Ausgabe Nr. 2345
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Alzener feierten Burgfest mit Gästen von nah und fern
„Über Länder über Meere werden wir uns einst zerstreu’n doch in allen Erdenwinkeln ewig treue Alzner sein.“ Dieser Spruch prangte am Ostturm, vor dem eine Bühne aufgestellt worden war. Im Schatten einer jahrhundertealten Linde empfingen die Lustigen Adjuvanten aus Traun unter der Leitung von Karl Zehetner die rund 600 Teilnehmer beim Burgfest in Alzen am Samstag.
Eingeladen hatten die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung und Alzner Automotive in Partnerschaft mit der Heimatortsgemeinschaft Alzen, der evangelischen Kirchengemeinde vor Ort und der Carl Wolff-Gesellschaft. Anlass zum Feiern war der Abschluss der Sanierungsarbeiten an den Ringmauern und den Türmen der Kirchenburg. Und die Alzener bewiesen: Wer feste arbeitet, versteht es auch, Feste zu feiern.
Besonders froh war die Kuratorin Rosemarie Müller, die zum Auftakt des Festgottesdienstes feststellte, dass die Alzener Kirche seit 23 Jahren nicht mehr so voll gewesen sei.
Als Pfarrer Werner Ungar auf die Kanzel stieg, stellten die Gottesdienstbesucher, von denen eine Vielzahl in der siebenbürgisch-sächsischen Tracht angekommen waren, fest: In Augsburg tragen die evangelischen Pfarrer statt des Beffchens eine Halskrause. Pfarrer Ungar ist schon seit geraumer Zeit in Augsburg tätig, gab aber zu „Ich habe mein Herz an diese Gemeinde (Alzen) verloren". Hier sei sein Großvater mehr als 30 Jahre lang Pfarrer gewesen und hier habe er Ferien verbracht, hier war er Vikar und in der Alzner Kirche heiratete er. Pfarrer Ungar machte auch einen kleinen „Ausflug" in die Geschichte von Alzen, 1291 als Olhona erstmals urkundlich erwähnt, deren Einwohner erste Wehranlagen auf dem Berg Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut hätten. Im 15. und 16. Jahrhundert warf man z. B. Bienenstöcke auf die Angreifer. Könnte die Burg erzählen, würde sie laut Pfarrer Ungar sagen. „Vergesst nicht, ich bin nicht bloß eine Burg sondern eine Kirchenburg, gebaut von Menschen, die sich dem Herrn zugehörig fühlten. Heute kann ich keinen Schutz vor Feinden bieten. Betrachtet eure Seele wie eine Burg mit vielen Gemächern und wacht darauf, dass der Wille Gottes im Alltag nicht zu kurz kommt."
Die Siebenbürger Sachsen mögen nicht vergessen, dass sie ihre Identität von hier, aus Siebenbürgen haben und sollten dies so sehr schätzen, dass sie sich für den Erhalt des Kulturerbes einsetzen, sagte Helmut Hensel von der Carl Wolff-Gesellschaft, der gemeinsam mit Hans Tekeser, dem Inhaber von Alzner Automotive auf der Bühne am Ostturm die Anwesenden begrüßte.
Zuvor hatten Dr. Bernd Fabritius, Bundesvorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Hans-Christian Habermann, Vorstandsvorsitzender der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung, und Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums Grußworte entrichtet.
Den Auftakt zum geselligen Teil gaben die aus Traun angereisten Adjuvanten und die Siebenbürgische Tanzgruppe sowie die Alzner Volkstanzgruppe und die Tanzgruppe des Hermannstädter Jugendforums. Und hätte es nicht geregnet, würden die Alzner und ihre Gäste heute noch feiern.
Beatrice UNGAR
Foto 1: Zum Burgfest nach Alzen strömten am Samstag nicht nur Alzner sondern auch zahlreiche Gäste von nah und fern. Unser Bild: Im Innenhof der Kirchenburg feierten viele vor dem Festgottesdienst ein Wiedersehen.
Foto 2: Zwei „Macher": Hans Tekeser (links) und Helmut Hensel begrüßen die Anwesenden.
Fotos: Beatrice UNGAR