Von Berwerth bis Zipser

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Ausgabe Nr. 2345
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25 Siebenbürgische Künstlerinnen im Teutsch-Haus

 

Werke von 25 siebenbürgischen Künstlerinnen sind derzeit und bis zum 9. Oktober d. J. im Terrassensaal im Teutsch-Haus zu sehen. In dem von Elisabeth Binder und Gerhild Rudolf erstellten Begleitheft der Ausstellung des Landeskirchlichen Museum der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien werden zum Schluss die Künstlerinnen in alphabetischer Reihenfolge vorgestellt.

 

Die Vorstellung der Künstlerinnen beginnt mit der eher unbekannten Laura Helmtraut Berwerth (1887-um 1963) und endet mit  der 1931 in Hermannstadt geborenen Trägerin des Siebenbürgisch-sächsischen Kulturpreises Katharina Zipser, die im vergangenen Jahr eine Retrospektive im Brukenthalmuseum gezeigt hat.

In der Ausstellung sind die Werke nach folgenden Themenbereichen gruppiert: „Das Porträt", „Natur und Heimat", „Volkskunst", „Illustrationen und Graphik", „Das Atelier"  bzw. „Zeitgenössische und religiöse Kunst". Ein Besuch der Schau lohnt sich, da diese erstmals einen Einblick in diese relativ unbekannte Welt gewährt. In dem Vorwort stellt Gerhild Rudolf fest: „Künstlerinnen sind im öffentlichen Bewusstsein nicht besonders präsent." Und in der Einleitung zum Begleitheft schreibt Gudrun-Liane Ittu: „Gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand, im Zuge der gesamteuropäischen Entwicklung, auch im Bereich der bildenden Kunst Siebenbürgens ein Prozess der Sprengung provinzieller Grenzen statt. Neue künstlerische Ausdrucksformen und ästhetische Theorien, eine Verbesserung des gesellschaftlichen Status' der Künstler, die Aufnahme von Frauen in den Kreis der Berufskünstler, Akademiebesuche und freie Studien (…) verkündeten den Aufbruch in die Moderne." Und schließlich hätten die Künstlerinnen Kunstwerke geschaffen, die jenen ihrer Malerkollegen in nichts nachstanden, schreibt Ittu. Diese Aussage bestätigte der Historiker Manfred Wittstock in seinem Kurzvortrag beim „Frauenfrühstück" am Dienstag, wobei er auf die Schwierigkeiten hinwies, mit denen Frauen in der siebenbürgischen Kunstszene zu kämpfen hatten.

Ausschlaggebend für das Zustandekommen der Ausstellung war die Ermutigung durch die Konsulin Judith Urban und schließlich die finanzielle Unterstützung seitens des Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt. Die Leiterin des Friedrich Teutsch-Kultur- und Begegnungszentrums, Gerhild Rudolf, hatte der Konsulin in einem Gespräch von dem Vorhaben des Landeskirchlichen Museums erzählt, Werke aus dem Nachlass von Trude Schullerus  (1889-1981) und Inge Rideli (1926-1993) auszustellen. Judith Urban fragte damals, ob man nicht mehrere Künstlerinnen aus Siebenbürgen in dieser Ausstellung präsentieren könne. Die Antwort auf diese Frage ist die von Elisabeth Binder und Gerhild Rudolf kuratierte Ausstellung, in der außer den aus den Beständen des Landeskirchlichen Museums stammenden Werken von Trude Schullerus und Inge Rideli, Werke weiterer 23 Künstlerinnen aus Privatsammlungen zu sehen sind, die dem Museum als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurden.

Beatrice UNGAR

Foto 1: Die Vernissage am 7. August war trotz Hitzewelle sehr gut besucht.

Foto 2: Die Kuratorin Elisabeth Binder im Gespräch mit Manfred Wittstock, der den Kuratorinnen wichtige Hinweise geliefert hat.      

Fotos: Fred NUSS

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.