Der Dirigent machte es spannend

Teile diesen Artikel

Ausgabe Nr. 2365
 >

Neujahrskonzert der Hermannstädter Staatsphilharmonie im Thaliasaal

 

Die letzten Akkorde des berühmten Strauss-Walzers „An der schönen blauen Donau" klingen noch im Raum nach, das Publikum im Thaliasaal zollt am Samstagabend begeisterten Beifall. Der Dirigent verlässt die Bühne, der Beifall hält an. Als er wieder erscheint, ebbt der Beifall ab, die Musikliebhaber erwarten eine Zugabe. Der Dirigent macht Anstalten, erneut in den Kulissen zu verschwinden, das Publikum ist verwirrt. Nun fragt der Dirigent tatsächlich. „Wollen Sie noch etwas hören oder nicht?" Prompt klatschen alle erneut, der Dirigent nimmt seinen Platz vor dem Orchester ein und lässt dieses den Schlussakkord erneut spielen. Schließlich gab es dann doch noch eine Zugabe und zwar die Ouvertüre von Offenbachs Orpheus in der Unterwelt", das Publikum darf mitklatschen, alle sind zufrieden. Aber trotz anschließendem Stehapplaus gibt es keine weitere Zugabe. Das war nämlich der zweite Abend mit dem Neujahrskonzert der Hermannstädter Staatsphilharmonie und die Instrumentalisten sind müde.

 

Zu einem regelrechten gesellschaftlichen Ereignis hat sich das traditionelle Neujahrskonzert der Hermannstädter Staatsphilharmonie inzwischen gemausert, das nun schon seit Jahren mit Unterstützung des Hermannstädter Rotary Clubs an zwei Abenden Anfang Januar geboten wird. Beide Abende  waren ausverkauft. In diesem Jahr dirigierte es Cristian Oroșanu, der an der Kronstädter Staatsphilharmonie unter Vertrag ist und an der Rumänischen Nationaloper in Jassy.

Als Solistin trat die Koloratursopranistin Irina-Maria Ionescu auf, die zahlreiche Wettbewerbe gewonnen hat und als Arien- und Liedsängerin begehrt ist. Sie sang u. a. die Arie „Muzica" aus der Operette „Valurile Dunării" von George Grigoriu, ein Kleinod rumänischer Tonkunst, das z. B. Angela Gheorghiu in London gesungen hat, unter der Stabführung von Lorin Mazel.

Überhaupt war das Programm abwechslungsreich gestaltet. In der Hauptsache waren Werke von Johann Strauss zu hören, wie die Ouvertüre zur Operette „Die Fledermaus" und daraus die bekannte Arie der Adele, „Mein Herr Marquis", oder die Polka Pizzicato bzw. „Èljen a Magyar! – Polka schnell op. 332". Hinzu kam die Ouvertüre und die Arie Kunigundes („Glitter and Be Gay") aus Leonard Bernsteins „Candide", der Ungarische Tanz Nr. 7 von Johannes Brahms und die Bearbeitung von Geronimo Gimenez und Mihuel Nieto einer Arie aus Rossinis „Barbier von Sevilla". So führte die Musik durch die Welt und zum Abschluss gab es den Walzer „An der schönen blauen Donau" zu hören.

In der Pause konnten sich die Musikliebhaber wie schon seit Jahr und Tag bei einem Glas Sekt im Foyer der Philharmonie alles Gute im neuen Jahr wünschen.

Der Dirigent eilte nach dem Konzert zum nächsten Termin: Am Mittwoch dirigierte Cristian Oroșanu in Kronstadt ein Benefizkonzert des neu gegründeten Kammerorchesters der Kronstädter Staatsphilharmonie, „Kamerata Kronstadt", dessen Erlös der Hospizstiftung „Casa Speranței" Kronstadt zugute kommt.  

Beatrice UNGAR

 

Foto 1: Zum Publikumsmagneten hat sich das traditionelle Neujahrskonzert der Hermannstädter Staatsphilharmonie gemausert. Auch in diesem Jahr waren die beiden Abende letzte Woche ausverkauft. Unser Bild: Dirigent Cristian Oroșanu dankt dem Publikum.     

Foto 2: Die Koloratursopranistin Irina-Maria Ionescu sang eindrucksvoll und zuweilen mit Humor Arien und Lieder.                               

Fotos: Fred NUSS

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.