Von Erinnerung und Hoffnung

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Ausgabe Nr. 2381
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Notizen von der elften Begegnung auf dem Huetplatz" in Hermannstadt

Seien Sie stolz auf Hermannstadt" sagte die Vizebürgermeisterin Astrid Fodor den bei der Eröffnung der elften Begegnung auf dem Huetplatz" am Freitag der Vorwoche im Spiegelsaal des Deutschen Forums anwesenden Hermannstädtern. Fodor überbrachte auch die Grüße des Bürgermeisters Klaus Johannis und berichtete von der Entwicklung der Stadt in den letzten Jahren.

 

Zuvor hatte der Vorsitzende des Hermannstädter Deutschen Forums (DFDH), Hans Klein, die hier lebenden aber auch aus Deutschland, Österreich und Australien angereisten gebürtigen Hermannstädter als „treue Seelen" begrüßt und festgestellt: „Euer Herz schlägt für Hermannstadt, wo immer es ist."

Die Deutsche Konsulin Judith Urban erwähnte in ihrem Grußwort, sie habe vor ca. zehn Jahren, als sie an der Deutschen Botschaft Bukarest tätig war, von der „Begegnung auf dem Huetplatz" gehört. Als sie danach fragte, was es mit dieser Veranstaltung auf sich hatte, habe man ihr erklärt, es handele sich um ein  Fest für die Hermannstädter von hüben und drüben. Sie kenne inzwischen viele Hermannstädter von „hüben" und freue sich auf Begegnungen mit Hermannstädtern von „drüben". Konsulin Urban fand auch das Motto der Veranstaltung – „Die Brukenthalschule heute" – sehr passend. Alle könnten stolz sein auf diese Schule, die seit mehr als sechs Jahrhunderten der Bildung, der Tugend und dem Beispiel geweiht war und ist und heute eine „Exzellenzschule für deutsche Sprache" sei. Als „liebe Freunde aus Hermannstadt oder in Hermannstadt" begrüßte Dagmar Zink, Vorsitzende der Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt (HDH) die Anwesenden und versprach, das HDH habe die Absicht, auch weiterhin die deutschen Schulen in Hermannstadt und vornehmlich die Brukenthalschule zu unterstützen.

Was die Brukenthalschule heute alles zu bieten hat, konnten die Teilnehmenden am Samstag erleben. In der Aula präsentierte Direktor Gerold Hermann zunächst das Jahrbuch 2011-2013 und führte die Besucher anschließend durch die neuen Räumlichkeiten in der Mansarde der Schule bzw. im Sportsaal. Das im Schiller-Verlag Hermannstadt erschienene Jahrbuch ist wärmstens zu empfehlen für alle, die mehr über diese Schule erfahren möchten.

Am Samstagnachmittag fanden sich auch viele Interessierte ein zur Vernissage der Fotoschau von Sebastian Marcovici zum Thema „Hermannstadt heute", die im Foyer im Forumshaus stattfand.

Der gesellige Höhepunkt der Begegnung war gewiss das gemeinsame Festessen am Abend im Hermania-Restaurant, wo man sich richtig austauschen konnte und auch Hermannstädter kennenlernte, die man noch nie gesehen hatte. Da aber kaum jemand je genug hat von geselligem Beisammensein, sprachen einige der aus Deutschland angereisten Hermannstädter den Wunsch aus, mit Hermannstädtern vor Ort in Briefwechsel zu treten.

Ein weiterer Höhepunkt war am Sonntag im Gottesdienst in der Johanniskirche die Wiedereinweihung der von der Honigberger Orgelbaulehrwerkstatt COT restaurierten Walcker-Sauer-Orgel, die 1927 gebaut wurde und jahrelang „stumm" auf der Empore gestanden hatte.  Im Gottesdienst erklang im Beisein des Komponisten Hans Peter Türk als Uraufführung ein Auftragswerk für diesen Anlass, die Choralvariationen über „Du schöner Lebensbaum des Paradieses” für Chor, Gemeinde, Soli und Orgel. Mitgewirkt haben der Hermannstädter Bachchor unter Leitung von Kurt Philippi, Melinda Samson (Sopran), Elisa Gunesch (Mezzosopran) und Ursula Philippi (Orgel). 

Passend  dazu stellte Bischof Reinhart Guib in seiner Predigt fest: „Wir haben allen Grund zum Singen, da die Orgel reiner und schöner als je zuvor" erklinge. Bischof Guib weiß, wovon er spricht, hat er doch die Orgel als Student in Hermannstadt zuletzt ertönen hören dürfen. An die aus dem Ausland angereisten Gottesdienstbesucher richtete Guib eine Einladung: „Wir laden euch ein, wieder nach Siebenbürgen zu ziehen, wir bieten euch die volle Gemeinschaft an. Hier, wo denn sonst können wir Erinnerung und zukunftsweisende Hoffnung leben."

Dass es Auswanderern, die heimkehren, gut gehen kann, sprach der Schweizer Orgelbaumeister Ferdinand Stemmer von der Honigberger Lehrwerkstatt an. In seinem Kurzbericht über die Restaurierungsarbeiten an der Walcker-Sauer-Orgel erwähnte er u. a., dass man auch einen „Auswanderer" zurückgeholt habe. Es handelt sich um die Oboe-Pfeife, die lange Zeit als Leihgabe in der Fogarascher Orgel erklungen war. Sie wurde dort durch eine neue Pfeife ersetzt. Die alte fühle sich nun sehr wohl zu Hause.

Diese Worte klangen wohl in vielen Anwesenden nach, als sie im Innenhof des Teutsch-Hauses die „Begegnung auf dem Huetplatz" feierten. Dazu gab es Blasmusik mit der „For musica"-Kapelle, siebenbürgisch-sächsische Volkslieder mit den Mitgliedern der „Sälwerfäddem"-Singgruppe und Tänze mit Brukenthalschülern.                

Beatrice UNGAR

Foto 1: Freude am Vorführen siebenbürgisch-sächsischer Tänze bewiesen am Sonntag im Innenhof des Teutsch-Hauses  die Zehnt- und Elftklässler von der Brukenthalschule, die alle freiwillig in der von Gertraud Nowak und Bianke Grecu geleiteten Tanzgruppe mitmachen, wie Direktor Gerold Hermann betonte.      

Foto 2: Besonders froh ist die Organistin Ursula Philippi darüber, dass die Walcker-Sauer-Orgel wieder bespielbar ist.                            

Foto 3: Sächsische Volkslieder brachte am Sonntag die Sälwerfäddem-Singgruppe unter der Leitung von Rosemarie Hedrich zu Gehör.

Fotos: Fred NUSS

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.