Ausgabe Nr. 2385
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Mehr als 400 Teilnehmende kamen zum fünften Mediascher Treffen
Alle drei Jahre treffen sich die Mediascher Sachsen in ihrer Heimatstadt, um gemeinsam ein Wochenende zu verbringen. In diesem Jahr war es das fünfte Treffen und es fand von Freitag bis Montag statt. Am Freitag trafen sich alle um 9 Uhr auf dem Kirchhof der Margarethenkirche, dort erhielten sie ein Programmheft und ein Abzeichen, das alle Teilnehmenden trugen.
„Ich durfte letztes Jahr beim Mediascher Treffen in Dinkelsbühl dabei sein und es war ein sehr schönes Fest“, sagte Pfarrer Gerhard Servatius-Depner. „Ich muss aber bekennen, dass meine Freude und auch meine Aufregung heute viel größer ist, eben euch Mediascher und Freunde von Mediasch, in Mediasch, in dieser Kirche begrüßen zu dürfen. Hier sind viele von euch getauft, konfirmiert, viele von euch auch getraut worden.“ Begrüßt wurden die Teilnehmer auch von Alfred Gökeler, Vorstandsvorsitzender der Heimatgemeinschaft Mediasch e. V. „Ich bin 1966 geboren und gehöre zur Bekenntnisgeneration und nicht zur Erlebnisgeneration, wie die Forscher heute unterscheiden." Die Enteignung und die Rückgabe der Häuser in den 1950-er Jahren, habe er selber nicht erlebt. Hier in der Margarethenkirche sei er getauft und konfirmiert worden. Während der Konfirmation hatte er zum ersten Mal „dieses Dazugehörigkeitsgefühl, ein Teil dieser großartigen Gemeinschaft zu sein". Obwohl er 1985 auswanderte, hielt er es später für wichtig, hier auch getraut zu werden. „Hier in unserer Margarethenkirche fühle ich mich zu Hause, und immer, wenn ich die Augen schließe und mit dem Herzen sehe, ziehen die Bilder an mir vorbei. Wenn ich die Augen öffne, sehe ich, dass sich das Leben in Mediasch und der Kirche geändert hat. Es wird weniger sächsisch auf der Straße gesprochen und ich treffe kaum noch bekannte Leute auf der Straße. Aber, und das freut mich besonders, die hier Lebenden halten die sächsische Fahne hoch und sorgen dafür, dass unsere Kultur nicht in Vergessenheit gerät", sagte Gökeler.
Werner Müller, der Vorsitzende des Mediascher Zentrumsforums, begrüßte die Gäste und stellte das Programm der nächsten Veranstaltungstage vor. Zwischendurch sang das Männeroktett. Um 12 Uhr, empfing Bürgermeister Teodor Neamţu die Gäste. Bei diesem Zusammensitzen, gab der Bürgermeister den Gästen, die Möglichkeit Fragen zu stellen, die er beantwortete. Eine Frage war, ob der Park am Marktplatz verschwinden wird. Die Grünfläche verdecke zur Zeit die Sicht auf die historischen Gebäude, lautete die Antwort. Ein Team von Architekten werde nun mehrere Varianten zur Neueinrichtung des Parks vorlegen die dann zur öffentlichen Debatte gestellt werden.
Unter anderem erwähnte der Bürgermeister, dass er mit Pfarrer Servatius-Depner in einem Gespräch sei, ein gemeismes Projekt, und zwar das Neustreichen des Trompeterturms und einigen weiteren Arbeiten durchzuführen, die bis zum 750. Jubiläum von Mediasch in drei Jahren fertig gestellt werden soll.
Unter den anwesenden Gästen befanden sich auch Gerda Caspari und ihre Schwester Irmgard Asztalos, geborene Caspari, die schon vor vielleicht zehn Jahren die Rückerstattung eines Grundstückes im Weibuchholz beantragten, seitdem zu keinem Ergebnis gekommen sind und das Problem nun auch dem Bürgermeister vortrugen. „Wir fühlen, dass unsere Wurzeln hier sind“, sagte Gerda. „Und jetzt verleben wir hier Kindertage“.
