Theatermagie an der Bega

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Ausgabe Nr. 2359
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Streiflichter vom dritten Europäischen Theaterfestival Eurothalia in Temeswar

 

Ein Gebäude. Eine Oper. Drei Theater. Drei verschiedene Sprachen. Sowohl Aufführungen in Ungarisch, Rumänisch und Deutsch. Das Deutsche Staatstheater Temeswar (DSTT) feiert dieses Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Doch bevor der Geburtstag am Sonntag Abend mit einer von Christel Ungar-Ţopescu moderierten Gala gebührend gefeiert wurde, fand vom 9. bis 17. November das Europäische Theaterfestival Eurothalia statt.

 

Sechs Länder. Neun Tage. Zehn Theater aus Kroatien, der Schweiz, Polen, Rumänien und Deutschland wurden vom DSTT eingeladen zum diesjährigen europäischen Eurothalia Festival. Dabei ist das DSTT ein vollkommen unabhängiges Theater mit eigenen Werkstätten, Proberäumen und Vorführungssaal. Nicht nur Theater, auch Lustspiel, Musik- und Kinder/Jugendtheater werden in dem ehemaligen Ballsaal des DSTT aufgeführt. Der Aufführungssaal zeigt sich in der Woche sehr wandelbar und flexibel. Nicht das Stück muss sich dem Saal angleichen, der Saal gleicht sich dem Stück an. 

2021. Eine Bewerbung, die sicherlich auch Intendant Lucian Vărșăndan erfreut. Temeswar will Europäische Kulturhauptstadt werden. Dabei war lange Zeit die Finanzierung des Festivals ungeklärt. Doch durch die Bemühungen um den Status der Kulturhauptstadt kann sich das DSTT sicher sein, auch im nächsten Jahr dieses lohnenswerte Festival veranstalten zu können.

Vielfalt, sowohl in den Inszenierungen, als auch in der Herangehensweise der Darstellung. Sowohl in der Form, als auch in der Sprache. Die Vorstellungen waren entweder auf Deutsch oder sie wurden per Übertitel oder Kopfhörer ins Deutsche oder Englische übersetzt. Dabei wurde neben Theater auch Tanz, Performance und eine Ausstellung geboten.

Die folgenden Kurzkritiken dieser Stücke sollen zumindest einen kleinen Spiegel, des sehr gutorganisierten  Festivals wiedergeben. Sollen die Vielfalt zeigen, die in diesen Tagen in Temeswar geboten wurde. 

Die Kleinbürgerhochzeit

Vorhang auf, für Spießertum! Für Intrige und Neid. Für Kleinkariertheit und Gehässigkeit. Die beiden Eigenproduktionen des deutschen Staatstheaters, „Die Möwe" nach Tschechow (Regie Yuri Kordonsky), sowie "Die Kleinbürgerhochzeit" nach Bertolt Brecht (Alexandru Dabija) umrahmten das diesjährige Eurothalia Festival in Temeswar.

Julie ansehen

Mittsommernacht. Schweden. In einer engen Küche wird die Dreiecksgeschichte zwischen Fräulein Julie, ihrem Dienstboten und der Küchenhilfe erzählt. Machtspiele, Sex, niedrige Beweggründe. Der Mensch ist eben doch nur ein Tier, welches von Instinkten getrieben wird. Eine Dokumentarstimme aus dem OFF zwingt die Zuschauer zum Voyeurismus. Dadurch entsteht ein wunderbar grotesker Humor.  „Kijken naar Julie" (auf Deutsch: „Julie ansehen“) ist ein schwedisches Stück, welches vom Holländer Bram Jansen inszeniert wurde. Hat man die Möglichkeit, sollte man sich „Julie ansehen“.

Dentaltragödie

„Für weitere Informationen nutzen sie Google“. Ein kurzer Witz, eingebaut in der „Dentaltragödie“ von Jean-Claude Grumberg, eine Inszenierung des jüdischen Staatstheaters Bukarest mit der bekannten Intendantin und Schauspielerin Maia Morgenstern in der Hauptrolle. Der Regisseur bricht das Stück, in dem er den Hauptdarsteller das Publikum direkt ansprechen lässt. Als humoristische Auflockerung angedacht, hätte hier weniger „Humor“ mehr Magie versprüht. Eine Geschichte aus dem Nachkriegs-Frankreich über Atheismus und Glaube. Über Toleranz und Tragik. Über einen Zahnarzt, seine Tochter und seinen Patienten. Für weitere Informationen über das Stück nutzen sie bitte Google.

Das Gesetz der Interaktion

Entspannte Atmosphäre. Eröffnungswitz bricht das Eis. So beginnt die Performance von Katy Hernan, Adrien Rupp (Deutschland) und ihrem Overheadprojektor. Wie kommunizieren wir? Was ist Kommunikation? Gibt es eine Formel dafür? Es ist Theater über Theater. Charmant. Überraschend. Gut.       

                           Julius SCHMITT

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe.