Ausgabe Nr. 2357
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Hermannstädter Bachchor und Göttinger Stadtkantorei sangen Haydn-Oratorium
Im Alten Testament heißt es, Gott habe für die Schöpfung sieben Tage gebraucht. Kein Wunder, wenn der Mensch etwas länger daran arbeitet: Die Aufführung von Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ in einer Gemeinschaftsproduktion des Bach-Chores Hermannstadt mit der aus Deutschland angereisten Göttinger Stadtkantorei hatte eine Vorbereitungszeit von ungefähr einem Jahr.
Im September war Eberhardt zu einem Kurzbesuch nach Hermannstadt gekommen, um Chor und Orchester vor Ort bei der Probenarbeit kennenzulernen. Anfang Oktober reisten die Göttinger Gäste mit rund 60 Sängerinnen und Sängern an und vereinten sich in wenigen, konzentrierten Proben mit dem etwa gleich starken Hermannstädter Bachchor zu einem stimmstarken Zwei-Nationen-Ensemble. Philippis gründliche Vorbereitung trug schöne Früchte: Der in handwerklicher Kollegialität begonnene Weg führte schnell zu einem freundschaftlichen Miteinander. Vertieft wurden die Kontakte beim Gottesdienst in der Johanniskirche, den die Göttinger Gäste mit einigen Chorsätzen musikalisch schmückten.
Die freundschaftliche Atmosphäre war in der Aufführung trotz der kalten Nüchternheit des Gewerkschaftskulturhauses deutlich zu spüren. Eberhardt am Dirigentenpult musste nirgends seine Neigung zu frischen, lebhaften Tempi dämpfen, was dieser „Schöpfung“ mitreißenden Schwung verlieh. Die Instrumentalisten der Staatsphilharmonie zeichneten Haydns wunderbar einfallsreiche Partitur mit viel Klangsinn und Temperament nach. Matthias Schlachters zarter, flexibler Tenor harmonierte mit dem schlanken, beweglichen Bass von Jürgen Orelly. Helle Glanzlichter setzte Melinda Samson mit ihrem schön timbrierten, locker geführten Sopran. Wie gut die beiden Chöre zusammenarbeiteten, zeigte sich besonders in den klar durchgezeichneten polyphonen Stücken, die den Choristen eine ganze Menge Koloraturensicherheit abverlangen.
Tags darauf gab es eine zweite Aufführung der „Schöpfung“ in der Evangelischen Kirche in Mediasch, noch entspannter als bei der Hermannstädter Premiere. Und am Ende stand eine herzliche Gegeneinladung: Der Hermannstädter Bachchor ist, so Eberhardt, in Göttingen sehr willkommen.
Michael SCHÄFER
Bei der Probe in der Mediascher evangelischen Margaretenkirche unter der Stabführung von Bernd Eberhardt.
Foto: Michael Schäfer