Nach der Mittagspause konnten sich die Mediascher zu einer Stadtrallye ,,Wie gut kennst du Mediasch?“ anmelden. Es kamen Fragen vor wie: ,,In welche Himmelsrichtung ist der Trompeterturm geneigt?" Um 17 Uhr gab es im Schullerhaus einen Sächsischen Abend. Dort gab es eine musikalische Einlage mit Pfarrer Gerhard Servatius-Depner (Geige), und Liv Müller (Klavier), abgerundet durch Wilfried Römer, der einige Gedichte von Schuster Dutz vortrug. Auch das Männeroktett trat auf. Moderiert wurde der Abend von Inge Jekeli. Zum Abschluss des ersten Tages kamen die Mediascher beim ,,Gemütlichen Beisammensitzen“, im Pfarrhof zusammen. Dort fand zusätzlich die Prämierung der Gewinner der Stadtrallye statt. Insgesamt belegten vier Teilnehmer drei Plätze. Den ersten Platz, mit 28,10 Punkten, belegte Corina Klein vor Heike Müller und Heike Lammers. Der dritte Platz ging an Julia Graef.
Am Samstag fand die Festversammlung statt. Begrüßt wurden die Teilnehmer unter anderem von Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, Konsulin Judith Urban, und dem HG-Vorsitzenden Alfred Gökeler. Hansotto Drotloff, Vorstand der HG, hielt die Festrede, die er ebenfalls dem aus dem Werk „Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry entnommenen Motto des Treffens widmete. „Wir alle sind unserer Heimat mitten im Weinland herzlich verbunden – und unser Herz lenkt unsere Schritte immer wieder hierher zurück!” hieß es in der Festrede. Auf die Frage ob es ein „finis saxonae” geben wird, lautet die Antwort Drotloffs, dass es darauf ankommen werde, ob man die Herzen auch der Kinder und Kindeskinder für das empfänglich mache, was ihre siebenbürgische Heimat ausmacht, was sie bietet und was sie braucht. „Die jungen Menschen sind es, die weiter führen müssen, was ihre Väter und Vorväter aufgebaut haben. Gerade im Bereich der Jugendarbeit möchte die Heimatgemeinschaft neue Akzente setzen", sagte Drotloff. „Zusammen mit der Kirchengemeinde wollen wir im nächsten Jahr eine Ferienfreizeit anbieten, in der Jugendliche aus Deutschland und aus unserer Stadt gemeinsam hier einen kleinen Teil ihrer Ferien verbringen können."
Sowohl am Samstagabend im Traube-Garten, als auch am Sonntag im Greweln haben die Teilnehmer bis Mitternacht getanzt und gefeiert.
Am Montag wurde ein Original- Scheibenwischer Modell Folberth als Spende der HG Mediasch im städtischen Museum am Zekesch vorgestellt. Der gebürtige Mediascher Wilhelm Folberth soll den mechanisch angetriebenen Scheibenwischer 1919 in Cleveland/Ohio erfunden haben. Die Initiative, den Scheibenwischer dem Museum zu schenken, hatte Hansotto Drotloff, der das noch ungenützte, sich in der Originalverpackung befindende Stück auf der Internetseite ebay entdeckt und gekauft hat.
Zwei gut besuchte Freizeitveranstaltungen waren die Wanderung nach Baassen, wobei die Kirchenburg und ein privates Museums sächsischer Dorfkultur besichtigt wurden, sowie eine Busreise nach Freck und zur „Albota"-Ferienanlage, wo es allen laut einem Teilnehmer „ganz besonders gut gefallen" hat.
Das Mediascher Treffen endete mit einem Orgelkonzert von Steffen Schlandt, das gleichzeitig den Mediascher Orgelsommer 2014 eröffnete.
Werner FINK
Laura GRÄBEL
Foto 1: Drei der Gewinnerinnen der Stadtrallye im Festzelt.
Foto 2: Werner Müller mit Gästen im Kirchhof.
Fotos: Werner FINK