„Eine unserer besten Geschichten“

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Ausgabe Nr. 2340
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Das Potter’s House” beim Blauen Kreuz in Kleinscheuern eingeweiht

 

Wenn der Töpfer einen Topf mache, der ihm missrät, zerschlage er ihn und mache aus demselben Material einen neuen, hieß es in der Predigt von Pfarrer Wolfgang Rehner im Rahmen des ökumenischen Gottesdienstes in der evangelischen Kirche in Kleinscheuern. Vergangenen Samstag wurde nämlich das Potter’s House”, das  Töpferhaus” beim Blauen Kreuz in Kleinscheuern eingeweiht. Außerdem feiert das Blaue Kreuz in diesem Jahr 20 Jahre seit der Gründung in Rumänien.

 

Rehner ging übrigens in der Predigt auf das Gleichnis vom Töpfer bei Jeremia ein. Im Haus Nazareth werde nicht nur der Alkohol entzogen, sondern eine vollständige Heilung vollzogen. Die Abhängigkeit werde hier nicht als moralische Schädigung sondern als Krankheit gesehen, die geheilt werden soll und kann.  Nach dem ökumenischen Gottesdienst ging es zum neuen Potter’s House, um es einzuweihen. Dabei waren u.a. Albert Moukolo Präsident des Blauen Kreuzes auf internationaler Ebene, Steinar Glimsdal, Vertreter des Blauen Kreuzes Norwegen, Roald  Hansen. der früher ebenfalls beim Blauen Kreuz in Norwegen tätig war, und 1995 die Erzählung „The Potter's House“ schrieb, Walter Beier, Ehrenvorsitzender des Blauen Kreuzes in der evangelischen Kirche Landesverband Nordrhein-Westfalen, Jana Kupková aus Tschechien, Mitglied im Netzwerkkomitee, Holger Lux, Leiter des Blauen Kreuzes in Rumänien u.a.

Das Haus Nazareth funktioniert im ehemaligen evangelischen Pfarrhaus in Kleinscheuern, wo die Tätigkeit des Blauen Kreuzes in Rumänien vor 20 Jahren gestartet wurde. Allerdings habe es oft Wartelisten gegeben und es habe sich nun die einmalige Chance ergeben, auch fürs Blaue Kreuz in Rumänien eine größere Summe zu bekommen, sagte Lux. Unter anderem sei es gelungen, das Frauenzentrum in einem neuen Haus in Schellenberg unterzubringen. Der Wunsch sei aber gewesen, ein Haus zu haben, das Eigentum des Blauen Kreuzes in Rumänien ist, so dass die Arbeit langfristig gesichert wird. Das alte evangelische Pfarrhaus, wo jetzt das Nazareth Haus betrieben wird, soll allerdings nicht aufgegeben werden. „Mein Wunsch ist, das alte und das neue Haus zusammen als Zentrum zu benützen“, sagte Lux. Ideal sei, dass sie nah beieinander liegen.

Im alten Pfarrhaus gibt es 22 Plätze. Im neuen Haus, dem „Potter’s House“ wird es nun 30 Plätze geben. Das Geld für das neue Projekt stammt größtenteils aus einer landesweiten Fernsehkampagne, die dem Blauen Kreuz Norwegen vor einigen Jahren zugute kam und das beschlossen hat, die Hälfte des Betrags für sich zu behalten und die Hälfte für Blaues-Kreuz-Projekte in anderen Ländern, die weniger gut aufgestellt sind, zu spenden. So hat das Blaue Kreuz in Rumänien knapp 400.000 Euro erhalten.

Weltweit sind im Verein 44 Länder vertreten. Laut Albert Moukolo sei das Geld an jenes Projekt vergeben worden, wo man sicher gewesen sei, dass es bestmöglich genutzt wird. „Wir kannten schon die Geschichte des Hauses Nazareth, es war eine unserer besten Geschichten. Obwohl wir skeptisch waren, haben wir uns entschieden, das Geld diesem Projekt zu geben. Ich kann nun zurückkehren und den Mitgliedern im internationalen Ausschuss sagen, dass das Geld bestens angelegt ist.“ In der Organisation pflege man ein neues Motto: „Doing it together“, es gemeinsam machen. „Und ja, hier kann ich jetzt sagen: Wir machen es gemeinsam.“

Hinzugekommen sind übrigens auch wichtige Unterstützungen von privaten Spendern, darunter von Walter Beier vom Blauen Kreuz der evangelische Kirche aus Deutschland. Mit Sachspenden half die Evangelische Suchtfachklinik Magdalenenstift in Chemnitz. Die Stiftung Bavaria Romania hat Möbel ins Land gebracht und hat 30 Betten, Tische und Stühle für das neue Haus zur Verfügung gestellt. Lux hob hier vor allem Walter Gebhardt hervor, der aber leider nicht dabei sein konnte. Bei der Feier dabei war auch Martin Braune  als Vertreter der Diakonischen Gemeinschaft Nazareth in Deutschland und der Bethel Stiftung, durch die eine Küchenausstattung von 12.000 Euro gespendet wurde.  Ein ehemaliger Patient hat alle Fensterbretter gespendet. „Letztendlich kommt es auf jeden Beitrag an  und in diesem Sinne muss ich vielen Spendern danken, dass das Haus soweit ist und hoffentlich in einem Monat bezogen werden kann“, sagte Lux.

Nach dem Imbiss mit musikalischer Untermalung von Adrian Corlaciu folgte der eigentliche Höhepunkt des Jahresfestes: eine Gesprächsrunde mit den ehemaligen Patienten, die erzählen durften, wie es ihnen in letzter Zeit ergangen ist.

Walter Beier betonte in einem Gespräch die Wichtigkeit  der Selbsthilfegruppen, die in Rumänien im Gegensatz zu Deutschland allerdings fehlen. Wichtig seien diese für die Patienten, die nach der Behandlung in der Klinik im weiteren Leben sich untereinander treffen und Gespräche führen können. Die Krankheit sei zwar weg, das Suchtgedächtnis bleibe aber auch weiterhin da. Beier gründete vor Jahren unter anderem eine Selbsthilfegruppe in Fogarasch.             

Werner FINK

 

Foto 1: Einweihung in Kleinscheuern: Zum 20. Jubiläum des vom Blauen Kreuz Rumänien betriebenen Nazareth-Hauses in Kleinscheuern wurde beim Jahresfest am Samstag ein neues Haus der Einrichtung eingeweiht. Lesen Sie dazu unseren Bericht auf Seite 3. Unser Bild: Dr. Holger Lux, Walter Beier, Jana Kupková, Mitglied des Netzwerkkomitees, Roald Hansen, Staatsbeamter in Norwegen, Albert Moukolo, Vorsitzender des Internationalen Blauen Kreuzes (v. l. n. r.) beim Durchschneiden des symbolischen Bandes.                                                       

Foto 2: Die norwegischen Partner überreichten Dr. Lux eine norwegische Flagge und eine Fahne des Norwegischen Blauen Kreuzes.      

Fotos: Werner FINK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.