Leben ist Theater

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Ausgabe Nr. 2372
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Eine Reise ins multiethnische Temeswar

 

„Meine große Liebe ist die Bühne und damit verbunden meine Muttersprache. Alles andere habe ich verloren: meine Heimat, mein Zuhause. Geblieben ist Erinnerung an das Drama meines Volkes, an seine Vernichtung, an die brutale Zerstörung unserer Heimat.“ Julius Vollmer ist Schauspieler mit Leib und Seele. Schon in der Einleitung seines 2013 erschienenen Buches „Ich bin die Rolle. Erinnerungen eines Schauspielers“ steht geschrieben „Theater ist sein Leben. Leben ist Theater.“

 Der Name Julius Vollmer dürfte auch heute noch bei den älteren Temeswarern angenehme Erinnerungen wecken. Er hat die Neuanfänge des deutschen Theaters in Temeswar nach dem Zweiten Weltkrieg miterlebt. Geboren wurde er 1927 in der Temeswarer Elisabethstadt unter seinem bürgerlichen Namen Julius-Andreas Szabó von Szathmáry. Seine Urgroßmutter war Nachfahre des berühmten Crișan, der 1784 zusammen mit Horia und Cloșca Leibeigene zum Aufstand gegen den Siebenbürger Adel geführt hat. Sein Vater entstammt dem ungarischen Adel und die Mutter ist Banater Deutsche. Vollmer wuchs multikulturell unter Deutschen, Ungarn und Juden auf. In seinem Buch, das als Band 12 der von der Landsmannschaft der Banater Schwaben herausgegebenen Reihe „Banater Bibliothek" 2013 erschien, geht er auf eine Reise in die eigene Vergangenheit. Er erlebt zwei Diktaturen, bevor er 1983 nach Deutschland auswandert.

Das Buch wendet sich durch dessen Inhalt vor allem an Angehörige der deutschen Minderheit aus Temeswar, und an Temeswarer, die an der Geschichte ihrer Stadt interessiert sind. Der Band erhebt zwar nicht den Anspruch, historisch perfekt zu sein, im Vordergrund steht hauptsächlich die Erinnerung des heute in Freiburg lebenden 87-Jährigen. Das Buch liest sich als eine Liebeserklärung an das Theater und an das deutsche Banat, an dem der Autor immer noch hängt.

Cynthia PINTER

 

Julius Vollmer: Ich bin die Rolle. Erinnerungen eines Schauspielers.  Landsmannschaft der Banater Schwaben e. V., München (Hrg.), 2013, Banater Bibliothek, Band 12, 106 S., ISBN 3-922 979-68-8. Titelfoto: Maurice Korbel.

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.