiwan, die von einem Reiseleiter, der sie beim Besuch der Michelsberger Burg traf, auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht wurden. Sie fotografierten alles und meinten, sie hätten sich wie in einer Großfamilie aufgenommen gefühlt.
Es bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr diese Großfamilie noch um viel mehr Interessenten erweitert werden kann. Es liegt auch an der Projektleitung, die bei der Planung einige gleichzeitig oder im Vor- oder Nachfeld stattfindende Feste offensichtlich ignoriert hat. Schade eigentlich.
Beatrice UNGAR
Foto 1: Emma Henning (links) und Rotraut Barth beim Hanklich-Backen.
Foto 2: Sigrid Haldenwang (stehend) moderierte den Mundart-Wettbewerb, an dem Anna Henning (links) den ersten Preis in ihrer Kategorie gewann.
Fotos: Michael HENNING